Schüler, die am Präsenzunterricht teilnehmen, müssen negative Corona-Schnelltests vorweisen. Doch Testkits vom Land lassen auf sich warten – Städte und Gemeinden organisieren sie oft auf eigene Faust.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Rems-Murr-Kreis - Die Testpflicht für Schüler ist da. Wer von Montag an am Präsenzunterricht teilnehmen will, muss einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen. Doch wieder einmal verläuft die praktische Umsetzung einer neuen Vorgabe holprig. Laut der Stadt Waiblingen hatte das Land Baden-Württemberg zugesagt, die Schulen mit den nötigen Testkits auszustatten. Immerhin hatte der Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) Mitte Februar bekannt gegeben, rund sieben Millionen Schnelltests gekauft zu haben.

 

Doch deren Verteilung verlief äußerst schleppend, wie das Sozialministerium einräumte. Etwa in Waiblingen: „Die Lieferung der Testkits des Landes war für Anfang dieser Woche angekündigt. Am heutigen Donnerstag kam eine erste Teillieferung an. Wann die restlichen Testkits des Landes eintreffen, ist offen“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Rathaus.

Manche Städte und Gemeinden besorgen sich selbst Schnelltests

Dabei sei auch zu berücksichtigen, dass die Tests nicht nur unter den Schulen verteilt, sondern von diesen wiederum bis Montagmorgen bereitgelegt werden müssten, damit die Tests rechtzeitig zum Wochenstart gemacht werden könnten. „Dafür benötigen die Schulen einen zeitlichen Vorlauf“, erklärt die Stadtverwaltung. Damit die Waiblinger Schulen am Montag in den Präsenzbetrieb gehen können, hat die Stadt als Schulträger deshalb nicht auf die Tests vom Land gewartet und ihre Schulen auf eigene Faust mit Tests ausgestattet.

„Allen Schulen in städtischer Trägerschaft stellen wir Testkits für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung, damit der Start am Montagmorgen möglichst gut verlaufen kann“, sagt der Oberbürgermeister Andreas Hesky. Das Sozialministerium hatte signalisiert, die Kosten für Tests zu übernehmen, welche Städte und Gemeinden in Vorleistung besorgen. Auch 50 000 sogenannte Lolly- und Spucktests für Kitas hat Waiblingen auf eigene Faust besorgt, obwohl eine entsprechende Teststrategie des Landes noch nicht beschlossen ist.

An Schulen werden Nasenabstriche, aber auch Spuck- und Lollitests genutzt

Die offizielle Empfehlung des Landes ist es, Tests an Schulen per Nasenabstrich zu machen. Allerdings verwenden die Schulträger in der Praxis oft jene Tests, die eben verfügbar sind. In der Anna-Haag-Grundschule in Althütte beispielsweise wurden am Freitagvormittag Spucktests an die Eltern ausgegeben, die die Gemeindeverwaltung organisiert hatte. „Die Spucktests sind gerade für kleinere Kinder gut geeignet, wir sind sehr zufrieden damit“, sagt der Schulleiter Edmund König. Auch wenn das Personal der Anna-Haag-Grundschule im Umgang mit den Schnelltests geschult worden sei, sollen die Eltern die Tests an ihren Kindern eigenverantwortlich durchführen.

In einem Brief der Schulleitung ist zu lesen, Testungen an der Schule seien „aufgrund der erforderlichen organisatorischen Rahmenbedingungen und den vorgegebenen Hygiene- und Datenschutzrichtlinien nicht umsetzbar“. Die Eltern sollen die Testergebnisse mit Datum und Unterschrift dokumentieren, die Schule sammelt diese Dokumentation dann regelmäßig ein.

Positiver Schnelltest auf Corona – das ist zu tun:

Sollte ein Schnelltest bei einem Kind positiv ausfallen, sind Eltern laut der Landesregierung verpflichtet, über den Hausarzt, eine Corona-Schwerpunktpraxis oder ein Testzentrum einen PCR-Test zu veranlassen. Ist auch dieser positiv, erfolgt automatisch eine Meldung an das zuständige Gesundheitsamt.

Zu alldem kommt noch eine Situation, in der sich mehrere Landkreise in der Region Stuttgart befinden. Da das Land Baden-Württemberg bereits von Montag an die sogenannte Bundes-Notbremse umsetzt, steht der Präsenzunterricht, kaum eingeführt, vielerorts schon wieder auf der Kippe. Denn sobald die Sieben-Tage-Inzidenz drei Tage hintereinander auf mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner steigt, verbieten die neuen Regeln Präsenzunterricht in Schulen und Regelbetreuung in Kitas und Kindergärten.

Die Inzidenz im Rems-Murr-Kreis liegt bei 191

Im Rems-Murr-Kreis ist die Inzidenz am Freitag auf 191 angestiegen. Da die Schulschließungen zumindest formal erst nach einem dreimaligen Überschreiten der 200er-Schwelle vorgeschrieben ist, ist der Präsenzunterricht am 19. April möglich. Das Landratsamt in Waiblingen bestätigte am Freitagabend, dass es die Schulen am Montag öffnen will – und lässt sich doch eine Hintertür offen. „Sollte die Inzidenz bereits am Wochenende die 200er-Schwelle überschreiten, empfiehlt das Gesundheitsamt den Schulen allerdings, am 19. April nicht in den Präsenzunterricht zu starten“, heißt es in derselben Mitteilung. Landratsamt und Staatliches Schulamt seien in enger Abstimmung. Für aktuelle Entwicklungen lohnt es sich daher, die Webseite des Landkreises (rems-murr-kreis.de) im Auge zu behalten.

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Eine Präsenzpflicht im Unterricht gibt es auch weiterhin nicht. Wie viele Eltern ihre Kinder lieber zuhause lassen, wird sich zeigen – und auch, wie die Schulen mit der voraussichtlichen Doppelaufgabe von Präsenz- und Fernunterricht umgehen. An den beruflichen Schulen des Landkreises wird von vornherein nur dann in Präsenz unterrichtet, wenn es wirklich nötig ist.