Die Zahl der positiv auf das Coronavirus Getesteten steigt rasant. Die Kommunen, die im Rems-Murr-Kreis für die Nachverfolgung zuständig sind, kommen kaum hinterher. Die Stadt Waiblingen stockt deshalb ihr Personal auf.

Waiblingen - Wenn eine Kommune in diesen schwierigen Zeiten gleich mehrere neue Vollzeitstellen schaffen will und der Gemeinderat dies ohne große Diskussion absegnet, dann kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben: das Coronavirus. Tatsächlich hat der Waiblinger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, von November an drei neue Stellen einzurichten, die allerdings auf ein Jahr befristet sind.

 

Die Aufgabe der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Abteilung Ordnungswesen wird die Nachverfolgung von Kontaktpersonen derjenigen Menschen sein, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Die zusätzlichen Kosten für diese Mitarbeiter beziffert die Stadt Waiblingen in diesem Jahr mit 27 000 Euro, im kommenden mit 160 000 Euro.

In Waiblingen sind rund 30 Leute im Einsatz

Schon bisher gibt es Covid-Teams, bestehend aus Beschäftigten der Stadtverwaltung – derzeit sind etwa 30 Frauen und Männer dabei. Diese kontaktieren positiv auf das Coronavirus Getestete, informieren sie über ihr Testergebnis, fragen deren Gesundheitszustand ab und versuchen anhand eines Fragenkatalogs abzuklären, mit welchen Menschen der Infizierte Kontakt hatte und wo er sich angesteckt haben könnte.

„Angefangen haben wir mit zwei Personen“, berichtet Oliver Conradt, der Leiter der Abteilung Ordnungswesen. Diese Zahl reiche längst nicht mehr, weshalb inzwischen gelte: „Das ganze Rathaus hilft mit.“ Für etliche Beschäftigte aus allen Bereichen der Verwaltung heißt das, dass sie ihre eigentliche Arbeit an einem Tag liegen lassen müssen und stattdessen für die Nachverfolgung zuständig sind. Das soll auch so bleiben, die drei eigens geschaffenen Vollzeitstellen dienen als „Anker“ und als Stammpersonal, das sich ausschließlich um die Nachverfolgung kümmert.

OB Hesky: Arbeit geht an die Nieren

„Es gibt keine freien Ressourcen, die uns in die Lage versetzen, Personal umzuschichten“, unterstrich der Oberbürgermeister Andreas Hesky gegenüber dem Gemeinderat die Dringlichkeit zusätzlichen Personals. Dass im Rems-Murr-Kreis nicht nur die Gesundheitsämter für die Nachverfolgung zuständig sind, sondern jede einzelne der 31 Kommunen, sei eine Besonderheit, sagt Oliver Conradt. „Das hat sich so entwickelt. Am Anfang war in Baden-Württemberg die jeweilige Ortspolizeibehörde für die Nachverfolgung zuständig. Irgendwann hat das Land dann die Aufgabe auf die Gesundheitsämter verlagert, aber alte Abläufe durften beibehalten werden.“

Daher komme es, dass im Rems-Murr-Kreis die Kommunen die Nachverfolgung für ihr Gebiet mit übernehmen – sie erhalten im Falle einer positiven Testung eine Mitteilung vom Gesundheitsamt und legen dann los. Gearbeitet wird bis in den späten Abend und auch am Wochenende. „Es macht Sinn, dass man die Aufgabe auf viele Schultern verteilt“, sagt Oliver Conradt. Der pandemiebedingte Zusatzjob ist eher nicht vergnügungssteuerpflichtig, oder wie es der Waiblinger Oberbürgermeister formuliert: „Das geht an die Nieren.“ Die Kontaktierten seien eben leider „nicht alle nett und freundlich“, wenn sie ihr Testergebnis verkündet bekämen.

Bisher habe es keinen finanziellen Ausgleich für die Leistungen der Kommunen vonseiten des Landkreises gegeben, sagte Andreas Hesky auf Nachfrage aus dem Gemeinderat. Der Landkreis habe aber zugesagt, dass er, falls es einen Ausgleich geben sollte, diesen weitergeben werde. Für die in den Covid-Teams Engagierten hat die Stadtverwaltung in diesem Jahr eine Prämie in Höhe von jeweils 500 Euro nach Abzug der Steuern vorgeschlagen, außerdem die Ausbezahlung von Überstunden. Auch das hat der Gemeinderat abgesegnet. Insgesamt schlagen die Prämien und die Überstunden mit rund 90 000 Euro zu Buche.