Erst haben viele Verbraucher Getränke in Mehrweggebinden in großen Mengen auf Vorrat gekauft, jetzt fehlen den Abfüllern die Flaschen, um schnell in großer Menge wieder Nachschub liefern zu können.

Filder - Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf den Getränkehandel. Es fehlt derzeit vor allem an Mehrwegflaschen, da viele Verbraucher zum Beginn der Corona-Pandemie mehr Getränke gekauft haben und somit viele Mehrwegflaschen dem sonst gegebenen Kreislauf entzogen wurden. Den Firmen fehlt nun teils das Leergut zur Wiederbefüllung. Einige Mineralbrunnen liefern Händlern daher nur noch so viele frisch abgefüllte Kisten, wie sie im Gegenzug an Leergut erhalten.

 

Anfängliche Turbulenzen haben sich gelegt

René Kappel von der gleichnamigen Getränkehandlung in Steinenbronn, sieht nach den erheblichen Turbulenzen, die es von Mitte März an vorübergehend im Getränkehandel gab, inzwischen wieder eine Entspannung. „Anfangs wurde deutlich mehr als sonst eingekauft, vor allem lang haltende Getränke“, sagt Kappel. „Die Leute haben inzwischen aber gemerkt, dass es auch weiterhin alles bei uns gibt.“ Gut angenommen werde die kostenfreie Lieferung nach Hause. „Auch wir wollten unseren Beitrag leisten und haben, damit auch Leute, die nicht raus wollen oder können, ihre Getränke bekommen, die Mindestbestellmenge von vier Kästen derzeit abgeschafft“, sagt Kappel.

Was ihn freut: Mit Neukunden habe man nur gute Erfahrungen beim Thema Bezahlung gemacht, denn die Kästen seien ja ohne direkten Kundenkontakt mit Rechnungen ausgeliefert worden. Die Kunden hätten meist schnell gezahlt, „unser Vertrauen wurde belohnt“, so Kappel. Dass man inzwischen keine Großkunden mehr beliefere, dafür aber deutlich mehr Privathaushalte, sei indes eine ungewöhnliche Situation.

Die Versorgung ist grundsätzlich gesichert

„Die Versorgung ist gesichert, aber manche Hersteller füllen zeitweise zum Beispiel nur Medium-Wasser und kein Stilles ab, oder umgekehrt“, erklärt Hans-Peter Kastner von Getränke Kastner in Stuttgart-Vaihingen. An den Aktionen des Getränkehändlers, der bundesweit bekannt wurde, da er aus Umweltschutzgründen auf Plastik-Einwegflaschen verzichtet, kann man die aktuelle Leergut-Lage immer sehr gut ablesen. Zunächst verteilte er an seine Kunden Klopapier, um darauf aufmerksam zu machen, dass genügend vorhanden ist und natürlich um die Kunden auch in Krisenzeiten zum Getränkeeinkauf zu animieren. Als der Aufschrei der Getränkehersteller kam, dass das Leergut fehlt, gab es Klopapier für alle, die ihre leeren Kisten zurückgebracht haben – mit Erfolg: „Es kam tatsächlich viel mehr Leergut zurück.“ Inzwischen wandern die leeren Kisten laut Kastner auch ohne den besonderen Anreiz langsam wieder in Richtung der Hersteller.

Nicht alle können eine deutliche Entspannung spüren

Michael Hartmann, Geschäftsführer des Degerlocher Getränkefachhandels Beilharz, kann eine Entspannung beim Leergut indes noch nicht so richtig erkennen. „Die Kisten und Flaschen stehen jetzt im Keller“, sagt er und mutmaßt, dass viele Haushalte ihre aufgestockten Vorräte vorerst auch halten. Das könne, wenn es wärmer werde, zu einem Problem führen. Ähnlich sieht das auch Kastner: „Wenn es jetzt noch ungewöhnlich heiß wird, könnten die Flaschen schnell wieder knapp werden“, sagt der Getränkehändler.

Kastner ist ein wenig bange vor den Pfingst- und Sommerferien: Dann könnte es nicht nur heiß werden, sondern viele Leute werden anders als in den Vorjahren nicht in den Urlaub fahren und ihr Getränk hier trinken statt in Italien am Strand. Diese Sorgen hat auch Hartmann: „Schon jetzt bekommen wir bei manchen Abfüllern nur so viele Kisten neuer Getränke, wie wir an Leergut abgeben“, sagt er. Das sei für die Händler zwar schwierig, viele Kunden verhielten sich aber pragmatisch. „Die greifen dann eben zu anderen Marken.“ Insgesamt gebe es ja keinen Engpass.

Umsatz mit Gastronomie oder Kantinen ist weggebrochen

Weil das Geschäft mit Firmen, Restaurants oder Kantinen weggebrochen sei – „wir haben einen Umsatzeinbruch von rund 60 Prozent“, so Hartmann –, seien die 25 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Markus Wolff, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft Deutscher Brunnen, glaubt, dass der Engpass beim Leergut weitgehend überwunden ist. „Es kehrt wieder eine Normalisierung ein.“ Die Versorgung mit Getränken, so sagt er, sei zu keiner Zeit gefährdet gewesen. Die Situation habe eben jener mit extremen Hitzeperioden im Sommer entsprochen.

Thomas Fritz, Geschäftsführer und Gesellschafter bei Ensinger, bewertet die aktuelle Lage ähnlich. „In der dritten Märzwoche wurden teils abenteuerliche Mengen gekauft“, sagt Fritz. Danach folgte der erwartete Einbruch der Verkaufszahlen. Die Leergut-Rückgabe hinke ein wenig hinterher, pendele sich aber langsam wieder ein. Trotzdem appelliert Fritz an die Kunden, das Leergut schnell zurückzugeben. Denn neue zusätzliche Flaschen ins System einzuführen, sei teuer und zeitaufwendig: „Da hat man Vorlaufzeiten von bis zu einem halben Jahr“, so Fritz. Kurzfristig sei da nur wenig möglich – um so wichtiger sei es, dass die leeren Flaschen zurückkämen.