Die Inflation der Einser beim Abitur ist kein Grund zur Freude. Tatsächlich müssen die Kultusminister gegensteuern, auch in Baden-Württemberg, meint Redakteurin Bärbel Krauß.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

In der Pandemie ist es nicht zu der befürchteten Inflation der schlechten Abschlusszeugnisse gekommen, obwohl der Schulbetrieb mit langen Lockdowns und Wechselunterricht für alle Abiturienten und andere Prüflinge eine besondere Erschwernis war. Alle Kultusminister im Kollektiv haben dazu beigetragen, dass die Berufs- und Lebenschancen der Schulabgänger durch schlechte Coronanoten nicht beeinträchtigt wurden. So richtig diese Anstrengung war, so klar ist heute, dass die Minister es mit den Erleichterungen übertrieben haben: Es gab mehr Zeit in den Klausuren, mehr Möglichkeiten zur passgenauen Themenwahl und den Appell zur sensiblen Bewertung der Abschlussarbeiten, denen die Lehrkräfte flächendeckend gefolgt sind. Im Ergebnis hat das zu einer Inflation der Einser-Abis geführt. Wenn jeder vierte Abiturient deutschlandweit leistungsmäßig spitze wäre, wäre das natürlich toll. Aber angesichts der vielen Negativ-Ergebnisse bei den jüngsten Bildungsvergleichen darf diese Interpretation als ausgeschlossen gelten.