Der Anteil der Corona-Infizierten, die sich im Ausland angesteckt haben, steigt wieder. Ein Land steht besonders im Fokus – und eine Altersgruppe.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Im ersten Coronasommer 2020 haben nach Deutschland einreisende Touristen zeitweise mehr als die Hälfte aller in der Statistik erfassten Infizierten ausgemacht. Mit der anrollenden Sommerreisewelle steigt der Anteil auch im laufenden Jahr wieder an. Mindestens jede zehnte hierzulande per Labortest bestätigte Infektion fand laut Robert-Koch-Institut (RKI) im Ausland statt. Betrachtet man nur die Fälle, in denen Informationen zum Infektionsort vorliegen, ist es sogar jede fünfte. Tendenziell steigt der Anteil, zuletzt ist er stagniert.

 

Mit deutlichem Abstand ist Spanien als häufigster wahrscheinlicher Infektionsort angegeben. Etwa bei jeder dritten „reiseassoziierten“ Infektion wurde das Mittelmeerland genannt. Seit Wochen steigen die Zahlen – von 47 infizierten Reiserückkehrern Ende Juni auf 389 in der zurückliegenden Woche. Insgesamt wurden binnen vier Wochen 821 aus Spanien einreisende, infizierte Reiserückkehrer gezählt.

Einstufung als Hochinzidenzgebiet wirkt

Von Dienstag an ist Spanien als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Konkret bedeutet das für nicht Geimpfte, dass sie nach der Rückkehr mindestens fünf Tage in Quarantäne müssen. Generell wirke die Einstufung als Hochinzidenzgebiet wie ein „Buchungskiller“, hatte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, Norbert Fiebig, vergangene Woche zum „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ gesagt.

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Tatsächlich scheint die Einstufung auch in Bezug auf infizierte Reisende zu wirken. Die Zahlen für Portugal sind im Laufe des Juli infolge der Einstufung als Hochinzidenzgebiet deutlich zurückgegangen. Aus Großbritannien, ebenfalls ein Hochinzidenzgebiet, wurden offenbar so gut wie keine infizierten Einreisenden gezählt – trotz Fußball-EM.

Aus diesen Ländern reisen die meisten Infizierten ein

Neben Spanien zählen Russland, die Niederlande, die Türkei sowie Kroatien zu den Ländern, aus denen laut RKI relativ Infizierte eingereist sind – jeweils mehr als 100 in den vergangenen vier Wochen, mit jeweils deutlich steigender Tendenz. Auch aus Griechenland reisen zunehmend Infizierte ein. Insgesamt wurden in dieser Zeit fast 2400 Reiserückkehrer erfasst, die sich vermutlich im Ausland angesteckt hatten.

Wer steckt sich bei der Reise eigentlich an? Das RKI macht dazu auf Anfrage keine Angaben und verweist auf die hohe Arbeitsbelastung, die solche Sonderauswertungen verunmögliche. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg kann solche Daten rasch ermitteln. Mehr als die Hälfte aller infizierten Reiserückkehrer (54 Prozent) zwischen Anfang Juni und 26. Juli ist demnach zwischen 20 und 39 Jahre alt.

Kinder und Jugendliche machen etwa 16 Prozent aus, Menschen ab 40 das übrige knappe Drittel. So gut wie keiner der Infizierten war über 80. Für die Betroffenen war oder ist die Infektion somit nur in den seltensten Fällen bedrohlich. Vielmehr ist es möglich, dass Betroffene das Virus hierzulande weitergeben wie Anfang Juli in einer Karlsruher Bar.

Warum vor allem junge Erwachsene?

Derzeit sind es offenbar vor allem junge Erwachsene, die sich in Mittelmeerländern infizieren. Ein Drittel der in Baden-Württemberg erfassten „ausländischen“ Infektionen wurde laut Landesgesundheitsamt aus Spanien und der Türkei Einreisenden zugeordnet. Beide Länder sind derzeit als Risikogebiete eingestuft.

Junge Erwachsene sind oftmals nicht geimpft und müssen sich bei der Einreise testen lassen. Es ist somit kein Zufall, dass vor allem Infektionen in solchen Ländern erfasst werden.