Die Zahl der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus steigt, die Einschränkungen nehmen zu. Viele fragen sich, was sie nun noch bedenkenlos tun können. Sollten Kinder sich noch zum Spielen treffen? Was ist mit dem Haustier? Und was gilt für Schwangere? Experten geben Tipps.

Stuttgart - Die Zahl der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Deutschland steigen schnell an, das öffentliche Leben wird nach und nach stärker eingeschränkt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

 

Warum die starken Einschränkungen?

Ziel all der nun ergriffenen Maßnahmen: Zeit zu gewinnen und den schneller werdenden Anstieg der Infektionen so gut es geht zu verlangsamen. „Wir müssen jetzt weitere Vorkehrungen für den Schutz besonders gefährdeter Gruppen treffen und die medizinische Versorgung ausbauen, damit bei einem zu erwartenden weiteren Anstieg der Fallzahlen die medizinische Versorgung der schwer Erkrankten gewährleistet werden kann“, erklärt der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha dazu kürzlich.

Wie sollte man sich nun verhalten, wenn man selbst keine Symptome hat?

Vom Landesgesundheitsamt heißt es: „Bürgerinnen und Bürger sollten, wenn möglich, zu Hause bleiben, größere Menschenmengen meiden und auf räumliche Distanz achten.“ Nur so könne die Ausbreitung des Virus verlangsamt werden. „Es ist zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe von höchster Dringlichkeit geworden, die besonders gefährdeten Gruppen wie chronisch kranke, pflegebedürftige und ältere Menschen vor dem Virus zu schützen“, sagt eine Sprecherin. In sozialen Netzwerken wird unter den Schlagworten #stayathome, #socialdistancing“ oder #FlattenTheCurve dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben und so dazu beizutragen, die Ausbreitung des Virus abzubremsen.

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Auch der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt, ruft dazu auf, Hygieneregeln strikt einzuhalten und soziale Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren: „Gehen Sie auf Abstand – insbesondere, wenn Sie erkältet sind.“ Wichtig sei es, sich regelmäßig und ausreichend lange die Hände zu waschen, in die Armbeuge oder in ein Einwegtaschentuch zu husten oder zu niesen, Händeschütteln zu unterlassen und die Hände vom Gesicht fernzuhalten.

Stimmt es, dass Ibuprofen den Verlauf einer Coronainfektion verschlimmert?

Tatsächlich rät die Weltgesundheitsorganisation WHO von der Einnahme von Ibuprofen ohne ärztlichen Rat ab. Beweise dafür, dass das Medikament Betroffenen einer Coronavirusinfektion schadet, gibt es aber nicht. Die WHO-Experten prüften derzeit die Auswirkungen des entzündungshemmenden Medikaments. „In der Zwischenzeit raten wir, eher Paracetamol als Ibuprofen zu nehmen“, sagte ein Sprecher. Dies gelte jedoch nur für die Einnahme ohne ärztlichen Rat.

Gibt es Impfungen, die eine Infektion mit dem Coronavirus abmildern?

Menschen über 60 Jahre empfiehlt das Robert-Koch-Institut, sich gegen Pneumokokken impfen lassen. Die Prävention kann verhindern, in dieser Zeit durch eine bakterielle Lungenerkrankung geschwächt zu werden. Allerdings kommt es bei den Impfstoffen nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts derzeit zu Lieferengpässen.

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Dürfen Kinder sich noch zum Spielen mit anderen treffen?

So wenig wie möglich – und nur, wenn es unbedingt nötig erscheint. „Kinder sind bedeutsame Treiber für die Übertragung von Influenzaviren in der Gemeinschaft“, schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Da das Coronavirus vor allem per Tröpfcheninfektion übertragen wird, ist die Gefahr besonders groß, wenn mehrere Kinder eng zusammen spielen – und vielleicht doch ein Kind bereits infiziert ist. Ganz ausgeschlossen ist auch nicht, dass die Viren auf einem Spielgerät überleben.

Der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt, sagt dazu: „Kinder brauchen Bewegung, gerade auch an der frischen Luft.“ Sind Spielplätze geschlossen, könnten Familien sich zusammenfinden – am besten mit zwei oder drei anderen, also zu Kleingruppen. „Wichtig: Nicht abwechselnd mit anderen Familien treffen – das wären dann mehr soziale Kontakte, die zu vermeiden sind“, sagt Ehehalt. „Kranke Kinder, da reicht die laufende Nase, sollen unbedingt zu Hause bleiben.“

Wie sieht es mit privaten Treffen, Feiern oder dem Sport mit Freunden aus?

Auch, wer selbst keine Symptome hat, könnte das Coronavirus theoretisch in sich tragen – und es unbemerkt weitergeben. Gesundheitsexperten raten daher dazu, auch private Feiern zu verschieben. Treffen in kleinen Gruppen mit maximal zehn Personen seien laut Stefan Ehehalt mitunter zulässig – sofern darunter niemand zur Risikogruppe gehört. Andere Experten raten dazu, ganz auf soziale Kontakte zu verzichten. Auch im Hinblick auf sportliche Aktivitäten heißt es: Bei engem Körperkontakt, wie beim Fußball, besteht die Gefahr einer Übertragung des Erregers. Gegen eine Joggingrunde oder Fahrradfahren spricht nichts – solange man sie alleine unternimmt und noch keine Ausgangssperre greift.

Kann man sich auch an der Supermarktkasse anstecken?

Insgesamt sollten nach Empfehlung des Landesgesundheitsamt jegliche Kontakte auf das Notwendigste reduziert werden. „Bei Beachtung dieser Regeln ist eine Ansteckungsgefahr bei kurzem Kontakten wie zum Beispiel an der Kasse eines Supermarktes als gering einzuschätzen“, sagt eine Sprecherin. Aber: Ein Husten oder Niesen kann schon auf kurze Distanz ansteckend sein.

Sind Schwangere stärker gefährdet als andere? Was müssen sie beachten?

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es laut der Weltgesundheitsorganisation keine Hinweise darauf, dass Schwangere stärker gefährdet sind als die allgemeine Bevölkerung. Für Sie gelten generell Schutzmaßnahmen wie für andere auch. Ein höheres Risiko besteht, wenn schon vor der Schwangerschaft eine Herz- oder Lungenerkrankung vorliegt.

Nach Empfehlung des Berufsverbands der Frauenärzte können Routineuntersuchungen in der Praxis weiterhin wahrgenommen werden, Kurse oder öffentliche Sprechstunden mit Kontakt zu vielen anderen dagegen sollten gemieden werden. Vorbereitungskurse werden in diesen Tagen ohnehin abgesagt, einige Krankenkassen suchen nach Berichten von Betroffenen derzeit nach Lösungen, da Online-Kurse in der Regel nicht erstattet werden. Betroffene sollten sich dazu grundsätzlich mit ihrem Arzt oder ihrer Hebamme absprechen, viele Praxen informieren bereits darüber, wie es in Bezug auf die Vorsorge weitergehen kann. Muss eine Frau während der Schwangerschaft vorsorglich in Quarantäne, etwa weil sie Kontakt zu Infizierten hatte, sollte sie sich laut Berufsverband der Frauenärzte an ihre Frauenärztin oder den Frauenarzt wenden. Ist die Schwangere selbst infiziert, rät der Verband beim Einsetzen der Wehen vorsorglich eine Klinik aufzusuchen, in der das Baby elektronisch überwacht werden kann.

Und was gilt für Babys im Mutterleib und für Neugeborene?

Bislang gibt es laut Berufsverband der Frauenärzte keine Hinweise darauf, dass die Erkrankung auf das Kind im Mutterleib übertragen werden kann. Daten aus China zeigen laut WHO, dass Neugeborene von Erkrankten – bislang demnach nur 20 Fälle – nicht auch selbst infiziert waren. Nach der Geburt ist eine Übertragung des Erregers durch engen Kontakt und Tröpfcheninfektion auf das Neugeborene aber möglich.

Ist das Virus auf Haustiere übertragbar?

Vor Kurzem hatte der Fall eines Hundes in Hongkong Aufsehen erregt, weil auf seiner Schnauze Erreger gefunden wurden. Wahrscheinlich ist aber, dass es sich hierbei lediglich um eine Verunreinigung gehandelt hat, der Hund selbst aber nicht infiziert war. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts, das zu Tiergesundheit forscht, gibt es keine Hinweise darauf, dass Haustiere wie Hunde oder Katzen das Coronavirus übertragen können. Eine Trennung vom Haustier ist nach derzeitigem Empfehlungen auch im Falle einer Infektion der Besitzer nicht notwendig.