Vom Kaiser & Schmarrn in Stuttgart bis zum Lamm in Aspach, vom Hipster-Café bis zum Sterne-Restaurant: Diese Lokale haben die Corona-Krise in 2020 nicht überstanden.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Ein außerordentliches Jahr geht zu Ende, in dem die Corona-Pandemie zu vielen dauerhaften Schließungen geführt hat. Auch und besonders in der Gastronomie, wobei festzuhalten ist, dass die Einschränkungen und Shutdowns häufig nicht der alleinige Grund für das Ende einer Location waren, sondern „nur“ den letzten Ausschlag gegeben haben. Eine Auswahl der Betriebsaufgaben 2020, denen – so steht zu befürchten – 2021 weitere folgen werden.

 

Lamm Aspach

Jüngstes Opfer der Corona-Krise ist das Lamm in Großaspach (Rems-Murr-Kreis). Eine Woche vor Weihnachten teilte der Chef Alexander Hilt via Facebook mit: „Der zweite Lockdown sowie die gegebenen Umstände machen es leider nicht mehr möglich, den Betrieb so weiterzuführen, wie wir es uns erwünschten“. Dabei hatten Hilt und sein Team die Traditionsgaststätte mit einem anspruchsvolleren Konzept zu neuem Leben erweckt, was heuer vom Guide Michelin mit einem Bib Gourmand und vom Gourmetführer Gusto mit einer Bewertung von 5 Pfannen mit Bonuspfeil anerkannt wurde.

Top Air

Mitte Dezember hat die Wöllhaf-Gruppe das Aus fürs Top Air verkündet, dem weltweit einzigen Flughafenrestaurant mit einem Michelin-Stern, dies 28 Jahre in Folge. Mit Top-Air-Küchenchef Marco Akuzun verliert Stuttgart den Koch, der im Gusto mit 9 Pfannen am höchsten bewertet war. Der Gault & Millau zog diesen November mit 17 Punkten nach, worüber sich Akuzun auch deswegen nicht freuen kann, weil in dieser Saison kein Tester dagewesen sein konnte – das Top Air war bereits seit März nicht mehr geöffnet.

Alte Hupe

Nach 44 Jahren Gastronomie und 23 Jahren Alte Hupe hat sich Jost Schwab im Dezember zum Rückzug entschlossen. Seine Lokal in einem Souterrain in Heslach war vor allem wegen des Mittagstischs und schwäbischen Klassikern wie Gaisburger Marsch und Leberschnitzel beliebt. Schwab wollte eigentlich noch ein, zwei Jahre weitermachen, doch letztlich war der zweite Corona-Shutdown der Anlass, endgültig aufzuhören.

Lichtblick

Nach zwanzig Jahren haben Anfang Dezember die Betreiber des Bar- und Restaurant-Konzepts Lichtblick im Stuttgarter Westen den Schlussstrich gezogen. Corona habe „das angeschlagene Fass zum Überlaufen gebracht“, sagen Dirk Geiger und Philipp Honstetter, aber „unser Baby“ soll in „gute Hände“ übergeben werden. Irgendwann wird es also irgendwie weitergehen in der Location in der Reinsburgstraße, die auch mit ihrem schönen Hinterhof punkten kann.

Café Holzapfel

Die Geschwister Moritz und Nina Holzapfel haben sich Ende Oktober von ihrem Café verabschiedet, das sie aus der ehemaligen Fluxus-Passage in die Calwer Straße hinübergerettet hatten. Die Corona-Einschränkungen und die damit verbundenen Umsatzeinbußen hätten dazu geführt, dass das Café Holzapfel nicht mehr wirtschaftlich gewesen sei. Somit haben viele junge Stuttgarter eine Lieblingsadresse verloren.

Rote Kapelle

Nach fast zwanzig Jahren hat Cordelia Seitz Mitte August die Reißleine für ihre Rote Kapelle am Feuersee gezogen. Die hohe Pacht und andere Fixkosten hätten durch Corona-bedingt zu wenige Gäste nicht mehr erwirtschaftet werden können. Statt spanischer Tapas gibt es im Stuttgarter Westen in Zukunft einmal mehr italienische Spezialitäten.

Roter Hirsch

Schon im April hat sich Christian List von seinem Roten Hirsch in der Esslinger Altstadt verabschiedet. Seine Filialen in Bad Cannstatt und Fellbach aber werden weiter betrieben. Neben den Einschränkungen durch Corona war auch der fehlende Außenbereich ein Problem der schönen Location in der Alten Zimmerei.

Cosmopolita

Ebenfalls im ersten Shutdown musste Salvatore Marrazzo mit seinem Cosmopolita am Esslinger Marktplatz in die Insolvenz gehen. Neben zu wenigen Gästen unter der Woche und einem Wasserschaden war auch hier Corona letztlich ausschlaggebend. Sein Accanto in unmittelbarer Nachbarschaft will Marrazzo aber aufrechterhalten.

Kaiser & Schmarrn

Mit dem ersten Shutdown hat auch das Kaiser & Schmarrn im Bohnenviertel leise Servus gesagt. Marcel Jetter musste das erst 2018 gestartete Projekt, in dem ab 22 Uhr die namensgebende Mehlspeise serviert wurde, aufgeben. Dies ist umso bedauerlicher, weil zuvor schon Kerns Pastetchen des im Herbst 2019 verstorbenen Josef Kern geschlossen worden war und österreichische Spezialitäten nun nur noch ganz vereinzelt in der Stadt zu finden sind.