In Ludwigsburg haben sich mittlerweile mehr als 70 Menschen infiziert.

Kreis Ludwigsburg - Offenbar unaufhaltsam klettert die Zahl der Menschen im Kreis, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, in die Höhe. Stand Dienstagabend waren es 351 Personen. 21 Erkrankte mussten zu diesem Zeitpunkt stationär behandelt werden. Die meisten Infizierten gibt es auch in der größten Stadt: 71 sind es in Ludwigsburg, gefolgt von Ditzingen, wo sich 37 Menschen mit dem Virus infiziert haben, und Bietigheim-Bissingen mit 32 Infizierten. Zwischen zehn und 20 positiv Getestete sind es in Besigheim, Bönnigheim, Freiberg, Gerlingen, Korntal, Kornwestheim, Remseck, Sachsenheim, Steinheim, Tamm und Vaihingen an der Enz.

 

Angesichts der Zahlen solle aber nicht der Eindruck entstehen, „dass in den Orten, die bisher wenige oder gar keine Fälle haben, keine Infektionsgefahr besteht oder man sich nicht an die Vorschriften und Sicherheitshinweise halten müsste“, mahnt Andreas Fritz, Sprecher des Landratsamtes.

Das Problem mit dem Meldeverzug

Wer die jeweils aktuellen Zahlen der bestätigten Covid-19-Patienten im Landkreis erfahren will, hat drei Möglichkeiten: die Homepage des Landratsamtes, die Facebook-Seite des Landratsamtes sowie die Facebook-Seite des Katastrophenschutzes des Landkreises. Auf diesen Plattformen werden jeden Abend die neuen Zahlen gepostet. Diese sind meist höher als jene, die das Sozialministerium ebenfalls jeweils am Abend veröffentlicht.

Andreas Fritz erklärt, warum das so ist: Die Meldekette beginnt beim Gesundheitsamt des Landkreises. Dieses meldet die Zahlen täglich, auch samstags und sonntags, weiter ans Landesgesundheitsamt, das beim Regierungspräsidium angesiedelt ist. Von dort gehen die Zahlen dann weiter ans Sozialministerium, das ganz am Ende der Meldekette steht. „Wir sitzen an der Quelle“, sagt Fritz.

Was erst einmal nach bürokratischem Kleinklein klingt, kann in der Praxis ungewöhnliche Effekte zeitigen. Ein Beispiel: Am Dienstag, 17. März, meldete der SWR unter Berufung auf Zahlen des Sozialministeriums, dass die Zahl der bestätigten Corona-Fälle im Kreis Ludwigsburg sich innerhalb eines Tages mehr als verdoppelt habe: von 38 auf 87 Fälle. Das Landratsamt hingegen vermeldete am selben Tag neun neue Fälle: von 89 auf 98.

Was war passiert? Beim Sozialministerium waren die Zahlen des Wochenendes erst am Dienstag aktualisiert worden. Was also so aussah wie ein Anstieg von Montag auf Dienstag, war de facto ein Anstieg von Freitag auf Dienstag. Das Sozialministerium weist bei seinen Veröffentlichungen auch ausdrücklich darauf hin, dass es „Meldeverzug“ gibt und es daher zu Abweichungen kommen kann.

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Fritz weist noch auf eine weitere Besonderheit der Zahlen hin: Bei der jeden Werktag veröffentlichten „Zahl der bestätigten Corona-Erkrankungen“ handelt es sich um den Personenkreis, bei denen ein Corona-Test ein positives Ergebnis hatte – unabhängig von Symptomen. Diese Zahl kann niemals sinken, maximal stagnieren. Denn auch mittlerweile Genesene – am Dienstagabend waren es sechs Personen – und Tote zählen weiterhin zu dieser Zahl. Wer also die Zahl jener Personen wissen wolle, in denen das Virus derzeit aktiv sei, müsse diese beiden Gruppen abziehen. Aktuell ist die Differenz zwischen den beiden Zahlen nicht groß – doch es ist anzunehmen, dass sie steigen wird.

Nicht mehr vor Redaktionsschluss am Mittwoch geklärt werden konnte die Diskrepanz bei der Information über die aktuelle Zahl der Todesfälle im Landkreis: Laut Landratsamt starben bisher zwei Personen an den Folgen der Erkrankung. Das Sozialministerium vermeldete jedoch am Mittwochabend fast gleichzeitig, im Landkreis Ludwigsburg seien bereits vier Verstorbene zu beklagen.

Abstriche im Zwei-Minuten-Takt

Seit Dienstag ist eine zweite Corona-Teststelle am Ludwigsburger Klinikum in Betrieb. „Die Zahl der Abstriche wird laufend aufgestockt. Aktuell sind 210 Abstriche täglich möglich“, teilt Landrat Dietmar Allgaier in einer Antwort auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Fabian Gramling (CDU) mit. Mittlerweile werde im Zwei-Minuten-Takt getestet. Die Zahl der Abstriche könne aber nur in dem Maß erhöht werden, wie man die Laborkapazitäten steigern könne. Von einem so genannten „Drive-Through“-Testzentrum – man fährt die Station mit dem Auto an und verlässt es während des Tests nicht – sehe der Landkreis ab. Auch, weil die richtige diagnostische Bewertung schwieriger sei.

Einen ungewöhnlichen Schulterschluss üben wegen der Corona-Krise die Volks- und VR-Banken der Region und die Kreissparkasse Ludwigsburg. Sie ermöglichen ihren Kunden gegenseitig kostenlose Abhebungen an Geldautomaten, um die Bargeldversorgung in Zeiten von Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen flächendeckend zu gewährleisten.