Am 4. Mai beginnt für die Abschlussklassen wieder der Unterricht. Doch von Normalität kann noch lange keine Rede sein, denn es gelten strenge Sicherheitsregeln. Drei Rektoren erzählen, was das für sie, ihre Kollegen und die Jugendlichen bedeutet.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder - Als „vielfältig und nicht endend“ beschreibt Nadia Bescherer-Zeidan, die Rektorin der Vaihinger Robert-Koch-Realschule, ihren derzeitigen Arbeitsalltag. In den vergangenen Tagen war sie viel mit dem Zollstock im Schulhaus unterwegs. Um auszumessen, wie viele Schüler in ein Klassenzimmer passen, wenn der Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten werden muss. Um zu überlegen, wie Tische und Stühle gestellt werden können. Wie breit sind die Gänge, und wo müssen Einbahnstraßen ausgewiesen werden, weil der Korridor zu schmal ist? Bescherer-Zeidan hat Klebeband bestellt, um entsprechende Markierungen auf dem Fußboden aufzubringen, so wie man es mittlerweile von Supermärkten kennt. „Die Jugendlichen brauchen ein optisches Signal“, sagt sie.

 

In der kommenden Woche kehren die Abschlussklassen an ihre Schulen zurück. So hat es die Landesregierung beschlossen. Im Falle der Robert-Koch-Realschule sind das 128 Neunt- und Zehntklässler aus insgesamt acht Klassen. „Wir haben große Klassen, darum müssen wir diese dreiteilen und 24 Gruppen bilden“, sagt die Rektorin. Geplant ist, dass an zwei Tagen die Neunt- und an zwei Tagen die Zehntklässler kommen. Diese machen dann vormittags intensiv Unterricht. Gelehrt werden vorerst nur die Hauptfächer Mathe, Deutsch und Englisch. Es gibt nur kleine Zehn-Minuten-Pausen in den Klassenzimmern und keine Pausenversorgung. Die Mädchen und Jungen müssen sich selbst ein Vesper mitbringen. Der fünfte Tag an der Schule ist für die Jugendlichen reserviert, die aus unterschiedlichen Gründen mit dem Homeschooling nicht so gut zurechtkommen.

An den Gymnasien lernen die Abschlussklassen in Kursen

Auch für die Abschlussklassen an den Gymnasien beginnt am 4. Mai wieder der Unterricht. Doch während es an der Realschule feste Klassenverbände gibt, lernen die Elft- und Zwölfklässler in Kursen. Das bedeutet, dass jeder Schüler seinen eigenen Stundenplan hat und die Zusammensetzung der Gruppen ständig wechselt. Für Frank Bäuerle, den Rektor des Hegel-Gymnasiums, ist das eine besondere Herausforderung. Denn zwischen der Belegung eines Klassenzimmers mit zwei verschiedenen Kursen, also mit unterschiedlichen Schülern, müssen mindestens 48 Stunden liegen. „Darum machen wir Blockunterricht. Also einen Deutsch- und einen Mathetag und so weiter. So haben wir eine möglichst geringe Varianz zwischen den Gruppen“, sagt Bäuerle. Auch am Hegel-Gymnasium werden nicht alle 120 Schüler gleichzeitig vor Ort sein. Mal dürfen beziehungsweise müssen die Elft- und mal die Zwölftklässler ran. Und ebenso wie an der benachbarten Robert-Koch-Realschule beginnt der Unterricht versetzt. Das Ziel ist es, alles so gut wie möglich zu entzerren. Oberstes Gebot ist es, die Abstandsregeln einzuhalten. Dafür werden auch am Hegel bestimmte Laufwege mit Klebeband ausgewiesen.

Susanne Schneider-Frey, die Rektorin des Leinfeldener Immanuel-Kant-Gymnasiums, bezeichnet ihre Lage als „vergleichsweise komfortabel“. Denn sie kann an ihrer Schule an vielen Stellen aus zwei Klassenzimmern eines machen, indem sie eine Trennwand beiseite schiebt. „Dadurch müssen wir keine Kurse teilen und können trotzdem die Abstandsregeln einhalten“, sagt die Rektorin. Das bedeutet, dass sie keine zusätzlichen Kollegen einsetzen muss.

Außerdem sei die Schule groß genug, dass alle Elft- und Zwölftklässler gleichzeitig kommen können. Sie gelangen durch drei Eingänge ins Schulgebäude. Ein Problem ist aber der Weg dorthin, denn viele kommen mit dem Bus. Schneider-Frey musste melden, wie viele genau. Sie geht davon aus, dass die Verantwortlichen die Situation in der ersten Maiwoche beobachten und dann gegebenenfalls weitere Busse einsetzen, damit es nicht zu eng wird in den Fahrzeugen.

Das Einhalten der hygienischen Standards sei das kleinere Problem

Alle drei Schulleiter betonen, dass das Einhalten der hygienischen Standards das deutlich kleinere Problem ist. In allen Klassenzimmern gebe es Waschbecken und Seife, ebenso in den Sanitärräumen. Die Toiletten würden besonders gründlich und gegebenenfalls häufiger gereinigt und desinfiziert. Die Hausmeister würden das akribisch kontrollieren. Warmes Wasser gibt es in den Schulen nicht oder nur teilweise. Doch das ist auch nicht vorgeschrieben. Die Experten raten lediglich, sehr häufig und sehr gründlich die Hände zu waschen.

Seit dem 27. April müssen die Menschen in Baden-Württemberg in Bus und Bahn sowie in Läden einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die beiden Vaihinger Rektoren verpflichten die Jugendlichen an ihren Schulen nicht dazu. Aber wer wolle, dürfe selbstverständlich eine Alltagsmaske tragen, sagen sie. Am IKG bekommt jeder eine Maske zur Verfügung gestellt. Der Schulträger hat das IKG mit ausreichend Masken versorgt. Das Tragen der Maske im Unterricht ist freiwillig, in der Pause ist es jedoch Pflicht. Denn am IKG wird es auch große Pausen auf dem Hof geben. Allerdings nur unter strenger Aufsicht, wofür viel Personal eingesetzt werde, betont Schneider-Frey.