Restaurants und Biergärten sind seit dem 18. Mai wieder offen. Wir haben bei Stuttgarter Gastronomen nachgefragt, wie es in den ersten vier Wochen angelaufen ist.

Unterschiedlicher könnten die Restaurants nicht sein und dennoch gleichen sich die gemachten Erfahrungen in den Wochen seit der Wiederöffnung der Gastronomie am 18. Mai in Stuttgart. Nima Nafeei, der als Geschäftsführer der 7 Seconds GmbH die Burgerheart-Filiale mit 240 Plätzen sowie das ähnlich dimensionierte Oh Julia betreibt, hat dieselben Sorgen wie Zehra Demirkol im kleinen Familienbetrieb. „Zu uns kommen noch nicht so viele Gäste“, sagt die Inhaberin der Taverne Yol in der Spittastraße. „Viele haben wohl noch Angst“, vermutet die Gastronomin, die auf türkische Spezialitäten setzt. Nima Nafeei kann dem nur zustimmen. „Eher noch verhalten“, beschreibt er die Nachfrage nach einem Platz in seinen Lokalen. 

 

Aufwand enorm für Umsetzung der Hygieneregeln

Was die Einhaltung der vorgeschriebenen Hygieneregeln anbelange, würden sich alle Gäste vorbildlich verhalten, sind sich Nafeei und Demirkol einig. Allerdings sei der Aufwand der Umsetzung für das Personal enorm. „Unsere Tische sind leer. Da liegt kein Besteck, es gibt keine Karte, keine Deko“, erzählt Nafeei. „Getränke dürfen nur tischweise vom Servicepersonal serviert werden. Auch müssen wir immer ein Auge auf unsere Gäste haben, damit Hygienemaßnahmen eingehalten werden.“ All dies erschwere den Ablauf enorm.

"Ohne Hilfe vom Staat kommen wir nicht durch"

Trotz Mehraufwand und dadurch gestiegener Kosten haben Demirkol und Nafeei die Preise nicht erhöht. „Wenn wir das gemacht hätten, dann hätten wir es dadurch noch erschwert. Denn bedingt durch etwa Kurzarbeit haben viele ohnehin weniger im Geldbeutel und gönnen es sich eher seltener, essen zu gehen", meint Demirkol. Nafeei stellt für sich eine ganz einfache Rechnung auf: Höhere Kosten aber nur rund 40 bis 50 Prozent des Vorjahresumsatzes im selben Zeitraum. Das kann nicht lange gut gehen. „Ohne Hilfen vom Staat kommen wir leider nicht durch“, sagt er.

Auch Zehra Demirkol blickt wenig hoffnungsfroh in die Zukunft. „Wir waren positiv gestimmt, als klar war, dass wir wieder öffnen dürfen. Dachten, die Leute waren nun lang genug zuhause, die freuen sich darauf, wieder Essen zu gehen.“ Dass die Resonanz so verhalten ist, hat sie schockiert.

Weiter Abhol- und Lieferservice statt  Restaurantbetrieb

Bessem Lamari, Inhaber der Pinsa Manufaktur im Stuttgarter Westen, hatte auf Abhol- und Lieferservice gesetzt – und macht dies trotz der gesetzlichen Erlaubnis zur Restaurantöffnung weiterhin. „Aufgrund des Umstandes, dass wir einen sehr kleinen Gastraum haben und keinen Außenbereich besitzen, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Bewirtung unserer Gäste vor Ort noch keinen Sinn macht.“ Durch die vorgegebenen Abstände könnte in der Pinsa Manufaktur maximal 37 Prozent der tatsächlichen Kapazität ausgeschöpft werden. „Das sind in unserem Fall etwa 15 Gäste, die wir unter Einhaltung der Verordnung platzieren können. Unter diesen Umständen können wir nicht kostendeckend arbeiten.“

Da die Räumlichkeiten in der Pinsa Manufaktur einen parallelen Betrieb des Liefer- und Abholservices und des Lokals nichtzulassen würden, haben sich Bessem Lamari und seine Partner für ein Fortführen des Liefer- und Abholangebots entschieden. Durch den höheren Personalaufwand, die Verpackungsmaterialien und die Lieferfahrzeuge seien die Kosten allerdings deutlich höher, sodass eine Lieferpauschale nötig wurde. „Wir waren sehr froh, dass unsere Kunden diesen Schritt mit uns gegangen sind und sind dafür auch sehr dankbar. Über unser aktuelles Angebot ist es uns möglich, dass wir wiederkehrende Kosten decken können“, sagt Lamari. „Tatsächlich wirtschaftlich ist eine Wiedereröffnung für uns erst, wenn wir auf unserer Fläche wieder mehr Personen bewirten können.“