Wegen der stark gestiegenen Infektionszahlen bleibt die Corona-Krise eine Herausforderung für alle Beteiligten. Bis zu 1000 Neuinfektionen pro Woche registriert man beim Stuttgarter Gesundheitsamt. Auch die Zahl der Todesfälle hat wieder merklich zugenommen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Angesichts einer weiter sehr hohen Zahl von Neuinfektionen mit dem Coronavirus bleibt die Pandemielage auch in Stuttgart angespannt. Bei inzwischen bis zu 1000 neuen positiv getesteten Personen pro Woche mit jeweils zwei bis vier Kontaktpersonen ist der Aufwand zur Nachverfolgung der Infektionsketten entsprechend groß, machte der Leiter des städtischen Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt, am Montag im Sozialausschuss des Gemeinderats deutlich.

 

Zwischen 55 und 85 Prozent der Betroffenen zeigten Krankheitssymptome, elf Prozent von diesen benötigten eine Behandlung im Krankenhaus, von denen 17 Prozent beatmet werden müssten, erläuterte der Amtsleiter die Lage. Er lobte den „hervorragenden“ Einsatz der Bundeswehr, welche die Stadt mit stets 60 Kräften bei der Nachverfolgung von Infektionsketten unterstützt. Derzeit seien noch „etwa 300 Fälle offen“, räumte der Amtsleiter ein. „Wir haben einen Rückstand von ein bis zwei Tagen.“

Todesfälle bald über 100

Die Lage in den Stuttgarter Krankenhäusern werde als „stabil“ beschrieben, erläuterte Stefan Ehehalt, auch wenn der Druck für alle Beteiligten groß sei. Deutlich verschärft hat sich die Pandemielage im Oktober. Seither sei auch die Zahl der mit oder an dem Virus Verstorbenen von bis dahin 67 stagnierenden Todesfällen auf nunmehr 92 gewachsen. Zwei Drittel der Todesfälle sind Männer (Durchschnittsalter 77 Jahre), ein Drittel Frauen (im Schnitte 84 Jahre alt). Rund 43 Prozent aller Stuttgarter, die mit oder an Covid-19 verstorben sind, hätten zuvor in einem Heim gelebt, sagte Stefan Ehehalt. Dieser Anteil liegt, nimmt man die 25 Todesfälle seit Oktober, inzwischen mit knapp der Hälfte sogar noch etwas höher und könnte noch weiter steigen. Rund zehn Todesfälle sind laut Stadt, weil die Formalitäten nicht alle geklärt sind, bisher nicht in die Statistik eingegangen.

Derzeit gebe es in 22 Pflegeheimen insgesamt noch 185 aktive Corona-Fälle. Schutzausrüstung sei ausreichend vorhanden. Bei den Hygienemaßnahmen, so Ehehalt, hätten die Heimträger „sehr nachgelegt“. Ein Manko sind fehlende Schnelltests, um in den Heimen Mitarbeiter und Bewohner zu testen. „Das fehlt“, erklärte Stefan Ehehalt. Aber an diese sei derzeit „schwer ranzukommen“.

Maßnahmen gegen Ausbreitung unter Geflüchteten

Stabilisiert hat sich die Lage in den Flüchtlingsheimen, wo die Zahlen mit derzeit 42 aktiven Fällen „deutlich rückläufig“ seien, so Ehehalt. Vor Wochen war das noch anders, worauf die Stadt mit einem ganzen „Maßnahmenpaket“ reagiert habe, sagte Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne). Dazu gehörten ein Besucher- und Übernachtungsstopp: „Die Brisanz ist draußen.“ Aber es gebe immer wieder Irritationen bei Geflüchteten, wenn diese bei einer Infektion in eine Schutzunterkunft umziehen müssen. Das werde als bedrohlich empfunden. Dies und die Betreuung der Kinder will man durch Sozialarbeit verbessern.

45 Kitas seien derzeit von Infektionsfällen und Quarantänemaßnahmen betroffen (Vorwoche 33). Ansteckungen der Kinder untereinander spielten „keine relevante“ Rolle, so Stefan Ehehalt. Diese brächten die Infektionen aus dem privaten Bereich mit oder würden von Personal angesteckt. Nur 20 bis 30 Prozente der Corona-Infektionen lassen sich wie in diesen Fällen zurückverfolgen. In 70 bis 80 Prozent der Fälle seien die Betroffenen nicht in der Lage anzugeben, wo sie sich das Virus eingefangen haben könnten.