Die Geschäfte und Unternehmen in Fellbach kämpfen um ihre Existenz und halten die Verbindung zu ihren Kunden auf kreative Weise aufrecht. Viele bieten eine Beratung per Telefon an oder setzen auf Liefer- und Abholdienste.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Wer durch die Straßen geht, erlebt hautnah, wie sich eine tote Innenstadt anfühlt – die Rollläden der Geschäfte sind runtergezogen, die Läden bis auf wenige Lebensmittelgeschäfte und andere, die als systemrelevant eingeordnet wurden, geschlossen.

 

Die bestellte Ware kann nach telefonischer Terminabsprache unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsvorschriften abgeholt werden

Doch zahlreiche Plakate an den Ladentüren machen deutlich, dass die Inhaber mit Engagement dabei sind und weiter mit ihren Kunden in Verbindung bleiben wollen – auf neue Art und Weise. Viele bieten Abhol-, Liefer- oder Versanddienste an. So auch Susanne Zerweck-Locher, die ein Fachgeschäft für Porzellan und Haushaltswaren im Rathaus-Carrée und eine Filiale in der Bahnhofstraße führt. „Wir bieten unseren Kunden jetzt einen individuellen Beratungs- und Bestellservice über das vertraute Telefon, aber auch über Mail und über unsere Homepage an“, berichtet sie. Die bestellte Ware kann nach telefonischer Terminabsprache unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsvorschriften abgeholt werden. Alternativ wird die Ware mit dem Liefer- und Versandservice zugestellt. „Wir sehen unsere Ladengeschäfte als Beitrag zum öffentlichen Leben in Fellbach an, den wir nach der Krise gerne wieder anbieten möchten“, sagt die Geschäftsfrau. „Dazu benötigen wir aber die Unterstützung unserer Kunden, die unsere Angebote auch in Krisenzeiten annehmen und so den lokalen Einzelhandel weiter unterstützen, appelliert Susanne Zerweck-Locher.

An die Stammkunden werden frische Blumen zudem ausgeliefert

Am Freitag hat es schon geklappt. „Da haben einige unserer Kunden angerufen und sich beraten lassen“, erzählt sie. Doch sei die Resonanz mit dem regulären Ladenbetrieb nicht zu vergleichen. Daher hofft sie auf mehr Nachfrage: „Wir freuen uns sehr, wenn das Telefon klingelt.“ „Wir wollen den Menschen Mut machen“, sagt die Floristmeisterin Panja Belser, die mit ihrer Familie das gleichnamige Traditionshaus nahe des Bahnhofs führt. Vor der geschlossenen Tür steht ein Tisch, auf dem bunte Frühlingsgrüße – frische Tulpen aus eigener Produktion – zum Selbstkostenpreis mitgenommen werden können.

An die Stammkunden werden frische Blumen zudem ausgeliefert. Als schwierig hat die Floristmeisterin empfunden, dass laufend neue Bestimmungen gekommen seien. „Mit etwas Unverständnis“ sehe sie, dass größere Unternehmen öffnen dürften und ebenso frische Blumen verkaufen könnten. Panja Belser möchte aber zuversichtlich bleiben: „Unser Betrieb besteht seit 115 Jahren, es hat den Krieg überstanden. Die Tradition verpflichtet auch.“

Die laufenden Fixkosten würden viele nicht mehr aufbringen können

„Wir sind täglich per Telefon und E-Mail erreichbar“, sagt die Buchhändlerin Gudrun Lack. Der Laden ist zu, „im Innern arbeiten wir weiter für unsere Kundschaft wie viele andere Unternehmen auch.“ Das müsse auch so sein, um die Arbeitsplätze zu sichern, sagt die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Rathaus-Carrée. Bücher-Lack habe seit Jahren einen Bestell- und Lieferservice, der werde jetzt ausgebaut. Lack betont, wie sehr es nun auf jeden Kunden ankomme. „Jetzt ist jeder gefordert, bewusst zu entscheiden, ob man die lokalen Unternehmen unterstützt anstatt bei Amazon zu bestellen.“ Was sie freue, seien „viele solidarische Kunden.“ „Die Situation ist gerade für alle sehr schwierig“, sagt Sonja Zielke, die Sprecherin der Werbegemeinschaft nördliche Bahnhofstraße, die ein Geschäft für Seidenblumen und Geschenkideen führt. „Jeder Euro ist jetzt wichtig, der dem lokalen Handel zugute kommt“, sagt auch sie. Manche Händler müssten hohe Mieten zahlen. Die laufenden Fixkosten würden viele nicht mehr aufbringen können. Es sei Schlag auf Schlag gegangen: Die Messe fiel aus, das Maikäferfest wurde abgesagt. „Man muss die Ware beim Lieferanten bezahlen, kann sie dann aber nicht verkaufen“, schildert sie das Dilemma. Am Freitag blieb es in ihrem Geschäft recht ruhig. „Zwei Bestellungen hatten wir am Tag“, berichtet sie. Telefonisch ist sie im Laden von Montag bis Freitag von 9.30 bis 12.30 Uhr erreichbar und über die Homepage. Viele Händler hätten ihre Internetseiten aktualisiert, sodass zu sehen ist, wie ihr Abhol- und Lieferservice funktioniert. Ihr Appell: „Wir müssen es jetzt alle miteinander versuchen, dass wir nach der Krise keine leeren Innenstädte haben.“