Die ersten Flüchtlinge sind in das Quarantänezentrum in Althütte im Rems-Murr-Kreis eingezogen. Das Bündnis gegen Rechts bekundete am Samstag in einer Aktion seine Solidarität mit den Menschen. Dabei wurden die Teilnehmer gefilmt – vermutlich von Angehörigen des rechten Spektrums.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Althütte - Willkommensbotschaften und Solidaritätsbekundungen hat das Bündnis Zusammen gegen Rechts Rems-Murr am Samstag an der neuen Quarantäneeinrichtung für Flüchtlinge in Althütte-Sechselberg (Rems-Murr-Kreis) angebracht. Dort waren gerade die ersten mit dem Coronavirus infizierten Flüchtlinge aus Erstaufnahmeunterkünften des Landes aufgenommen worden. Dabei handelt es sich nach Angaben des Stuttgarter Regierungspräsidiums um mehrere Mütter mit ihren Kindern.

 

Verantwortliche erhielten Morddrohungen

„Wir befürchten eine Verschärfung rechter Gewalt durch die Corona-Krise“, erklärt Tim Neumann, der Pressesprecher des Bündnisses Zusammen gegen Rechts. Deshalb habe man sich trotz der Infektionsschutzmaßnahmen gemeinsam mit dem Freundeskreis Asyl zu der Aktion entschlossen. Die rund 20 Teilnehmer hätten aber den Mindestabstand eingehalten, viele hätten einen Mundschutz getragen. Bis auf die Größe einzelner Plakate habe der Sicherheitsdienst nichts beanstandet, so Neumann. Ein Sprecher der Polizei bestätigt, die Aktion sei ruhig abgelaufen: „Ob es Verstöße gegen die Corona-Verordnung gegeben hat, wird geprüft.“

Nach den Solidaritätsbekundungen verteilten Teilnehmer einen offenen Brief an die Anwohner. Darin verweisen sie auf fremdenfeindliche und rechtsextreme Umtriebe im Kreis und rufen auf, Zeichen gegen Rechts zu setzen. In den vergangenen Wochen hatte einer der Verantwortlichen des Süddeutschen Gemeinschaftsverbands, von dem das Land das ehemalige Freizeitheim zur Unterbringung der Flüchtlinge gemietet hat, Morddrohungen erhalten. Der Staatsschutz ermittelt.

Aktion wurde gefilmt

Während der Aktion am Samstag sind die Mitglieder des Bündnisses gegen Rechts gefilmt worden – laut Tim Neumann handelt es sich bei dem Fotografen um einen Ortsansässigen, der dem rechten Spektrum zugeordnet wird. „Dieses Verhalten werten wir als Einschüchterungsversuch“, sagt Neumann. Tatsächlich kursiert im Internet ein Video mit entsprechenden Fotos. Ein Mann bezeichnet die Teilnehmer der Aktion darin als „linksextreme Antifa-Terrorgruppen“, die „nur Hass und Hetze“ verbreitet und die Flüchtlingsunterkunft instrumentalisiert hätten. Auf der Facebook-Seite, auf der es zu finden ist, werden unter anderem islamfeindliche Videos, Postings der AfD und Verschwörungstheorien zum Coronavirus geteilt.