Der Buchhandel darf früher regulär wieder öffnen als der übrige Handel, denn sie werden dem „Einzelhandel des täglichen Bedarfs“ zugerechnet. Das freut die Buchhändler allerdings nicht nur.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Der Buchhandel darf unabhängig von Inzidenzen ab dem 8. März wieder öffnen, denn all diese Geschäfte werden ab sofort dem „Einzelhandel des täglichen Bedarfs“ zugerechnet. „Wir freuen uns sehr darüber“, sagt Christian Riethmüller, Geschäftsführer der Buchhandlungskette Osiander. Er sei jedoch verärgert, dass die Regierung es nicht geschafft habe, Impf- und Teststrategien zu entwickeln, die es erlaubten, den gesamten Handel wieder zu öffnen. „Für Osiander bringt die Erlaubnis, früher zu öffnen, nur kurzfristig was – langfristig veröden die Innenstädte, wenn Handel, Gastronomie und Kultur nicht bald aus dem Lockdown kommen“, sagt Riethmüller, der in der Coronakrise bisher vier seiner 70 Läden schließen musste. „Die liefen schon vor Corona nicht gut, aber der Lockdown war ihr endgültiges Aus.“

 

Dennoch sei Osiander mit einem blauem Auge davongekommen, aber nur, da man drastisch gespart habe und etwa in Kurzarbeit ging. „Wir haben 2020 keine Überbrückungshilfe bekommen, obwohl wir neun Millionen Euro weniger Umsatz gemacht haben. Hilfe gibt es aber erst ab einem Umsatzeinbruch von mindestens 30 Prozent in einem Monat – wir lagen im Dezember bei minus 28,7 Prozent .“ 2021 flossen laut Riethmüller erstmals Gelder.

„Ich sehe bei den Öffnungen keine klare Linie“

Doris Siegle, Inhaberin der Markusbuchhandlung im Stuttgarter Süden, freut sich, dass ihre Kunden bald wieder bei ihr stöbern können. Andererseits sei auch ihre „Treppenhaus-Buchhandlung“ gut angenommen worden: Siegle hat während des Lockdowns bestellte Ware im Hausflur an die Kunden abgegeben. „Ich fahre jetzt die Ernte für 36 Jahre Arbeit ein“, sagt Siegle. Einen faden Beigeschmack hinterlässt bei ihr jedoch, dass Buchhändler früher öffnen dürfen als der übrige Handel: „Gastronomen, Händler und Künstler im Viertel tun sich sehr schwer. Ich sehe bei den Öffnungen keine klare Linie.“ Andererseits habe ein Kunde ihr mal gesagt: „Bücher sind geistige Nahrung.“