Die vom Land jetzt herausgegebenen Zahlen zur Corona-Impfung sind für Richard Sigel eine Bestätigung, dass der Impfstoff ungerecht verteilt ist. Der Landrat fordert erneut eine angepasste Zuteilung.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Wie viele Menschen sind bereits gegen Corona immunisiert? Die Frage treibt nicht nur Statistiker um. Am Dienstag hat das Sozialministerium erstmals auf die einzelnen Landkreise heruntergebrochene Zahlen bekannt gegeben. Demnach haben im Rems-Murr-Kreis bisher (Stand 2. Mai) 19,5 Prozent zumindest eine Impfung gegen das Virus erhalten. Damit liegt man deutlich unter dem Landesdurchschnitt, der mit knapp 22 Prozent angegeben wird. Lediglich zwölf der insgesamt 44 Stadt- oder Landkreise weisen eine noch schlechtere Impfquote auf. Eine Woche zuvor lag der Rems-Murr-Kreis mit 12,9 Prozent sogar nur auf dem vorletzten Platz.

 

Impf-Schlusslicht ist der Landkreis Schwarzwald-Hochbreisgau

Das aktuelle Schlusslicht ist mit 11,9 Prozent Pforzheim, Primus mit 28,5 Prozent der Landkreis Schwarzwald-Hochbreisgau. Ein wirklich scharfes Bild ermöglicht die Statistik freilich nicht, denn in den Quoten sind die Impfungen, die über die niedergelassenen Ärzte verabreicht wurden, nicht berücksichtigt. Und das sind im Rems-Murr-Kreis laut Erkenntnissen des Landratsamts aktuell immerhin gut 26 000 Personen.

Der Landrat Richard Sigel sieht in den Zahlen indes eine Bestätigung seiner Befürchtung und der Forderung nach mehr Impfstoff für den bevölkerungsreichen Landkreis, was er in zahlreichen Schreiben an das Sozialministerium artikuliert habe. Die Verteilung des nach wie vor knappen Impfstoffs gemessen an der Zahl der Impfzentren statt gemäß der Bevölkerungsanteile habe „offensichtlich zu großen Ungleichheiten geführt“, so der Kreisverwaltungschef. Während nur leicht bevölkerungsreichere Landkreise wie etwa Ludwigsburg mit zwei Impfzentren ausgestattet wurden, muss sich der Rems-Murr-Kreis mit dem einem in Waiblingen bescheiden.

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Aber selbst mit dieser Einrichtung allein könnte man deutlich mehr leisten, als durch die Impfstoffrationierung zurzeit möglich sei, sagt Sigel. Seit Ostern seien in der Waiblinger Rundsporthalle drei weitere Impfstraßen fix und fertig eingerichtet, und auch das medizinische Personal stünde bereit, um mehr als das Doppelte der zuletzt im Schnitt täglich zugeteilten 600 bis 800 Impfdosen an die Frau und den Mann zu bringen, „aber es fehlt schlicht noch an der notwendigen EDV-Ausstattung des Landes und vor allem an verbindlichen Impfstoffzusagen“, so Sigel. Auch mit den Kommunen habe man Vorschläge erarbeitet, um dezentral noch mehr Impfangebote machen zu können. Die Stadt Fellbach etwa hat dies bereits in die Tat umgesetzt und Räumlichkeiten in der Alten Kelter für ein hausärztliches Impfzentrum bereitgestellt.

Impftruck soll weiter eingesetzt werden

Zudem hofft der Kreis auf das Okay, den mobilen Impftruck, der zurzeit die Kommunen ansteuert, um vor Ort Senioren der Prioritätsgruppe Eins zu versorgen, weiter einsetzen zu dürfen, wenn diese Aufgabe erledigt ist. Die Idee ist, kleine und mittelständische Unternehmen, die nicht auf einen eigenen Betriebsarzt zurückgreifen können, zu bedienen.

Unter dem Strich erwartet der Landrat nach der jüngsten Bestandsaufnahme des Landes aber, dass den Landkreisen mit niedriger Impfquote vom Sozialministerium der Weg zu mehr Impfungen rasch erleichtert werde. Sigel: „Es ist jetzt an der Zeit, nachzusteuern.“