Ein Experte der Berliner Charité rechnet angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus auch mit Fällen hierzulande. Die Gesundheitsbehörden müssten das neuartige Virus „sehr ernst nehmen“, sagt der Virologe Christian Drosten.

Berlin - Angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Teilen Asiens rechnet ein Experte der Berliner Charité auch mit Fällen hierzulande. „Wir müssen damit rechnen, dass wir Fälle nach Deutschland bekommen und wir müssen uns im gesamten Gesundheitssystem darauf vorbereiten“, sagte der Virologe Christian Drosten am Dienstag im Deutschlandfunk. 

 

Die Krankenhäuser in Deutschland müssten jetzt über die Behandlung solcher Patienten nachdenken, die teils isoliert werden oder auf Intensivstationen aufgenommen werden müssten, wo Behandlungsplätze ohnehin immer rar seien. Die Charité habe bereits „alle Testsysteme hoch gefahren“, um eine Infektion mit dem neuen Coronavirus bei Bedarf schnell nachweisen zu können.

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Virus „sehr ernst nehmen“

Die Gesundheitsbehörden müssten das neuartige Virus „sehr ernst nehmen“, mahnte Drosten. „Das ganze Bild nimmt jetzt doch mehr Ähnlichkeit mit der damaligen Sars-Epidemie im Jahr 2003 an.“ Damals waren fast 780 Menschen an der ebenfalls durch ein Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit gestorben, die meisten in China und Hongkong. Die nun für das neue Virus erwiesene Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch mache es „gefährlicher“.

Allgemein sieht der Virologe Deutschland allerdings gut gewappnet. Es gebe hierzulande zur Vermeidung von Epidemien „sehr gute Strukturen“ wie einen nationalen Pandemie-Plan und eine sehr gute Koordinierung von Schutz- und Bekämpfungsmaßnahmen durch das Robert-Koch-Institut, sagte Drosten im Deutschlandfunk. „Ich glaube auch nicht, dass man jetzt als Bürger da Sorge haben muss um die eigene Gesundheit“, fügte der Experte hinzu.

Nach Angaben der chinesischen Gesundheitsbehörden war das neuartige Coronavirus zuerst im Dezember auf einem Fisch- und Geflügelmarkt von Wuhan aufgetreten. In der Stadt gibt es auch die mit Abstand meisten der rund 220 in China registrierten Erkrankten. 

Einzelne weitere Fälle wurden aus Peking, Shanghai sowie aus Thailand, Japan und Südkorea gemeldet. Je ein Verdachtsfall wird in Australien und auf den Philippinen geprüft. Alle Infizierten und Verdachtsfälle im Ausland hatten sich zuvor in Wuhan aufgehalten.