Das öffentliche Leben und der Autoverkehr sind in der Coronakrise stark reduziert. Deswegen solle OB Kuhn in Stuttgart Autofahrspuren provisorisch in Fahrradspuren umwandeln lassen, meint die Umwelthilfe. Dafür gebe es viele gute Gründe.

Stuttgart - Mehr Platz auf den Stuttgarter Straßen für Fahrradfahrer und innerorts Tempo 30 für alle: Dafür macht sich im Zeichen der Coronakrise und des stark zurückgefahrenen öffentlichen Lebens nun die Deutsche Umwelthilfe stark. Ihr Geschäftsführer Jürgen Resch hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) – wie andere Repräsentanten von deutschen Städten – in einem Brief zu schnellen Maßnahmen aufgefordert. Namentlich geht es Resch um das provisorische und befristete Einrichten von Spuren nur für Fahrradfahrer sowie um ein generelles Tempo-30-Gebot in der Stadt. Stuttgart solle dem Beispiel der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá folgen, das inzwischen auch im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nachvollzogen worden sei. Bogotá hatte nach Ausbruch der Coronakrise binnen weniger Tage etwa 100 Kilometer Fahrrad-Straßen eingerichtet.

 

Momentan ist Fahrradfahren besonders vielen wichtig

Gerade jetzt sei es wichtiger denn je, dass Fahrradfahrer und Fußgänger sich sicher durch die Stadt bewegen könnten, schrieb Resch an Kuhn. Angesichts von eingeschränktem Bus- und Bahnverkehr müssten sich gerade viele Menschen per Rad oder zu Fuß durch die Städte bewegen. Viele wollten das auch, um sich vor individueller Gefährdung durch das Coronavirus in Verkehrsmitteln zu schützen. Außerdem könnten sie sich so körperlich betätigten und bewegen, und der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad oder auf Fußmärsche verbessere auch die Luftqualität. Das sei bedeutsam, weil Vorerkrankungen der Atemwege das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei einer Infizierung mit SARS-CoV-2 erhöhten. Wenn die in den Städten oftmals stark gefährdeten Fahrradfahrer sicherer unterwegs seien, könnten auch manche Behandlungen in den Krankenhäusern vermieden werden, wo die Kapazität begrenzt ist. Da der Autoverkehr stark zurückgegangen sei, stehe der provisorischen Umwidmung von Autofahrspuren in Radwege nichts entgegen.

In Stuttgart haben die Initiative Radentscheid und der ADFC Stuttgart auch schon an den Gemeinderat appelliert, an den mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen den rechten Fahrstreifen in einen Radstreifen umzuwidmen. Gelten solle die Regelung für die Dauer der Corona-Verordnung in Baden-Württemberg.