Die Sportvereine in Fellbach und Kernen haben den Betrieb komplett eingestellt, und nicht nur Rolf Budelmann vom TSV Schmiden sorgt sich um die Folgen der Corona-Krise.

Fellbach/Kernen - Aus Angst vor Covid-19 ruht der Ligabetrieb in allen Sportarten seit dem Wochenende. Nun stehen in den Fitnessstudios die Räder ebenfalls still. Die Vereine in Fellbach und Kernen haben nach Training und Kursen auch die letzten Sportangebote eingestellt. Die finanziellen Folgen sind nicht absehbar.

 

Trainingsbetrieb wie üblich hat am Montag im Balance nicht geherrscht, obwohl das Fitnessstudio des SV Fellbach noch geöffnet hatte. Einige wenige strampelten auf Ergometern, einige wenige stählten die Muskeln an Geräten. Nachdem die Landesregierung am Mittag einen Erlass formuliert hatte, dass von Dienstag an der komplette Sportbetrieb eingestellt werden muss, war klar, dass es für unbestimmte Zeit die letzte Trainingseinheit im Balance gewesen war.

Das Betriebsverbot, das auch für die Kindersportschulen gilt, trifft die Vereine hart

„Wir haben erst mal bis Ende der Osterferien alle Aktivitäten eingestellt“, sagt Udo Wente, der SVF-Geschäftsführer. Der aktuelle Erlass hat allerdings Gültigkeit bis zum 15. Juni, also bis Ende der Pfingstferien, beinhaltet aber eine Ausstiegsklausel. Udo Wente hofft, dass es nicht so lange dauern wird. „Wir informieren uns jetzt, wie es rechtlich und versicherungstechnisch mit den Beiträgen unserer Mitglieder aussieht.“ Die bezahlten Gebühren für die abgesagte Osterfreizeit und für gebuchte Kindergeburtstage im Loop würden selbstverständlich zurückbezahlt.

Das Betriebsverbot, das auch für die Kindersportschulen gilt, trifft die Vereine hart. Vor allem den größten Fellbacher Verein, den TSV Schmiden, der nicht wenige hauptamtliche Strukturen aufweist. „Wenn die 3000 Mitglieder im Activity ihre Beiträge zurückfordern, weil sie nicht trainieren können, haben wir ein ernstes finanzielles Problem“, sagt Rolf Budelmann, der Geschäftsführer des TSV. Eine entsprechende Klausel in den Verträgen, der den Verein in Krisenzeiten wie diesen aus der Verantwortung nimmt, gibt es nicht. Die rechtliche Diskussion ist in vollem Gang. „Egal, wie die Debatte ausgeht, wir versuchen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, und sie zur Solidarität mit dem TSV zu ermutigen. Sonst schließen wir nicht nur vorübergehend“, sagt Rolf Budelmann.

Die finanziellen Auswirkungen der Krise sind nicht abzuschätzen

Wie der SVF prüft der TSV derzeit Anträge auf Kurzarbeit für die festangestellten Mitarbeiter. Auch um die Gesundheit seiner Leute ist Rolf Budelmann besorgt. „In der Geschäftsstelle haben wir alle, die konnten, ins Homeoffice geschickt. Vielleicht machen wir ab nächster Woche für den Publikumsverkehr ganz zu.“

Gabriel Bieg, der Geschäftsführer beim TV Oeffingen, hat nach dem Erlass ebenfalls sofort reagiert und das vereinseigene Oe-Fit auf dem Tennwengert am Montag geschlossen. Das Breitensportangebot aller Abteilungen und die Kurse im Oe-Fit waren bereits am Freitag ausgesetzt worden, vorerst bis zum 19. April. Die Geschäftsstelle bleibt zunächst geöffnet, Besucher benötigen aber einen Termin. Die finanziellen Auswirkungen der Krise sind nicht abzuschätzen, sagt Gabriel Bieg. „Es gibt die eine oder andere Anfrage, wie es mit den Beiträgen aussieht. Auch die Gehälter für Trainer und Spieler sind ein Problem für uns, und die Sponsoren sind verunsichert.“ Für kleine Vereine, so sein Fazit, könne die Krise furchtbar werden.

Der TV Stetten hat derweil die 50. Auflage des traditionellen Volkslaufs am 28. März abgesagt

Die Gemeindeverwaltung Kernen hatte dem Treiben im Sportpunkt der Spvgg Rommelshausen noch vor dem Erlass der Landesregierung Einhalt geboten. In einem Telefongespräch ordnete der Bürgermeister Benedikt Paulowitsch am Montagmorgen die sofortige Schließung der Einrichtung an, die im Januar 2019 eröffnet worden war. Die Situation stelle den Verein vor große Herausforderungen, sagt Rene Marek, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. „Wir appellieren an die sportliche Solidarität jedes Einzelnen. Wenn 2300 Mitglieder die Aussetzung oder Rückforderung ihrer Beiträge in Erwägung ziehen, haben wir nicht nur das Problem einer vorübergehenden Schließung unserer Einrichtungen.“

Der TV Stetten hat derweil die 50. Auflage des traditionellen Volkslaufs am 28. März abgesagt. „600 Läufer auf engstem Raum, das geht einfach nicht. Einen Ersatztermin werden wir kaum finden, aber im nächsten Jahr laufen wir wieder“, sagt Wolfgang Hoss, der Vorsitzende des TV Stetten. Sorgen bereitet ihm, dass die Kiss, in der hauptamtliche Sportlehrer beschäftigt sind, geschlossen ist. „Ich hatte am Montag die erste E-Mail einer Mutter im Postfach, die fragte, ob sie ihre Gebühren zurückbekommt, weil ihr Kind ja sechs Wochen keinen Sport machen kann.“