Für viele ist es der schönste Tag im Leben – und oft lange im Voraus geplant. Nun durchkreuzt das Coronavirus die Hochzeitspläne vieler Paare. Was gilt für die Feste im Sommer?

Stuttgart - Die Einladungskarten sind lange verschickt, das Menü steht und die Deko ist bestellt. Doch nun durchkreuzt die Corona-Pandemie viele Hochzeitspläne. In vielen Standesämtern sind – abgesehen vom Brautpaar – nicht einmal mehr Familie und Trauzeugen zugelassen. Für Paare, die im Sommer feiern wollten, stellt sich nun die Frage: Verschieben oder trotzdem heiraten? Die wichtigsten Antworten dazu.

 

Wie reagieren Brautpaare in dieser Situation?

Angie König und ihr Mann haben im Februar standesamtlich geheiratet, die große Feier war für Juni geplant. „Wir sind eigentlich gerade in der Phase, wo wir alles dingfest machen“, erzählt die 29-Jährige. Nun haben sie die Hochzeit auf nächstes Jahr verschoben – „weil alles so unsicher ist“. Auch das ist aber nicht ganz einfach. Oft müsse man die Termine mindestens ein Jahr im Voraus blocken. Locations, Trauredner und Fotografen sind schnell ausgebucht, gerade jetzt, wenn viele Paare ihre Feiern verschieben. Denn auch im kommenden Jahr gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Tagen – aber unter Umständen ein Vielfaches an Hochzeitspaaren. Deswegen überlegen die Beiden sogar, ihre Hochzeit auf Frühjahr 2022 zu verlegen.

Auch so manche Location in Stuttgart empfiehlt bereits, die für den Sommer geplante Feier zu verschieben. „Die Hochzeiten werden einfach alle komplett um ein Jahr verschoben“, erzählt ein 30-Jähriger, der eigentlich im Juni in einem Stuttgarter Waldheim feiern wollte. So ändert sich immerhin nicht so viel an der Planung: Das Menü und der Ablauf können einfach bestehen bleiben, ein Ringen um die Termine entsteht nicht. „Wir gehen nicht davon aus, dass uns durch das Verschieben große Kosten entstehen – das ist ja höhere Gewalt“, sagt der junge Mann. Er ist optimistisch, dass auch Fotograf und Band einfach ein Jahr später zur Hochzeitsparty kommen. „Die Einladungskarten lassen sich natürlich trotzdem nicht mehr verwenden“, sagt die Chefin des Waldheims, in dem jeden Sommer viele Feste stattfinden.

Was sagen die Hochzeitsplaner?

„Aktuell können Hochzeiten natürlich nicht stattfinden“, sagt Jacqueline Deininger, Hochzeitsplanerin aus der Nähe von Reutlingen. „Wir verschieben derzeit alle Hochzeiten bis zum 15.06.2020“. Das entspricht den Auflagen der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg, nach welcher Ansammlungen von mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit und von mehr als fünf Personen außerhalb des öffentlichen Raums verboten sind. „Lediglich unsere Hochzeiten ab Juli planen wir im Moment weiter“, sagt Jacqueline Deininger.

Ob der Juli noch betroffen sei oder vielleicht sogar das gesamte Jahr 2020, könne man derzeit noch nicht voraussagen, sagt auch Svenja Schirk vom Bund deutscher Hochzeitsplaner. „Wir sehen aber, dass insbesondere die Ungewissheit für Brautpaare sehr kräftezehrend ist und ihnen all die Freude auf ihren Hochzeitstag raubt. Deshalb ist eine Verschiebung und somit Klarheit oftmals eine große Erleichterung für sie.“ In der Regel würde die Feier dann einfach um ein Jahr verschoben.

Was gilt für Trauungen im Standesamt?

Eine normale Trauung ist derzeit in keinem Standesamt mehr möglich. Im Standesamt Stuttgart etwa ist für die Trauung nur noch das Brautpaar selbst zugelassen. „Das gilt bis auf Weiteres“, sagt Verena Rathgeb-Stein, Leiterin des Stuttgarter Standesamtes. Wie es in den Sommermonaten weitergehe, hänge von den Regelungen der Landesregierung ab. Betroffene Paare werden derzeit angerufen und informiert, neue Termine werden aktuell nicht vergeben. „Ungefähr ein Drittel der Hochzeitspaare verschiebt derzeit den geplanten Termin, weil sie nicht ohne Gäste feiern wollen“, sagt Rathgeb-Stein.

Auch in München werden bereits vereinbarte Termine für die Trauung noch durchgeführt, wird auf dem Stadtportal informiert. Allerdings ohne Trauzeugen oder Gäste – nur das Ehepaar und gegebenenfalls ein Dolmetscher dürfen bei der Feier dabei sein. Man will im Hinblick auf die Ansteckungsgefahr auf Nummer sicher gehen: „Bitte bringen Sie zur Eheschließung eigene Kugelschreiber mit“, heißt es.

Anders als in München ist im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick den Angaben zufolge noch ein Fotograf erlaubt. Aber auch hier müssen Trauzeugen draußen bleiben. In Frankfurt sitzen in den Standesämtern, die noch geöffnet haben, die Beamten hinter Glas, um sich vor einer Ansteckung zu schützen, wie die Behörde mitteilte. Auch hier sind keine Gäste oder Fotografen gestattet. Die Paare, die bereits einen Termin zur Trauung haben, würden kontaktiert, ob sie ihren Termin auch unter diesen Umständen noch wahrnehmen wollen. Neue Termine werden wie in Stuttgart vorerst keine gemacht.

Was bedeutet das für die Branche?

Das Thema trifft nicht nur Brautpaare, sondern eine ganze Branche. Viele Existenzen seien bedroht, nicht nur bei Hochzeitsplanern, sondern auch bei Stylisten, Fotografen und den Betreibern von Veranstaltungsorten, sagt Svenja Schirk vom Bund Deutscher Hochzeitsplaner. „Wir als Dienstleister haben Angst um unsere Existenz – denn die Umsatzeinbußen sind enorm“. Wie es weitergeht, ist auch hier offen: „Vielleicht kommen nach der Krise viele Heiratsanträge, weil sich alle freuen, dass es überstanden ist – oder aber die Paare wollen dann erstmal ihr Geld zusammenhalten und verzichten auf eine Hochzeit“, meint Hochzeitsplanerin Marie Alseben. Sie hofft auf ersteres und blickt positiv in die Zukunft, denn: „Gerade in Krisenzeiten wie jetzt ist es toll zu merken, wie sehr sich die gesamte Hochzeitsbranche gegenseitig unterstützt.“