Aus Angst, sich mit dem neuen Virus anzustecken, sind derzeit viele Menschen auf der Jagd nach Mundschutzmasken und Desinfektionsmitteln. Apotheker von den Fildern berichten, dass diese Furcht teils seltsame Blüten treibe.

Filder - Wer aktuell Atemmasken und Desinfektionsmittel kaufen will, um sich vor dem Coronavirus zu schützen, der hat schlechte Karten. Verängstigte Menschen haben die Vorräte in Apotheken, Drogeriemärkten und Vollsortimentern aufgekauft. Wann und ob Nachschub kommt, ist ungewiss.

 

„Ich kann das Thema Corona bald nicht mehr hören“, sagt Volkhard Lechler, der Inhaber der Filderbahn-Apotheke im Herzen Möhringens. Er vermisst eine „sachliche Diskussion, in der aber das Virus nicht unterschätzt wird“. Die Hälfte der Telefonate, die seine Apotheke erreichten, drehten sich um die Infektionsgefahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich mit dem Virus infiziere, ohne Kontakt mit Kranken gehabt zu haben, sei in etwa so hoch wie beim Influenzavirus.

Verkäufer kriegen keine Ware mehr

Dennoch sei der Wunsch nach Artikeln, die einen schützen, enorm. „Ich habe 250 Atemmasken verkauft, also die echten FP3-Masken, die vor Viren schützen“, sagt Volkhard Lechler. Diese wirkten allerdings nur rund acht Stunden lang, dann müssten sie ersetzt werden.

„Wer draußen ist und Abstand zu seinen Mitmenschen hält, der hat quasi null Risiko“, meint Lechler. Mehr als die bisher verkauften Masken kann der Apotheker seinen Kunden nicht bieten: „Die meisten der Masken werden in China hergestellt, und die Verkäufer kriegen keine Ware mehr“. Er ergänzt: „Je größer die Menschenmenge, desto größer die Infektionsgefahr. Sie ist in China extrem, weil in den Megastädten die Menschen viel dichter auf engem Raum leben als bei uns.

Manche Angebote sind sittenwidrig

Der Versorgungsengpass bei Schutzmasken und Desinfektionsmitteln treibe seltsame Blüten: „Wie auch 2009 während der Schweinegrippe bekomme ich wieder Anrufe von mir unbekannten Händlern, die mir Schutzmasken für 28 Euro pro Stück anbieten; das ist der vierfache Verkaufspreis“, sagt der Apotheker. „Als ich das Angebot zum ersten Mal bekam, dachte ich, dass ich nicht richtig höre.“

Eine Mitarbeiterin der Apotheke habe auf einer Internetplattform einen halben Liter Desinfektionsmittel für 35 Euro entdeckt. „Auf solche Angebote gehe ich natürlich nicht ein, das wäre sittenwidrig“, sagt Lechler. Momentan habe er noch eine einzige Quelle mit 40 Fläschchen à 75 Milliliter Desinfektionsmittel: „Das ist wenig, aber wenn man nicht nach dem Motto ,viel hilft viel‘ verfährt und sich einen Spritzer auf den Händen verteilt, kommt man weit.“ Als die Schweinegrippe ein Thema war, seien ebenfalls Lieferanten aufgetreten, „die man vorher nicht kannte und die Klingeln putzen gingen. Es passieren hier dubiose Dinge“.

Atemmasken sind seit Tagen komplett vergriffen

Wie kann man sich richtig vor Corona schützen? „Mindestens eineinhalb Meter Abstand zu anderen halten, immer die Hände waschen, und wenn draußen tatsächlich der Kittel brennt, daheim bleiben.“ Die Viren, sagt der Apotheker, „kommen nicht mit dem Flugzeug, die brauchen den Menschen und seinen Atem mit den Tröpfchen“. So gehe man am besten auch mit dem Noro- dem Influenza- und eben auch dem Coronavirus um.

Auch in der Forum-Apotheke in Sillenbuch sind Atemschutzmasken seit Tagen komplett vergriffen, im Regal für Desinfektionsmittel herrscht ebenso gähnende Leere. Die letzte Lieferung der Fläschchen sei nach zwei Stunden ausverkauft gewesen, sagt Hans-Peter Knödler, der Inhaber. Er hat noch einen Karton mit Desinfektionstüchern aufgetrieben, die in der Regel als Gratisproben ausgegeben werden können. Ob und wann Nachschub kommt: unklar. Über die Großhändler sei nichts mehr zu bekommen, bei Internetverkäufern habe auch er Wucherpreise gesehen, sagt er.

Auch bei Drogerien und Supermärkten gibt es noch keinen Nachschub

Dabei ist in Sillenbuch die Nachfrage der Kunden gewaltig. „Jeder Zweite fragt danach. Das macht den Leuten Angst“, sagt Knödler. Was er bieten kann, ist Aufklärung und Einordnung des Coronavirus. „Ich frage die Leute dann spaßeshalber, ob sie sich gegen die Grippe haben impfen lassen“, sagt er. Tatsächlich starben während der heftigen Grippesaison 2017/2018 nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 25 000 Menschen. Seine Tipps für alle, die sich schützen wollen, klingen demnach ähnlich wie in der Influenza-Hochzeit: Abstand zu Menschenmengen halten, auf Hygiene achten „und verfolgen, was die Behörden empfehlen“.

Wer übrigens in Sachen Atemmasken und Desinfektionsmittel von den Apotheken auf Drogerieketten oder Vollsortimenter ausweicht, wird ebenfalls kaum fündig: Alles ausverkauft, Nachschub sei bestellt, ob man ihn bekomme, sei ungewiss, heißt es übereinstimmend bei Rewe und dm an der Echterdinger Ortseinfahrt.