Die NBA stellte in der Nacht auf Donnerstag nach einem positiven Covid-19-Test eines Basketball-Profis den Spielbetrieb ein. Nun fragen sich Profis und NBA-Fans: War es das? Oder sind die Play-offs zu retten?

Stuttgart - Wie oft hat man in den vergangenen Tagen die Floskel gelesen „Wir stehen im Austausch mit den lokalen Gesundheitsbehörden und werden Anweisungen entsprechend umsetzen“? Nun, auch die nordamerikanische Basketball-Profiliga NBA stand wegen des Coronavirus nach eigenen Angaben „im Austausch mit den US-amerikanischen Gesundheitsbehörden“ und wurde dann von aktuellen Entwicklungen überrollt. Das Ergebnis: Der Spielbetrieb ist bis auf weiteres ausgesetzt, eine Fortsetzung der Saison scheint ungewiss.

 

Die NBA wollte ursprünglich Geisterspiele – bis ein Profi positiv getestet wurde

Noch am Mittwochabend deutscher Zeit hatte die Liga verkündet, von nun an alle Spiele ohne Zuschauer stattfinden zu lassen. Geisterspiele im Milliardenbusiness NBA waren den Teambesitzern lieber als die Saison auszusetzen. Schließlich hatte die NBA durch den Streit mit China vor Saisonbeginn bereits hunderte Millionen eingebüßt. Da wollte man zumindest die lukrativen TV-Verträge bedienen, wenngleich sich nur wenige Profis mit der Idee von menschenleeren riesigen Arenen anfreunden konnten.

In der Nacht dann der Schock: Unmittelbar vor der Partie der Utah Jazz gegen die Oklahoma City Thunder (um den deutschen Nationalspieler Dennis Schröder) wurde bekannt, dass Jazz-Center Rudy Gobert positiv auf Covid-19 getestet wurde. Die Schiedsrichter berieten sich am Spielfeldrand mit den Trainern und Managern der beiden Teams, ehe aus der Liga-Hauptzentrale in New York die Ansage kam: Spiel abgesagt.

Der NBA droht das Schicksal, vor dem sich alle Profiligen fürchten

Minuten spätrer war klar, was alle Profisportligen dieser Welt seit Wochen fürchten: Es kann nicht weiter gespielt werden, die NBA-Saison wird mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Schließlich weiß keiner, wie viele Spieler neben Gobert betroffen sein könnten. Die selbstverordnete Pause will die Liga nun nutzen, um eine Fortsetzung des Spielbetriebs und „weitere Maßnahmen“ zu prüfen, wie einer Presseerklärung zu entnehmen war.

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Welche Optionen gibt es? Zunächst einmal hat die Liga bei allen 32 Teams angefragt, ob und welche Möglichkeiten sie haben, bis in den Juli hinein ihre jeweiligen Spielstätten zu mieten? Normalerweise endet die reguläre Saison Mitte April, der Meister wird in den anschließenden Play-offs bis in den Juni hinein ermittelt. Dieses Vorgehen der NBA um ihren Chef Adam Silver lässt erahnen, dass sie in New York nichts unversucht lassen wollen, doch noch einen NBA-Meister 2020 zu küren.

Saisonabbruch, Pause oder direkt in die Play-offs?

Einige Beobachter brachten zudem einen Mittelweg ins Spiel: Der besagt, dass nach einer zwei- bis dreiwöchigen Quarantäne aller NBA-Profis zumindest die Play-offs im April in Angriff genommen werden könnten – sofern es keine weiteren positiven Covid-19-Tests unter den Basketballern gäbe. Als Play-off-Setzliste würde die aktuelle Tabelle dienen, die verbleibenden rund 18 Saisonspiele pro Team würden ersatzlos gestrichen.

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Die Frage ist, ob sich die NBA mit diesem Vorgehen in der Öffentlichkeit einen Gefallen täte. Hinzu kommen Zweifel, dass die mächtige Spielergewerkschaft um die Superstars Chris Paul und LeBron James diesem Vorgehen zustimmen würde. Play-offs ohne Zuschauer scheinen für viele Fans und Profis unvorstellbar, selbst Dallas-Mavericks-Teambesitzer Mark Cuban sprach davon, dass es „jetzt wichtigeres gibt als Basketball“.

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Daher scheint derzeit die realistischste Option, dass die NBA-Saison – ähnlich wie die DEL-Saison in Deutschland – ohne Meister beendet wird. Das wäre genau das Szenario, das in Deutschland und Europa so viele beim Fußball und in anderen Profiligen fürchten. Angesichts der stündlich neuen Entwicklungen darf man gespannt sein, wie lange sich diese Sportarten noch vor der Frage drücken können: Macht es Sinn, mit aller Gewalt eine Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen?

Wie das Beispiel der NBA zeigt: Selbst die besten Absichten können sich mit einem positiven Covid-19-Test in Luft auflösen. Auch und gerade wenn man „im ständigen Austausch“ mit den Gesundheitsbehörden steht.