In einer Bruchsaler Grundschule waren im Juli 46 Viertklässler in Quarantäne geschickt worden. Das Gesundheitsamt ordnete eine Isolierung an. Das kritisieren die Eltern scharf.

Karlsruhe/Bruchsal - Eltern haben Anordnungen von Gesundheitsämtern kritisiert, Kindern mit Corona-Verdacht von der Familie zu isolieren. Diane Siegloch, Mitgründerin der bundesweiten Initiative „Familien in der Krise“, bezeichnete das Vorgehen gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag als „eine seelische Grausamkeit“ und „akute Kinderswohlgefährdung. In einer Bruchsaler Grundschule (Kreis Karlsruhe) waren im Juli 46 Viertklässler in Quarantäne geschickt worden, nachdem eine Lehrerin positiv getestet wurde. Über den Fall hatte zunächst die “Neue Westfälische„ (Bielefeld) berichtet.

 

In einer schriftlichen Anordnung hatte die Stadt Bruchsal die Erziehungsberechtigten aufgefordert, das Kind auch zu Hause beim Kontakt mit anderen Personen einen Mund-Nasen-Schutz tragen zu lassen. Gedroht wurde zudem damit, dass bei Zuwiderhandlung für die Dauer der Quarantäne das Kind „zwangsweise in einer geeigneten geschlossenen Einrichtung abgesondert“ werden könne. Das für Erwachsene formulierte Schreiben habe die Eltern sehr erschreckt und verängstigt, sagte Siegloch. Einen ähnlichen Fall hatte es auch in einer Kita in Dreieich bei Frankfurt gegeben.

Verhältnismäßigkeit wird kritisiert

Die Sprecherin der Initiative kritisierte die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen, auch wenn diese nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) zulässig seien. In Dänemark werde etwa bei positiv getesteten Kindern “Fürsorge und Umarmungen“ empfohlen. Manche Eltern in Bruchsal hätten ihre Kinder zu Hause nur noch mit Masken herumlaufen lassen. Eine Familie habe vor dem gemeinsamen Essen die Vorhänge zugezogen, aus Angst von Nachbarn verpetzt zu werden. Rechtliche Schritte hätten die Eltern, die fast alle anonym bleiben wollten, nicht unternommen. Mittlerweile sei die im Juli angeordnete Quarantäne aufgehoben.