Günter Wöhlers Corona-Initiative für Migranten stößt auf sehr große Resonanz.

Leonberg - Das hat eine richtige Lawine losgetreten. Es ist der Wahnsinn!“ Günther Wöhler kann es gar nicht so richtig fassen, dass seine Initiative für eine bessere Information über die Corona-Pandemie für ältere Migranten so eingeschlagen hat. „Der Text ist im Internet zigfach geteilt worden und mittlerweile in 13 verschiedene Sprachen übersetzt.“

 

Der Allgemeinmediziner aus Leonberg sorgt sich darum, dass gerade ältere Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht so recht verstehen, was es mit Corona auf sich hat. „Diese Menschen führen ihr häusliches Leben in ihrer Muttersprache“, hat Günther Wöhler nicht zuletzt in seiner eigenen Praxis beobachtet.

„Es ist selbst für überdurchschnittlich gebildete Menschen schwierig, die Komplexität der Krankheit zu verstehen“, sagt der Arzt, der für die SPD im Kreistag sitzt. „Leute mit nur mangelnden Deutschkenntnissen haben da echte Probleme.“

Ein Merkzettel in vielen Sprachen

Deshalb hat Wöhler einen Merkzettel zusammengestellt, in dem die Symptome von Covid-19 dargestellt und Verhaltens- und Therapieempfehlungen gegeben werden. Dieser, so seine Intention, in viele Sprachen übersetzt, könne bei Migranten mit mangelnden Deutschkenntnissen lebensrettend sein.

Nachdem unsere Zeitung darüber berichtet hatte, ließen die Reaktionen nicht lange auf sich warten. Yusuf Shoaib, der in Höfingen ein Übersetzungsbüro betreibt, erklärte sich sofort bereit, den Text in mehrere Sprachen zu übersetzen.

Doch nicht nur der professionelle Dolmetscher war dabei. „Ganz viele jüngere Migranten haben sich gemeldet“, berichtet Wöhler. „Manche von ihnen, die besser Deutsch als ihre Muttersprache können, haben andere Landsleute angesprochen. Einer hat sogar den Text in den Libanon geschickt, um eine möglichst wortgetreue Übersetzung zu erhalten.“

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Damit ist genau das eingetreten, was sich der Mediziner erhofft hat. „Mir geht es um den Mitmach-Effekt“, erklärt Wöhler. „Möglichst viele Menschen sollen sich an der Verbreitung des Textes beteiligen. Denn die meisten älteren Migranten wiederum sind nicht gerade internetaffin und sehr selten in Facebook oder anderen Foren und Gruppen unterwegs.“

Hier setzt der Arzt und Kommunalpolitiker auf deren Kinder: „Wenn es die jungen im Netz gesehen haben, können sie es ihren Eltern zeigen.“ Um seinem Corona-Leitfaden eine Art amtlichen Anstrich zu geben, hat er sich an das Leonberger Rathaus und das Landratsamt in Böblingen gewandt. Auf deren Homepages können die Übersetzungen Griechisch, Türkisch, Kurdisch, Persisch, Russisch, Rumänisch, Englisch, Spanisch, Arabisch, Farsi, Italienisch und Kroatisch ab sofort heruntergeladen werden.

„Bitte hängen Sie die Plakate auf!“

Denn jetzt, und das ist die zweite Phase der Wöhler’schen Strategie, sollen die Übersetzungen auch auf dem klassischen Weg weiterverbreitet werden. In Form von Plakaten in Apotheken, Arztpraxen, Läden und Supermärkten. „Um nicht zu viele Aushänge zu haben, wurden die Infoblätter auf drei Plakaten mit vier Sprachen zum Aushang zusammengefasst“, erklärt der Arzt. „Sie können einfach auf den Homepages der Stadt Leonberg und dem Landratsamt heruntergeladen und wegen der besseren Lesbarkeit in mindestens DIN A3 ausgedruckt werden.“

Dann liegt es an den Geschäften, zu einer noch größeren Verbreitung beizutragen. „Deshalb richte ich meine große Bitte an die Leiter und Mitarbeiter der großen Lebensmittelmärkte und an alle Inhaber der derzeit geöffneten Läden, Apotheken und Arztpraxen: Hängen Sie die Plakate auf! Ihre Geschäfte und Praxen sind derzeit die einzigen Plätze, an denen man die Menschen direkt erreichen kann.“ Wer nicht selbst ausdrucken kann, der kann sich an den Leonberger Arzt per E-Mail wenden: woehler@t-online.de

Keine Immunität, keine Medikamente

Doch nicht nur für Migranten sind die Informationen, die Wöhler zusammengestellt hat, hilfreich: „An der Grippe sterben in Deutschland jährlich mehr als 10 000 Menschen“, informiert der Mediziner. „Zur Corona-Epidemie besteht ein entscheidender Unterschied: Gegen Grippe ist ein Großteil der Menschen immun, das heißt sie werden nicht krank und stecken niemanden an. Gegen Corona gibt es noch keine Immunität und keine Medikamente.

Wenn man die Zahlen hochrechnet, müssen wir bei falschem Verhalten unserer Mitbürger mit zehn Millionen Kranken und mehr als 100 000 Toten rechnen!“

Wöhler erklärt auch, wie die Infektion verläuft: „Zwei Wochen nach Kontakt mit einem Virusträger wird die Erkrankung durch Symptome erkennbar, ansteckend ist man aber bereits Tage vorher. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Erkältung: Fieber, Husten, Halsweh, nur selten Schnupfen. Häufig riecht man schlechter und es gibt Durchfälle.“ Der Arzt unterstreicht die bekannten Regeln, um eine Infektion zu vermeiden: Zuhause bleiben, anderthalb Meter Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alte und Kranke schützen.

Kontakt und Infos

Infos: guenther.woehler@t-online.de, www.leonberg.de, www.lrabb.de/start/Aktuelles/coronavirus.html