Komplizierte Corona-Regeln und Mangel an Touristen: Die Stimmung in der Markthalle in Stuttgart ist angespannt. Die Händler lassen sich davon aber nicht die Laune verderben.

Stuttgart - Um kurz nach neun Uhr herrscht am letzten Samstag vor Weihnachten in den schmalen Gängen der Stuttgarter Markthalle noch kein allzu großes Gedränge: „Das kommt heute noch, so wie die letzten Tage auch“, sagt Aushilfe Patrick, der unter anderem Obst und Gemüse bei Feinkost Ragoßnig verkauft. Er ist gut gelaunt. Trotz der hohen Frequenz am Stand stellt er aber fest: ganz gelöst kaufen die Kunden derzeit nicht ein: „Viele scheinen schon ängstlich zu sein und bestellen lieber vor“, erzählt er. Für ihn und seine Kollegen hingegen sei auch eine volle Markthalle kein Problem: „Man gewöhnt sich daran“, lautet sein Resümee.

 

Ganz so gelassen sehen das in der Stuttgarter Markthalle nicht alle. Bei Gunther Ludwig, der den Stand Kustermann betreibt, sorgen lange Schlangen für gemischte Gefühle: „Gestern war es sehr voll. Wie soll man da den notwendigen Abstand einhalten?“ Eine Einlassbeschränkung in der kommenden Woche, wie im letzten Jahr, fände er deshalb gut. Umsatzeinbußen würde er deshalb kaum befürchten.

Ganz anderer Meinung ist da Carolin Mayer, die am Samstag beim gleichnamigen Gewürzstand die Kunden mit einem Lächeln empfängt. Für sie laufe das Geschäft tatsächlich nicht so wie sonst: „Man merkt schon, dass kein Weihnachtsmarkt stattfindet, die Touristen fehlen einfach.“ Auch Martin Benzing von Merz und Benzing im Obergeschoss der Markthalle geht es da ähnlich: „Durch den Wegfall des Weihnachtsmarkts haben wir 50 Prozent weniger Umsatz als vor zwei Jahren. Normalerweise läuft man hier kurz vor Weihnachten dicht an dicht durch die Gänge.“

Die Stimmung ist angespannt

Dass es an manchen Stellen weniger Gedränge gibt, sorgt im Allgemeinen aber nicht für eine bessere Stimmung in der Markthalle. Gestresste Passanten unter Zeitnot sind am Samstag an der Tagesordnung: „Ich bin extra morgens gegangen, dass es nicht so voll ist. Und nun musste ich so einen Vollidioten anpflaumen, der die Maske unter der Nase trägt“, erzählt eine Passantin, während sie schnell weiter eilt. „Die Leute sind dieses Jahr schon aggressiver und unausgeglichener“, bestätigt auch Gunther Ludwig.

Eine Kundin beim Gewürzstand Mayer führt die gestresste Stimmung auf die geltenden Bestimmungen zurück: „Viele sind natürlich genervt. Sie wissen ja gar nicht mehr, was los ist“.

Grund dafür sind unter anderem die unterschiedlichen Einlassbeschränkungen unter dem Dach der Markthalle: Keine Einlassbeschränkung bei den Lebensmitteln, 2G bei Merz und Benzing und 2G-Plus bei der Gastro. Die Kundin selbst habe vor ihrem Gewürzeinkauf noch nicht gewusst, welche Regeln nun aktuell gelten. Sich davon wie manch anderer die gute Laune verderben zu lassen, kommt für sie aber nicht in Frage.