Am Mittwoch wird über das weitere Vorgehen gegen das Coronavirus entschieden. Sprechen die aktuellen Zahlen aus Deutschland und Baden-Württemberg für eine Lockerung?

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Am Mittwoch sprechen die Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Ministerpräsidenten der Bundesländer über das weitere Vorgehen im Kampf gegen das Coronavirus. Mit Spannung wird erwartet, ob die Maßnahmen gegen das Virus – darunter ein Kontaktverbot und die Schließung von Schulen und Geschäften – gelockert werden. Eine wichtige Grundlage für diese Entscheidung sind die aktuellen Zahlen. Wie fällt die Bilanz nach Ostern aus? Wir haben die Daten des Robert-Koch-Instituts sowie – für Baden-Württemberg – des Landesgesundheitsamts ausgewertet.

 

Die erste gute Nachricht: deutschlandweit geht die Zahl der Neuinfektionen seit einigen Tagen zurück. Das zeigt unsere Deutschlandkarte, in der die Zahl der Neuinfizierten der letzten sieben Tage mit der Zahl aus der Woche davor verglichen wird:

Aus allen Bundesländern werden also sinkende Zahlen gemeldet. Erfreulich aus süddeutscher Sicht: gerade hier sinken die Neuinfektionen besonders stark – nicht zuletzt, weil bis vor zwei Wochen hier sehr viele neu Infizierte registriert wurden.

Diese Entwicklung verlief nicht in allen Ländern gleich, wie das folgende Schaubild zeigt. Darin wird ebenfalls die Zahl der Neuinfektionen der letzten sieben Tage mit jener aus der Woche davor verglichen. Liegt der Wert unter eins, so sinkt netto die Zahl der Neuinfektionen. In den großen Flächenländern, besonders in Bayern und Baden-Württemberg, nahm die Zahl der neu Infizierten vor einem Monat noch sehr stark zu. Inzwischen liegen die Kurven allesamt unter 1:

Weniger erfreulich als bei den Infektionen verläuft die Entwicklung bei den an Covid-19 Verstorbenen. Sie verläuft offenbar etwas zeitversetzt, das heißt die Zahl der Verstorbenen ist aktuell noch relativ hoch.

Zwar sind über das Osterwochenende nur relativ wenige Todesfälle gemeldet worden. Das kann erfahrungsgemäß aber auch mit dem Wochenende zusammenhängen, wo bislang stets weniger Fälle ans Robert-Koch-Institut übermittelt wurden.

Für schwere Verläufen der Corona-Infektion ist es wichtig, dass genügend Intensivbetten zur Verfügung stehen. Laut dem „Intensivregister“ des Vereins Divi sind aktuell rund 58 Prozent der Intensivbetten in Deutschland belegt; es gibt also noch Kapazitäten. Das gilt auch für Baden-Württemberg, wo im Deutschlandvergleich jeder fünfte Corona-Infizierte registriert ist; der Südwesten liegt genau auf dem Bundesschnitt.

In Baden-Württemberg belegen bei den Infiziertenzahlen vier von fünf (bevölkerungsreiche) Kreisen der Region Stuttgart die vordersten Plätze. Allerdings liegen auch relativ zur Bevölkerung die Infiziertenzahlen in den Kreisen Esslingen, Ludwigsburg und Böblingen über dem Landesschnitt. In Stuttgart liegen sie deutlich darunter.

Das folgende Schaubild berichtet die aktuellen Infizierten- und Verstorbenenzahlen in den Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg:

Betrachtet man schließlich das Verhältnis von Verstorbenen zu Infizierten, so zeigt sich, welche Kreise besonders unter der Coronakrise zu leiden haben. Im Ortenaukreis sind weiterhin die in absoluten Zahlen meisten Verstorbenen zu beklagen. Doch auch Esslingen und Freiburg haben viele Infizierte und Verstorbene zu beklagen.

Die Kreise, die in diesem Schaubild unter der Linie liegen, haben relativ zur Zahl der Infizierten eher wenige Todesfälle zu beklagen:

Ob die Corona-Bilanz nach Ostern positiv oder negativ ausfällt, ist also eine Frage der Betrachtung. Erfreulicherweise ist die (lediglich zu schätzende) Zahl der Genesenen in Deutschland mittlerweile höher als die der Infizierten; in Baden-Württemberg nähern sich diese Zahlen zumindest an, nachdem vor einer Umstellung der Berechnungsweise auch im Südwesten bereits einmal mehr Genesene als Infizierte angegeben worden waren.

Die Zahl der neu Infizierten sinkt also infolge der Maßnahmen gegen das Coronavirus – wegen des Zeitverzugs allerdings nicht seit Beginn der Maßnahmen, sondern seit etwa zwei Wochen. Die Zahl der Verstorbenen stagniert dagegen eher. Virologen sagen voraus, dass eine Lockerung der Maßnahmen ebenfalls mit Zeitverzug zu wieder steigenden Infektions- und dann auch Sterbezahlen führt.

Wie die Politik all das beurteilt – am Mittwoch wird man mehr wissen.