Literaturhäuser zu, Messen abgesagt, Buchhandlungen geschlossen: wer sich in diesen Tagen über das einsame Lesen hinaus literarisch vergesellschaften will, ist auf das Internet angewiesen. Ein virtueller Spaziergang durch die Literaturlandschaft in Corona-Zeiten.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Das Virus mag einen langen Atem haben, aber das Netz ist unendlich. Dort hat nun auch der Teil des literarischen Lebens Obdach gefunden, der ohnehin nicht schon auf Blogs, sozialen Medien und anderen Online-Dependancen zuhause ist. Dass man immer nur einen kleinen Ausschnitt des Ganzen erschließen kann, gehört zur Natur der Sache, nicht nur in Corona-Zeiten.

 

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Die Situation des Lesers im virtuellen Panoptikum erinnert ein wenig an das, was der französische Philosoph Michel Foucault als dem modernen Überwachungsstaat zugrundeliegendes Konzept beschrieben hat: ein Betrachter hat alle anderen im Blick. Tatsächlich hat hier der Begriff Panoptikum seinen Ursprung, im Gefängnis wurde das Prinzip idealtypisch realisiert. Doch es funktioniert auch in umgekehrter Richtung, als gigantischer Ausbruchsversuch aus virenbedingter Isolation. Das Panoptikum als Freiheitsraum innerhalb einer Pandemie.

Literarisches Panoptikum

So blickt man derzeit aus seinem Wohnzimmer in unzählige andere, in denen bekannte und weniger bekannte Autoren aus ihren Büchern lesen, chatten, Schreibkurse geben. In unserer Bildergalerie finden Sie einen Bummel durch einzelne Regionen dieses literarischen Panoptikums.

All dies ist nur ein kleiner Ausschnitt, der die Fülle, den Reichtum und die Bedeutung nur ahnen lässt, die die Literatur für unser Leben hat. Und so bunt und munter hier im Virtuellen manches erscheint, so ernst ist für viele Schreibende durch Corona der Überlebenskampf in der analogen Welt geworden. Woran wir teilhaben ist ein Schiffbruch mit Zuschauer.