Kleine Banken stützen den Mittelstand. Sie kämen bislang mit einem blauen Auge durch die Corona-Pandemie, sagen drei regionale Geldhäuser von der Filderebene.

Filder/Esslingen - Die Corona-Krise hat die Wirtschaft hart getroffen. Im Südwesten leiden mittelständische Zulieferbetriebe im Umfeld der großen Autobauer, aber auch Einzelhändler, Gastronomen und Solo-Selbstständige. Viele davon sind Kunden bei kleineren Regionalbanken. Auch diese spüren die Auswirkungen der Flaute, kommen aber bislang mit einem blauen Auge davon.

 

So wie die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. „Im Moment spüren wir noch keine extremen Auswirkungen, Kreditausfälle sind bis dato sehr gering“, sagt der Sprecher Odin Hug. Einige Hundert Unternehmenskunden hätten Tilgungsaussetzungen beantragt. „Das bedeutet aber nicht, dass all diese Unternehmen nicht mehr in der Lage gewesen wären, ihre Raten zu bedienen. Viele Unternehmens- und Privatkunden haben vorausschauend Tilgungen ausgesetzt, um die betriebliche oder private Liquidität zu schonen“, so Hug.

Der Sprecher nennt drei Gründe für die relativ gute Lage. Erstens stehe die Wirtschaft im Landkreis gut da und habe vor der Krise einen Aufschwung erlebt. Zweitens habe die Politik schnell gehandelt und Förderprogramme auf den Weg gebracht. Drittens: „Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen hat in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich Rücklagen aufgebaut, um für schwierige Zeiten gewappnet zu sein. Die Kreissparkasse wird die Corona-Krise gut verkraften können“, sagt Hug. Auch Filialschließungen stünden nicht an.

Eine ähnliche Diagnose stellt Rainer Spannagel, Chef der Volksbank Filder. Zuschüsse und Hilfskredite seien weniger in Anspruch genommen worden, als erwartet, Tilgungen seltener ausgesetzt. Relativieren will Spannagel das Ausmaß der Krise aber nicht: Einzelne Unternehmen habe es hart getroffen, vor allem Solo-Selbstständige. Die Bank selbst sei finanziell stabil durch die Krise gekommen, stehe gut da. „Bislang hatten wir keine Probleme mit Kreditausfällen, es war einfach weniger Betrieb“, sagt der Chef der Volksbank Filder.

Intern hat es große Umbrüche bei der Volksbank Filder gegeben

Genossenschaftliche Banken sind darüber hinaus durch einen institutionellen Schutz vor Insolvenzen gefeit. Intern hat es bei der Volksbank Filder jedoch große Umbrüche gegeben: Von 140 Mitarbeitern hätten in Corona-Hochzeiten bis zu 60 im Homeoffice gearbeitet. „Der Service war zu Beginn fast ganz geschlossen, eine Präsenzberatung gab es zunächst nicht“, sagt Spannagel. Zudem wurden zwei von sechs Geschäftsstellen vorübergehend geschlossen. Mittlerweile sind alle sechs wieder offen. Eine Bestandsgarantie will und kann Spannagel aber nicht geben. Der Trend zum digitalen Banking habe sich verstärkt. „Selbst Leute, die vorher skeptisch waren, machen das jetzt mehr“, hat der Vorstand beobachtet. Auch in Sachen kontaktloses Bezahlen seien die Menschen offener geworden, einige Einzelhändler hätten sich Kartenlesegeräte angeschafft.

Die Nöte der Kunden gespürt

Die Echterdinger Bank, eine Genossenschaftsbank, muss sich über die Zukunft ihrer Filialen keine Gedanken machen. Sie hat eine Geschäftsstelle in Echterdingen, aber keine Filialen. Der Vorstand Dietmar Schmid hat jedoch den Eindruck, dass einige Filialbanken die Krise zum willkommenen Anlass genommen hätten, Zweigstellen zu schließen, die ohnehin auf der Kippe standen. Die Echterdinger Bank selbst habe keine Probleme im größeren Umfang gehabt, sagt Schmid. Die Nöte der Kunden hab man aber sehr wohl gespürt. In der Phase des Lockdowns sei die Unsicherheit bei vielen groß gewesen, vor allem bei Handwerkern, Dienstleistern, Gastronomen und Reisebüros. „Aber da hat sich vieles normalisiert, auch wenn einige Bereiche – Hotellerie, Gastronomie, Reisebüros – noch betroffen sind. Im Baugewerbe hingegen habe ich den Eindruck, dass das Geschäft ungebrochen läuft, ebenso die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen“, sagt Schmid.