Das Ende der Sommerferien lief für rund 70 Kinder und deren Familien ganz anders als geplant. Im Waldheim in Stuttgart-Vaihingen wurde Corona nachgewiesen – die Folgen sind drastisch. Die Schnelltests waren dabei keine Hilfe.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Hörspiele statt Waldheim, Zocken im Kinderzimmer statt Fußball mit Gleichaltrigen und Gesellschaftsspiele mit den Eltern statt Ausflüge: Für rund 70 Kinder in und rund um Stuttgart-Vaihingen haben sich die vergangenen anderthalb Wochen der Sommerferien ganz anders entwickelt, als sie und ihre Familien dies geplant hatten: Im Waldheim Vaihingen waren Coronainfektionen aufgetreten, rund 70 Kinder sowie deren Haushaltsangehörigen – zumindest sofern diese nicht geimpft sind – mussten in Quarantäne.

 

Die Schnelltests hatten nicht angeschlagen

„Es ist erschreckend zu sehen, dass trotz all der sorgsamen Maßnahmen, die wir ergriffen haben, ein Risiko bleibt“, sagt Rüdiger Fett, Pfarrer in Stuttgart-Vaihingen und zuständig für die Waldheimfreizeiten. „Man ist nicht gefeit in dieser Zeit.“ Alle Betreuerinnen und Betreuer – vorrangig junge Erwachsene – hatten sich im Vorhinein gegen Corona impfen lassen. Die Gruppen wurden stark verkleinert, außerdem wurde darauf geachtet, dass sich diese nicht begegneten. Der Großteil des Programms fand draußen statt, drinnen mussten Masken getragen werden, falls kein Abstand gehalten werden konnte, die Räume wurden ständig gelüftet. Außerdem wurden alle Teilnehmer zweimal pro Woche auf Corona getestet. Doch offenbar war die Viruslast bei den infizierten Kindern zu gering, als dass ein Schnelltest anschlug.

Dass sich Teilnehmer infiziert hatten, fiel erst auf, als ein Kind in der Nacht vom 31. August auf den 1. September Krankheitssymptome entwickelte und die Eltern mit ihm zum PCR-Test gingen. Kurz darauf dann das Ergebnis: positiv. „Die betroffene Gruppe wurde sofort nach Hause geschickt“, berichtet Rüdiger Fett. Acht Kinder aus dieser Gruppe stellten sich als infiziert heraus, später wurden auch noch zwei Kinder aus zwei anderen Gruppen positiv getestet. „Das Virus wurde über Geschwisterkinder oder über andere Wege übertragen“, sagt Fett. Besonders ärgerlich für die Familien: Bis zuletzt galten für Freizeitaktivitäten deutlich strengere Quarantäneregeln als in Schulen.

Einige Eltern ärgern sich über Ungleichbehandlung

Wird dort jemand positiv getestet, muss nicht mehr die komplette Klasse in Quarantäne. Lediglich die Anzahl der Tests wird von zwei auf fünf pro Woche erhöht. Im Waldheim hieß es: 14 Tage Quarantäne für alle aus den betroffenen Gruppen, auch wenn die durchgeführten PCR-Tests negativ waren.

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„Manche Eltern waren darüber sehr unglücklich“, sagt Claudia Neuner. Ihr neunjähriger Sohn musste ebenfalls in Quarantäne, obwohl er sich nicht infiziert hatte. Daraufhin fielen für ihn die verbliebene Ferienbetreuung und das Fußballcamp ins Wasser, der Junge verbrachte den Rest der Ferien und den ersten Schultag daheim. „Zum Glück hat er es mit Fassung getragen“, sagt Neuner.

Ab Dienstag dürfen die Kinder wieder in die Schule

Auch der neunjährige Sohn von Marcus Sörensen war betroffen. Der Vater kam dadurch zwar nicht in Betreuungsschwierigkeiten, weil er Hausmann ist, geärgert über die unterschiedlichen Regeln für Schule und Waldheim hat er sich aber trotzdem. „Das ist eine Ungleichbehandlung, bei der man sich verschaukelt fühlt“, sagt er.

Immerhin: Am Montagmittag erhielten die betroffenen Eltern eine Mail vom Gesundheitsamt. In dieser wurden sie informiert, dass ab Dienstag eine neue Coronaverordnung gelte – und auch im Freizeitkontext enge Kontaktpersonen nicht mehr 14 Tage in Quarantäne müssen, sofern sie negativ getestet wurden. Nach zehn Tagen durften die Kinder also erstmals wieder raus. Für den Sohn von Marcus Sörensen gab es darauf erst einmal ein Eis.

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