Die Rektoren verweisen auf das Angebot im Ludwigsburger Kreisimpfzentrum – das aber zum 30. September schließt. Manche hoffen aber noch auf eine Aktion vor Ort.

Ludwigsburg - Die Tage des Kreisimpfzentrums (KIZ) sind gezählt. Am 30. September gehen die Lichter aus. Danach werden keine mobilen Impfteams mehr durch den Landkreis touren – zumindest vom KIZ aus. Mit der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) am 18. August, alle Zwölf- bis 17-Jährigen ohne Einschränkungen zu impfen, war der Weg für Impfaktionen an Schulen frei. „Die Möglichkeit, mit dem Kreisimpfzentrum Impftermine für Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren zu vereinbaren, haben wir auf Bitte des Landratsamts Ludwigsburg bereits Ende August an die weiterführenden Schulen in unserem Zuständigkeitsbereich weitergeleitet“, erklärt Sabine Conrad, die Leiterin des Staatlichen Schulamtes Ludwigsburg, zu dem zwei Grund- und Werkrealschulen, 16 Gemeinschaftsschulen, 20 Realschulen und 18 Sonder-pädagogische Bildungs- und Beratungszentren gehören.

 

Thema Impfen emotionalisiert

Allerdings: Wirklich viele solcher Aktionen an Schulen im Landkreis gab es nicht bislang nicht und wird es auch bis 30. September nicht mehr geben. Andreas Fritz, der Pressesprecher des Landratsamtes, führt vor dem Aus des KIZ noch sechs Termine an – vor allem an Beruflichen Schulen.

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Die Gründe sind unterschiedlich. Ursprünglich habe man zusammen mit der Stadt geplant, dass Impfbusse an die Schulen kommen, erklärt der geschäftsführende Schulleiter der Ludwigsburger Gymnasien, Mathias Hilbert. Dann habe der Landkreis aber auch auf das Kreisimpfzentrum verwiesen, an dem es vergangenes Wochenende beispielsweise auch eine extra Aktion für Kinder und Jugendliche gegeben habe. Was Hilbert richtig findet. „So finde ich es besser, denn es ist nicht gut, wenn das Thema Impfen an der Schule emotionalisiert wird und wir zwischen Geimpften und Ungeimpften unterscheiden“, betont Mathias Hilbert.

Impfen ist freie Entscheidung

Eine Haltung, die sich mit der Einschätzung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte deckt. Die Jugendlichen stünden in den Schulen sehr stark unter Gruppenzwang, so dass eine freie und unabhängige Entscheidung schwierig werde, argumentiert der Bundessprecher des Verbandes, der Kinderarzt Jakob Maske. Hausarztpraxen seien der richtige Ort für die Impfungen.

In Steinheim hätte man hingegen gerne eine Impfaktion für Schüler angeboten, informiert Bürgermeister Thomas Winterhalter. Aus den oben genannten Gründen aber nicht in der Schule, sondern im benachbarten Jugendhaus. Allerdings sei der Terminvorschlag des KIZ für den 15. und 16. September in der Kürze der Zeit organisatorisch nicht umzusetzen gewesen.

Mobile Impfteams von Stuttgart aus

Die Chancen auf einen Ersatztermine standen bis Dienstag schlecht, doch die Mitteilung des Sozialministeriums, ein Mobiles Impfteam (MIT) aus Stuttgart könne vom 1. Oktober an auch im Landkreis Ludwigsburg impfen, lässt hoffen. Die Kreisbehörde hat eine erneute Anfrage bei den Schulen gestartet. „Sobald wir den Bedarf aus den Rückmeldungen ermittelt haben, werden wir Impftermine in den Schulen durch das MIT aus Stuttgart vermitteln“, sagt Fritz. „Des Weiteren plant unser medizinischer Partner, das medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Dr. Kolepke und Kollegen, ein eigenes mobiles Impfteam vorzuhalten, um individuelle Schwerpunktimpfungen an unterschiedlichen Lokalitäten durchzuführen.“

Marbacher Gymnasium macht keine Aktion

Am großen Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium wird es keine Vor-Ort-Aktion geben. „Schon aus organisatorischen Gründen könnten wir dies bei der Größe unserer Schule nicht bewältigen“, begründet Schulleiter Volker Müller die Entscheidung. Aufs FSG gehen derzeit rund 2500 Mädchen und Jungs. Außerdem handele es sich um einen Bereich, findet auch Müller, der in der Verantwortung der Eltern bleiben sollte. Selbstverständlich unterstütze man aber die Impfungen als wichtige Maßnahme zur langfristigen Sicherung des Präsenzunterrichts und stelle für Impftermine auch frei.

Ist das Kreisimpfzentrum eine Hürde?

In Kornwestheim würden die weiterführenden Schulen den Heranwachsenden gerne ein Impfangebot machen. „Allerdings halten wir Aktionen an einzelnen Schulen für nicht so sinnvoll“, erklärt Gerhard Link, Rektor an der Philipp-Matthäus-Hahn Gemeinschaftsschule. Deshalb habe man am Dienstag in Richtung der Kommune den Wunsch geäußert, ob es denn nicht eine Aktion an einer zentralen, für alle Schulen gut erreichbaren Stelle geben könnte. „Der Weg ins Kreisimpfzentrum ist eine Hürde“, ist sich Link sicher. „Und wir müssen das Impfen doch so attraktiv wie möglich machen.“

Kornwestheims Oberbürgermeisterin Ursula Keck hat in Absprache mit den Rektoren der drei weiterführenden Schulen bereits Bedarf für Impfaktionen an drei Tagen angemeldet, um möglichst viele Jugendliche ab einem Alter von zwölf Jahren zu erreichen. „Ich begrüße eine gezielte Impfaktion“, sagt die Rathauschefin.

Wann ist im Kreisimpfzentrum Schluss?

Kreisimpfzentren
 Die 45 baden-württembergischen Impfzentren schließen wie geplant zum 30. September . Die Impfungen werden dann noch stärker als schon bisher durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie die Betriebsärzteschaft gemacht, teilt das Sozialministerium mit. Für eine Übergangszeit von drei Monaten wird es zusätzlich weiterhin Mobile Impfteams geben, um die Ärzteschaft zu unterstützen – bei der Verabreichung von Auffrischimpfungen von immobilen Personen sowie bei Impfungen an Schulen oder bei offenen Impf-Aktionen.

Auslastung
 Die Auslastung des Kreisimpfzentrums liegt laut dem Pressesprecher des Ludwigsburger Landratsamtes, Andreas Fritz, derzeit bei rund 450 Personen pro Tag. Voll ausgelastet wäre das Kreisimpfzentrum mit 2000. „Leider nimmt die Nachfrage tendenziell eher ab“, sagt er. Deshalb sei ein reibungsloser Übergang auf die niedergelassenen Ärzte wichtig.