Diese Woche hat sich der Rückgang der Corona-Neuinfektionen in Deutschland deutlich verlangsamt. Das Robert-Koch-Institut mahnt, die Entwicklung genau zu beobachten.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - In der zu Ende gehenden Woche müssten sich die Folgen der Lockerung bei den Maßnahmen gegen das Coronavirus in den Zahlen niederschlagen. Zur Erinnerung. Seit 20. April gelten im Kampf gegen das Virus neue, etwas weniger strenge Regeln. In der Folge könnte es auch zu einem Anstieg der Neuinfektionen kommen. Wegen der Inkubation und der Dauer vom Test bis zur Meldung an das Robert-Koch-Institut zeigt sich diese Entwicklung erst mit zweiwöchiger Verzögerung in der Infiziertenstatistik, also seit dem 4. Mai. Deshalb ist es interessant, auf die Zahlen der vergangenen Woche zu blicken.

 

Tatsächlich hat sich der Rückgang der Infiziertenzahlen diese Woche deutlich verlangsamt. Das zeigt das folgende Diagramm, in dem die Zahl der Neuinfizierten wochenweise verglichen wird. Zwar gehen die Zahlen insgesamt weiter zurück – aber eben nicht mehr so stark wie zuletzt. Das ist zum einen naheliegend, wenn die Werte immer kleiner werden. Dennoch nähert sich die Kurve zuletzt deutlich dem Zustand an, in dem jeden Tag gleich viele Infizierte neu dazukommen.

Die gezeigten Kurven entsprechen in etwa dem, was das Robert-Koch-Institut (RKI) mit der Reproduktionszahl R ausdrückt. Zwar ist diese Maßzahl gerade für aktuelle Zahlen anfällig für Schätzfehler. Doch das RKI berechnet in seinem aktuellen Lagebericht erstmals seit Langem eine vermutlich über 1 liegende Infektionsrate und verweist damit auf einen ähnlichen Trend, wie er sich in den oben gezeigten Kurven andeutet.

Das RKI schreibt im Lagebericht: „Aufgrund der statistischen Schwankungen, die durch die insgesamt niedrigeren Zahlen verstärkt werden, kann noch nicht bewertet werden, ob sich der während der letzten Wochen sinkende Trend der Neuinfektionen weiter fortsetzt oder es zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen kommt. Der Anstieg des geschätzten R-Wertes macht es erforderlich, die Entwicklung in den nächsten Tagen sehr aufmerksam zu beobachten.“

Betrachtet man die Entwicklung der Fallzahlen in absoluten Werten, so zeigt sich auch hier, dass sich der Rückgang deutlich verlangsamt hat:

Insgesamt dürfen, wie das RKI betont, wegen der mittlerweile niedrigen Fallzahlen statistische Ausschläge nur behutsam interpretiert werden. Dennoch könnte es sein, dass die Corona-Kurve aktuell wieder dreht und es tendenziell zu steigenden Infiziertenwerten kommt.

Das kann in jedem Fall für einzelne „Hotspots“ der Fall sein. Dafür wurde die „Notbremse“ vereinbart, die bei mehr als 50 Neuinfizierten je 100 000 Einwohnern in einer Woche greifen soll. Laut RKI-Lagebericht liegen aktuell drei Landkreise über diesem Wert. In Baden-Württemberg ist der Zollernalbkreis (33 Neuinfizierte je 100 000 Einwohner) am stärksten betroffen.

Die folgende Tabelle zeigt den aktuellen Stand für die einzelnen Bundesländer. Die Infiziertenrate bezieht sich auf die Neuinfektionen der letzten Woche.

Wir vergleichen an dieser Stelle die Werte des Robert-Koch-Instituts, obwohl diese erst mit etwas Verzögerung dort eintreffen. Gerade zum Vergleich über den Zeitverlauf sind diese Werte geeignet – zumindest wenn man annimmt, dass die Lieferverzögerung aus allen Ländern in etwa gleich ist und auch die Testdichte mittlerweile ähnlich hoch ist.

Wir aktualisieren diesen Beitrag regelmäßig, aktueller Stand: Sonntag, 10. Mai.