Vor allem für ältere Menschen würde eine Impfung gegen Pneumokokken jetzt Sinn machen, wie sie Angela Merkel vorige Woche bekam. Aber Impfstoff ist nur noch in Restbeständen verfügbar.

Berlin/Stuttgart - Kanzlerin Angela Merkel (65) ist dem Rat ihres Gesundheitsministers Jens Spahn gefolgt – und hat sich gegen Pneumokokken impfen lassen. Das sind Bakterien, die vor allem bei älteren Menschen eine Lungenentzündung auslösen können. Der Arzt, der die Immunisierung am vergangenen Freitag vornahm, ist später positiv auf das Coronavirus getestet worden. Deshalb befindet sich die Kanzlerin jetzt in häuslicher Quarantäne.

 

Spahn hatte die Pneumokokken-Impfung allen Menschen über 60 bereits in der vergangenen Woche empfohlen. Impflinge sind in der Coronakrise auch vor Doppelinfektionen geschützt, die bei Atemwegserkrankungen oft auftreten. Zuerst fängt man sich einen Virus ein, der den Körper schwächt, anschließend gesellen sich auch noch Bakterien wie zum Beispiel Pneumokokken dazu.

Vor allem für ältere und chronisch kranke Menschen wäre eine Doppelinfektion mit Coronaviren und Pneumokokken sehr gefährlich. Sie sollten sich deshalb vordringlich impfen lassen, raten Experten. Allerdings ist die weltweite Nachfrage zuletzt sprunghaft gestiegen, weshalb auch die in Deutschland zugelassen Impfstoffe kaum noch verfügbar sind.

Auch im Bundestag kein Impfstoff mehr

Laut Bundesgesundheitsministerium ist eine flächendeckende Versorgung aktuell nicht möglich. Das gilt auch für Baden-Württemberg, wie die Kassenärztliche Vereinigung am Montag auf Anfrage bestätigte. Manche Apotheken und Ärzte sollen aber noch über Restbestände verfügen. Man braucht also womöglich Glück oder einen persönlichen Kontakt. Experten des Robert-Koch-Instituts fordern Mediziner allerdings dazu auf, die Restbestände für besonders gefährdete Personen ab 70 Jahren zu reservieren sowie für Kleinkinder.

Bundestagsärztin Barbara Vonneguth-Günther berichtete am Montag von verstärkten Anfragen der Abgeordneten, die sich nach Spahns Empfehlung ebenfalls gegen Pneumokokken impfen lassen wollten. Vonneguth-Günther hat ihre Praxis direkt im Reichstag. Sie habe den Abgeordneten absagen und sie an Ärzte in den Heimatwahlkreisen verweisen müssen, da sie selbst über keinen Impfstoff mehr verfüge, sagte sie unserer Zeitung.

Merkel wartet auf ihr Test-Ergebnis

Merkel hat sich inzwischen einem Test auf das neuartige Coronavirus unterzogen und wartet nun auf das Ergebnis. „Der Bundeskanzlerin geht es gut“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Merkel habe telefonisch zugeschaltet die Kabinettssitzung geleitet und mache ihre Arbeit vorläufig von Zuhause aus. „Jetzt warten wir das Ergebnis ab und sehen dann, was daraus folgt.“