Der Worst Case ist eingetreten. Die DEL hat die Play-offs um die 100. deutsche Meisterschaft abgesagt. Einen Meister gibt es nicht.

Köln - Das Coronavirus hat die erste Profiliga im deutschen Sport gestoppt: Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) sagte wegen der Pandemie erstmals in ihrer Geschichte die Play-offs ab. Den 100. deutschen Eishockey-Meister gibt es nicht - Hauptrundensieger Red Bull München hat sich lediglich wie Titelverteidiger Adler Mannheim, die Straubing Tigers und die Eisbären Berlin für die Champions League qualifiziert.

 

„Dass wir die Entscheidung so treffen müssen, tut uns für alle Klubs, Partner und insbesondere Fans in ganz Deutschland unheimlich leid“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke nach stundenlangen Beratungen am Dienstag: „Wir haben aber angesichts der aktuellen Entwicklungen die Pflicht, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen. Wir als DEL stellen die Gesundheit von unseren Fans, Spielern und Mitarbeitern in den Fokus.“

Nach der Empfehlung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn hatten die Landesregierungen in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Bremen wie erwartet Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen für mehrere Wochen untersagt - und die DEL zog nach. Hauptrundensieger München begrüßte die Entscheidung: „Gesundheit und Sicherheit stehen vor sportlichen oder wirtschaftlichen Interessen.“ Die Absage der Play-offs sei „konsequent und vernünftig“, der Titel 2020 werde „korrekterweise“ nicht vergeben. 

Finanzielle Folge der Geisterspiele zu groß

„Die Play-offs sind der Grund, warum wir Eishockey spielen“, sagte Eisbären-Geschäftsführer Peter John Lee: „Es ist sehr bitter, eine Saison ohne Play-offs beenden zu müssen. Wir wissen aber um unsere gesamtgesellschaftliche Verantwortung.“

Zum Auftakt hätten die Nürnberg Ice Tigers gegen die Grizzlys Wolfsburg und der ERC Ingolstadt gegen die Augsburger Panther ab Mittwoch um die letzten beiden Viertelfinalplätze gespielt. Vizemeister München, Meister Mannheim, Straubing, Berlin, die Düsseldorfer EG und die Fischtown Pinguins Bremerhaven hatten sich direkt für die Runde der letzten Acht qualifiziert.

Die DEL entschied sich damit gegen Geisterspiele. Die finanziellen Folgen wären bei Play-offs ohne Fans noch größer gewesen. Die Klubs hätten nur Kosten, aber keine Einnahmen gehabt. Bruttoeinnahmen von 60.000 bis über 200.000 fallen pro Spiel allein durch den Ticketverkauf weg. 

„Natürlich zieht das einen Schaden nach sich“, sagte Wolfsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf dem SID, „woanders geht es allerdings noch um wesentlich mehr Geld.“ Zu den Grizzlys kamen in der Vorrunde im Schnitt nur 2888 Fans, bei den Eisbären Berlin (12.901) und den Adler Mannheim (11.891) jedoch mehr als dreimal so viele.

Bereits am Montag hatte Verbandspräsident Franz Reindl Kritik am Umgang der Politik mit der Pandemie geäußert. „Es ist wichtig, dass Entscheidungen von den zuständigen Behörden bekannt gegeben werden. Mit Empfehlungen ist im Sport schwer zu arbeiten“, sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) dem SID. In der Schweiz wurden die Play-offs vorerst verschoben, nachdem der Bundesrat Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verboten hatte. Auch in Österreich wurden am Dienstag die Play-offs abgesagt.