Berufstätige können kaum auf vorgezogene Weihnachtsferien reagieren, eine Notbetreuung für Schüler ist noch nicht geplant.

Stuttgart - Bund und Länder haben sich geeinigt: Die Weihnachtsferien an den Schulen beginnen zwei Tage früher, am Samstag, dem 19. Dezember 2020. Der Schulartenausschuss für Grundschulen des Gesamtelternbeirats Stuttgart (GEB) hat sich am Dienstagabend mit dem Thema befasst, die überwiegende Zahl der Elternvertreterinnen und -vertreter habe die Entscheidung der Politik kritisiert, berichtet Manja Reinholdt, die Sprecherin des GEB.

 

Mehrere Gründe sprächen aus Sicht der Eltern dagegen, unter anderem habe die Bildung im Kalenderjahr 2020 bereits enorm gelitten. „Den Schülerinnen und Schülern fehlt jeder Tag ohne Unterricht und ohne Anwesenheit in der Schule, und die Eltern haben kein Verständnis dafür, dass kein Vorschlag zur Kompensation des ausgefallenen Unterrichts auf den Tisch kommt“, erläutert Manja Reinholdt.

Keine Urlaubstage mehr übrig

Berufstätige Eltern seien verärgert: „Sie haben keine Urlaubstage oder Überstunden mehr zur Verfügung, um zusätzliche Betreuungszeiten zu stemmen.“ Insbesondere Berufstätige in der medizinischen Versorgung stünden vor großen Problemen, weiß Reinholdt, die selbst als Intensivschwester arbeitet: „Die Dienstpläne stehen längst und sind nie einfach zu besetzen.“

Auch Alleinerziehende stünden vor enormen Herausforderungen, zumal während der Ferien kein Lohnersatz im Sinne des Infektionsschutzgesetzes gezahlt werde. „Eltern haben also finanzielle Einbußen, und keiner sagt, wie das kompensiert wird“, sagt die GEB-Sprecherin und fragt: „Wenn Schulen tatsächlich keine große Rolle im Infektionsgeschehen spielen, wie passt das dann zu vorgezogenen Ferien?“

Bisher kein Plan zur Notbetreuung in Stuttgart

Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte am Dienstagabend darauf hingewiesen, dass man die Folgen vorgezogener Ferien für Berufstätige durch eine Notbetreuung lindern könne. Die erfolgt in kommunaler Regie. Die Stadt Stuttgart hat am Mittwoch erläutert, man wolle den schriftlichen Beschluss der Bund-Länder-Kommission abwarten; in Nordrhein-Westfalen seien die Lehrer aufgefordert worden, die Betreuung zu übernehmen. Das Kultusministerium Baden-Württemberg hat sich dazu noch nicht geäußert. Für Kitas ist nach Angaben der städtischen Pressestelle aktuell keine Änderung der Schließzeiten angedacht.