Auch die Stadt selbst glaubt, dass der Anteil der bisher als sicher geltenden Ansteckungen in der Schule höher ist. Man kann das aber nicht mit Bestimmtheit sagen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Durch die derzeit rapide steigende Sieben-Tage-Inzidenz – am Freitag wuchs der Wert in Stuttgart nochmals auf 188,8 Fälle, bei 235 Neuinfektionen – stellt sich wieder verstärkt die Frage: Welche Personengruppen sind von Infektionen besonders betroffen? Wo stecken sich diese an? Besonders im Focus einmal mehr: die Schulen, wo die Zahl der Infektionen ebenfalls zugenommen hat. Unter Eltern gibt es dabei Stimmen, die den Infektionsort Schule für relevanter halten als bisher angenommen.

 

Werden die Abläufe auch immer ermittelt?

So fragt die Mutter einer achtjährigen Tochter, ob tatsächlich nur drei Prozent der Infektionsfälle klar auf die Schule zurückzuführen seien, wie das die Verwaltung am Donnerstag erklärt hatte. So habe sich ihre Tochter in der vorigen Woche am ersten Tag ohne Masken mit Corona infiziert. Und nicht nur sie: „Es sind ganze Tischgruppen erkrankt“, so die Mutter. Es sei „mehr als eindeutig“, dass sich die Kinder in der Schule angesteckt hätten, da „manche Kinder zueinander privat keinen Kontakt haben“. Die Mutter kritisiert auch: „Von Seiten des Gesundheitsamts wurde diesbezüglich nicht nachgefragt.“ Für sie und für andere Eltern seien die Entscheidungen des Landes „nicht mehr nachvollziehbar. Man hat das Gefühl, dass es gewollt ist, die Kinder zu durchseuchen, um zum Alltag übergehen zu können“.

Höchstwert an Infizierten nochmals gestiegen

Nach Angaben der Stadt hat die Zahl der von Infektionsfällen betroffenen Schulen um fünf auf 78 zugenommen, die dort registrierten Infektionsfälle um 22 auf 215. Jede zehnte Infektion betrifft Schüler. 184 Schüler aus acht Klassen sind in Quarantäne. Jüngst hat es offenbar auch einen Corona-Ausbruch an einer Waldorfschule mit etwa 20 Fällen gegeben, was die Stadt nicht bestätigt.

Die Sechs- bis 19-Jährigen haben laut Stadt die höchsten Inzidenzraten und den stärksten Anstieg bei den Neuinfektionen (304 Fälle pro 100 000 Einwohner am Donnerstag bei den Sechs- bis Neunjährigen und 378,3 bei den Zehn-bis 19-Jährigen). Die Zahl der aktuell in Stuttgart ansteckenden Coronainfizierten wuchs nochmals von 2277 auf jetzt 2365, das ist der bisherige Höchstwert in der Stadt.

Debatte über Maskenpflicht im Unterricht

Was den Ansteckungsort Schule angeht, präzisierte Stadtsprecher Sven Matis die bisherigen Angaben. Der Anteil der Infektionsfälle sei „gewiss höher“ als drei Prozent, die sicher einer Schule als Ansteckungsort zugeordnet werden könnten. Nur: „Wir können es nicht mit Bestimmtheit sagen“, so Matis.

Bei der Stadt überlegt man, nach den Herbstferien die Maskenpflicht im Unterricht in der Schulbank wieder einzuführen. Der Gesamtelternbeirat hatte das schon bei deren Aufhebung gefordert.