Inzwischen ist zwar gut jeder Dritte in Deutschland erstgeimpft. Dennoch warten viele Impfwillige weiter auf ihren Piks. Wir haben ein paar Kniffe, wie man an einen Termin kommen kann.

Stuttgart - Ob über die Internetseite www.impfterminservice.de, die Hotline 116 117 oder die Hausartzpraxis, ob Heidelberg, Karlsruhe oder Stuttgart: Einen Termin für die Coronaimpfung zu bekommen, ist nach wie vor schwierig. Nicht nur in Baden-Württemberg.

 

Inzwischen hat zwar gut jeder Dritte in Deutschland die Erstimpfung bekommen (34,4 Millionen Menschen), und knapp jeder Zehnte ist vollgeimpft. Viele Impfwillige werden aber trotzdem noch Wochen auf ihren Pieks warten. Obwohl es von diesem Montag an laut Entscheid der Bundesregierung auch in Baden-Württemberg in Hausarztpraxen keine Priorisierung mehr gibt.

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Konkret heißt das, dass die Hausärzte selbst entscheiden, welche ihrer Patienten sie zum Impfen drannehmen und welches Vakzin sie in die Spritzen ziehen. Doch auch in den Praxen gibt es bereits lange Wartelisten. Was also tun, wenn man noch immer sucht? Gibt es Kniffe, die helfen, an einen Termin zu kommen? Klar ist: Geld sollte man für eine Vermittlung keinesfalls bezahlen. Denn dahinter steckt Betrug.

Private Internetportale

Wer über die Impfzentren geht, muss sich auch künftig versichern, dass er impfberechtigt ist. Hier gilt weiterhin die Einteilung in Prioritätsgruppen. In Baden-Württemberg etwa sind derzeit auch die Über-60-Jährigen berechtigt. Doch selbst als Berechtigter, bekommt man derzeit über die Hotline nur zu hören, dass es „in Baden-Württemberg aktuell keine freien Termine“ gibt. Ähnlich sieht es online aus: Entweder ist gleich zu lesen, dass man es „bitte später erneut“ versuchen soll. Oder man kommt in einen virtuellen Warteraum, wo es aber ebenfalls nicht voran geht: „Aufgrund der hohen Nachfrage kommt es bei der Vergabe von Impfterminen im Moment zu Wartezeiten“, heißt es dort.

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„Es steht und fällt eben alles mit dem Impfstoff“, erklärt Matthias Nösner. „Wenn keiner da ist, gibt es auch keine Termine.“ Um die recht umständliche Suche über das offizielle Portal der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) dennoch zu erleichtern, betreibt der Stuttgarter Software-Entwickler inzwischen mit impfterminradar.de selbst ein Portal. Für mehrere Bundesländer, darunter Baden-Württemberg, sind alle Impfzentren aufgelistet. Bundesweit gibt es mehrere derartige Privatanbieter. Etwa die Seite www.impfterminübersicht.de oder auch www.impftermin-hilfe.de, die der Südbadener Student Marcel Hiller betreibt – kostenfrei, wer möchte, kann spenden. Nöslers Seite ist ebenfalls ohne Kosten nutzbar. Seine Firma Benchkram stecke zwar viel Zeit in die Sache: „Das ist aber ein wichtiger und wertvoller Service. Derzeit können wir es noch stemmen.“

Impfung ist grundsätzlich kostenlos

Bei Impfterminradar erkennt man auf einen Blick, wo man gerade in den Warteraum gerät, wo es keine Kapazitäten gibt und wo etwas gehen könnte. Der Vorteil: Man muss nicht jedes Zentrum einzeln und mit dem entsprechenden Vermittlungscode abfragen. Der Nachteil, zumindest aus Sicht der KBV: Man wisse nicht, wie aktuell die Daten seien. Dem widerspricht Nösner: „Wenn’s auf unserer Seite grün wird: ganz schnell buchen“, lautet sein Tipp. Wohlgemerkt über das offizielle Portal, sprich: ganz regulär. Überhaupt gilt: Die Impfung ist grundsätzlich kostenlos, auch für Menschen ohne Krankenversicherung. Es zahlt der Bund. Verlangt jemand Geld fürs (angebliche) Vermitteln – Finger weg! Denn auch die Pandemie wird von Betrügern ausgenutzt, um vor allem Senioren hinters Licht zu führen.

Zunächst waren den privaten Diensten daher und auch aus Datenschutzgründen Steine in den Weg gelegt worden. So wurde der automatische Abruf der Verfügbarkeitsdaten erschwert. Weshalb einige ihr Angebot einstellten, etwa der „Impfterminmonitor“. „Ich glaube, dass die Behörden inzwischen aber gemerkt haben, dass wir nicht schaden“, sagt Nösner. Das Land setzt sich übrigens seit mehr mehreren Wochen dafür ein, dass auch die offizielle Seite ähnlich übersichtlich und benutzerfreundlich wird.

Impftermine nach Mitternacht

Die meisten Termine werden nach Mitternacht freigeschaltet – diese Aussage gilt zwar nicht mehr ganz, aber die Chancen, einen freien Termin zu ergattern, sind nach Mitternacht wohl weiterhin recht hoch, vor allem am Wochenende. Was noch immer dazu führt, dass viele junge Menschen für ihre Angehörigen nachts Termine besorgen und andere leer ausgehen. Das baden-württembergische Sozialministerium hat inzwischen gegengesteuert. Laut Ministerium werden mehrmals am Tag neue Termine eingestellt und freigeschaltet - sowohl online, als auch bei der Hotline. So soll eine fairere Behandlung aller Impfwilligen sichergestellt werden.

Impfen in Hausarztpraxen

Von Montag an dürfen Hausärztinnen und Hausärzte ohne Priorisierung impfen. Das haben das Sozialministerium im Land und die Kassenärztliche Vereinigung gemeinsam beschlossen. „Das ist wahrscheinlich der entscheidende Meilenstein im Kampf gegen die Pandemie“, bekräftigte Andreas Gassen, der KBV-Vorstandsvorsitzende, die Bedeutung der Arztpraxen bei den Coronaimpfungen. Die Resonanz sei beeindruckend, so Gassen weiter. Bereits 65 000 Praxen hätten bundesweit Impfstoffe bestellt, heißt es bei der KBV. Allerdings stehe den meisten Medizinerinnen und Medizinern nach wie vor nicht genügend Impfstoff zur Verfügung. Vom Bundesgesundheitsministerium sei aber zugesagt, dass die Versorgung ab Juni besser laufe.

Allerdings sind viele Praxen von dem Ansturm bereits jetzt überlastet. Manche gehen schon gar nicht mehr ans Telefon. Sollte man trotzdem nachfragen oder lieber abwarten? Obwohl die Praxen nun nach eigenem Ermessen entscheiden, welche Patientinnen und Patienten besonders dringend geimpft werden sollen, ist Eigenengagement gefragt.

Man sollte sich also schleunigst an seinen Hausarzt wenden, die Situation besprechen und sich – sofern noch nicht geschehen – gegebenenfalls auf die Warteliste setzen lassen. Für die Praxen wird es mit dem Fall der Priorisierung nicht einfacher. „Deshalb wollen wir unseren Service schon bald gebündelt auch auf Hausärzte ausdehnen“, sagt der Software-Entwickler Nösner dazu. Die KBV meint, dass sich „da die Geister scheiden“. Viele Hausärzte wollten „die Terminvergabe lieber selbst als über ein offizielles oder privates Portal organisieren“.

Privates Engagement

Seit Ende 2020 wird in Deutschland gegen das neuartige Coronavirus geimpft. Und seit dieser Zeit gibt es Organisationen, Initiativen und Privatleute, die ehrenamtlich bei der Buchung von Terminen helfen. Wer nicht selbst aktiv werden kann, findet etwa bei der Bürgerstiftung Stuttgart unter www.buergerstiftung-stuttgart.de/impfen oder bei Seniorenbüros Unterstützung. Eine Liste findet sich unter seniorenbueros.org. Zudem gibt es in vielen Kirchengemeinden Ehrenamtliche, die Älteren und Kranken bei der Terminsuche und auch bei der Fahrt ins Impfzentrum Hilfe anbieten.

Wer seine häusliche Umgebung nicht verlassen kann, kann vom Hausarzt daheim geimpft werden. Inzwischen gibt es auch mobile Teams, die Bewohnerinnen und Bewohner von Senioren- und Altenpflegeeinrichtungen impfen. Die Einrichtungen und deren Träger kümmern sich dabei um die Termine. Weitere Informationen zur Coronaimpfung gibt es unter anderem auf den Homepages vieler Städte und Kommunen, etwa unter www.stuttgart.de, und beim Sozialministerium unter www.sozialministerium.baden-wuerttemberg.de.