Kontakt-Nachverfolgung, Bluetooth Low Energy und zentrale oder dezentrale Speicherung: Wenn es um die Corona-Warn-App geht, sind viele Begriffe im Umlauf. Aber wie funktioniert das eigentlich?

Psychologie/Partnerschaft: Florian Gann (fga)

Stuttgart - Eigentlich hätte Deutschlands Corona-Warn-App schon Mitte April fertig sein sollen. Am Sonntag sprach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn von einer Fertigstellung in den nächsten Wochen. Während etwa in Österreich schon eine ähnlich funktionierende App im Umlauf ist, gibt es in Deutschland also noch kein konkretes Startdatum. Trotzdem ist mittlerweile einiges darüber bekannt, wie diese App funktionieren soll.

 

Dezentrale Speicherung geplant

Die Bundesregierung legte sich mittlerweile auf einen dezentralen Abgleich der Daten fest, nachdem man zuvor lange eine zentrale Speicherung plante. Die zentrale Speicherung war von zahlreichen Experten kritisiert worden, weil dabei das Missbrauchspotenzial größer sei.

Die App soll mit der Technologie Bluetooth Low Energy (BLE) herausfinden, ob man Kontakt zu infizierten Personen hatte. Durch die Signalstärke soll die App bemerken, wenn andere Handys in die Nähe kommen. Jedes Smartphone hat eine zugeordnete ID, die alle zehn bis 20 Minuten wechselt. Das soll die Sicherheit erhöhen.

Infektionen über App melden

Meldet sich nun jemand über die Corona-App als infiziert – das muss man selbst tun – geht eine Warnmeldung an all jene Handys, deren ID das Handy des Infizierten für einen Zeitraum von mindestens 15 Minuten in einem Abstand von zwei Metern oder weniger detektiert hat. Damit das funktioniert, muss die App einmal täglich eine Liste mit den IDs aller Infizierten herunterladen. Der Abgleich, ob man mit diesen Infizierten in Kontakt war, findet beim dezentralen Ansatz aber ausschließlich am Handy statt.

Lesen Sie hier: Einführung der Corona-App – Eine App ersetzt keinen Arzt

Wer hinter den IDs steht, erfahren dabei weder App-Anbieter noch Google oder Apple. Diese beiden Firmen sind es aber, in ihre Smartphone-Betriebssysteme Android und iOS die Schnittstellen einbauen sollen, damit sich die Smartphones via Bluetooth Low Energy gegenseitig abtasten und auf Corona-Kontakte überprüfen können.

App braucht möglichst viele Nutzer

Damit Corona-Infektionen mit einer App nachverfolgt und Kontakte benachrichtigt werden können, müssen möglichst viele Menschen die App nutzen. Aber etwa 13 Millionen Menschen über 14 Jahren in Deutschland nutzen laut Zahlen von Statista kein Smartphone.

Auf älteren Smartphones funktioniert die App nicht

Dazu werden zumindest auf älteren Modellen die Bluetooth-Low-Energy-Schnittstellen nicht laufen. Google plant die Schnittstelle ab Android 6 zur Verfügung zu stellen. Die Version wurde im Oktober 2015 veröffentlicht, auch etwas ältere Smartphone-Modelle können aber auf Android 6 laufen. Apple will die Schnittstelle mit dem nächsten Update des Betriebssystems iOS 13 einbauen. Dann würden aber alle Geräte ausscheiden, die weniger als zwei Gigabyte RAM haben, auf einem normalen iPhone 6 und älteren Modellen würde die App also nicht laufen.