Die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland und Baden-Württemberg steigt seit Wochen – auch die der aktuell Infizierten. Dafür stirbt derzeit kaum jemand an Covid-19. Dafür gibt es eine einfache Erklärung.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - In Deutschland und auch in Baden-Württemberg steigt die Zahl der Corona-Infizierten seit etwa zwei Wochen wieder an. Zwar nehmen die Werte auf weiterhin niedrigem Niveau zu. Doch mittlerweile liegen die Werte bundesweit ein Drittel über dem Stand von Anfang Juli, im Südwesten sogar um zwei Drittel über dem damaligen Wert. Das ergeben aktuelle Zahlen des Robert-Koch-Instituts sowie des Landesgesundheitsamts.

 

Wir schauen dabei auf die Zahl der aktuell Infizierten. Diese ergibt sich aus der seit Beginn der Pandemie registrierten Infizierten abzüglich der wieder Genesenen sowie der Verstorbenen. Auch das baden-württembegische Sozialministerium legt den Fokus in seinen täglichen Pressemitteilungen inzwischen auf diesen Wert.

In Baden-Württemberg wird derzeit in keinem Landkreis ein größerer Corona-Ausbruch gemeldet. Dafür setzen sich zwei Trends fort. Zum einen liegt der Anteil der jüngeren Menschen, die am Coronavirus erkrankt sind, weiterhin relativ hoch. Er ist seit der Wiederöffnung von Schulen und Kitas auf aktuell angestiegen; aktuell ist etwa jeder fünfte Infizierte 19 Jahre oder jünger. Zugleich ist die Zahl der erkrankten älteren Personen deutlich zurückgegangen.

Der zweite Trend, der auch in der zurückliegenden Woche weiter zu beobachten war, ist die steigende Zahl „importierter“ Infektionen, so die Wortwahl des Landesgesundheitsamts. 15 Prozent aller seit dem 15. Juni in Baden-Württemberg registrierten Infektionen fanden demnach vermutlich im Ausland statt. Für jede zweite dieser Infektionen werden Serbien und der Kosovo als Ansteckungsland vermutet, für etliche weitere Bosnien und Herzegowina, Kroatien sowie die Türkei. Die genauen Zahlen finden sich in dem aktuellsten detaillierten Corona-Lagebericht vom Donnerstag.

Drei bis vier Todesfälle pro Tag

Bundesweit zeigen sich ähnliche Trends wie in Baden-Württemberg. In ganz Deutschland steigt die Zahl der aktuell Infizierten, wie das folgende Schaubild zeigt:

Anhand der Daten wird allerdings auch klar: Immer weniger Menschen versterben an ihrer Covid-19-Erkrankung. Auch das ist eine Folge der veränderten Altersstruktur: Jüngere Patienten haben im Fall einer Infektion ein deutlich geringeres Sterberisiko.

Deutschlandweit versterben derzeit im Wochenmittel etwa drei bis vier Menschen pro Tag an und mit Covid-19. In Baden-Württemberg sind in den vergangenen drei Wochen insgesamt nur zwei Todesfälle registriert worden, in denen Covid-19 eine Rolle gespielt hat.

Insgesamt sind seit Ausbruch der Pandemie 4,5 Prozent der registrierten Infizierten an Covid-19 verstorben. Der Wert ist nicht identisch mit dem Sterberisiko einer Corona-Infektion insgesamt, weil zahlreiche Infektionen etwa mangels Symptomen nicht erkannt werden. Somit ist die Sterblichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit geringer als 4,5 Prozent. Außerdem hängt der Wert von der Qualität des Gesundheitssystems ab.