Nach jahrelangem Warten wird das Leinfelder Jugendhaus nun endlich neu gebaut. Doch wegen der Corona-Krise läuft auch jetzt nicht alles nach Plan.

Leinfelden - Lose Fensterrahmen, ein paar dunkle Holzlatten und jede Menge verbogenes Metall: Ein Baggerfahrer hat vergangene Woche noch die Reste der Gebäudehülle in einen Container geschaufelt, der an der Max-Lang-Straße steht. Das Jugendzentrum Areal, in dem mancher Sozialarbeiter Jahrzehnte gearbeitet hat, das zum Stadtbild von Leinfelden gehört hat und in dem sich bis vor wenigen Wochen noch bis zu 50 Jugendliche getroffen haben, ist verschwunden.

 

Handwerker haben ganze Arbeit geleistet und das Haus, dessen Lack schon lange ab war und seit 2008 als Sanierungsfall galt, Stück für Stück abgebaut. Wenn alles nach Plan läuft, wird im Sommer mit dem Bau des neuen Jugendhauses samt Kindertagesstätte begonnen. „Wir freuen uns schon sehr auf den Neubau“, sagt Jugendhausleiter Jürgen Metzger. Jahrelang hat das Team auf diesen Moment gewartet. Bereits vor zehn Jahren hatte der Gemeinderat beschlossen, das Areal im Zuge der Erschließung des Neubaugebietes Schelmenäcker lieber neu zu bauen, anstatt zu sanieren.

Immer wieder war der Neubau zum Greifen nahe und wurde dann doch wieder verschoben. Als das Jugendhaus-Team dann vor einigen Wochen tatsächlich die Räume räumen musste, „war schon sehr viel Wehmut dabei“, sagt Metzger. Besonders bitter: Die vielen Menschen, die zu dem Haus und den Leuten dort über Jahre hinweg eine emotionale Bindung aufgebaut und gepflegt haben, konnten sich nicht richtig verabschieden. Das Fest, das zu diesem Zweck am letzten Märzwochenende geplant war, musste aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden. „Als dies klar war, war die Enttäuschung schon groß“, sagt er.

Ein Abschied ohne Fest

Erst im Herbst 2021 wird das neue Areal seinen Betrieb aufnehmen können. Bis dahin sollte die Jugendarbeit in Interimsgebäuden untergebracht werden. Doch auch diesen Plänen hat die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sämtliche öffentliche Einrichtungen wurden von einen Moment auf den anderen geschlossen.

Immerhin haben Metzger und sein Team einige Rechner in einem Raum der Ludwig-Uhland-Schule aufbauen können. Ein kleines Büro ist eingerichtet. Von hier aus halten die Areal-Mitarbeiter Kontakt zu den Jugendlichen, die bis zuletzt weitgehend auf Treffen mit ihren Freunden und anderen Bezugspersonen verzichten mussten. Die Mitarbeiter führten telefonische Gespräche, sind auf Instagram aktiv. „Viele Kinder und Jugendliche sitzen zu Hause und haben – genauso wie die Erwachsenen – Angst. Sie müssen in beengten, teils schwierigen Verhältnissen ausharren“, sagt der Jugendhausleiter. „Und haben dies bisher ganz toll gemeistert. Dennoch brauchen sie manchmal einfach jemand, der ihnen zuhört“, sagt er.

Ein virtueller Treffpunkt

Von diesem Büro aus versucht das Team, auf digitalen Wegen da zu sein für ihr „Stammpublikum“, wie der Jugendhausleiter sagt. „Wir wollen virtuelle Räume der Begegnung schaffen. Eine Art virtuelles Jugendhaus, wo sich junge Menschen treffen können.“ Durch die Lockerung der Corona-Regeln werden nun zumindest wieder Einzelgespräche zwischen Mitarbeiter und Jugendlichen von Angesichts zu Angesicht möglich sein.