Kulturveranstalter im Rems-Murr-Kreis scheuen keine Mühen, um trotz Corona in die Herbst- und Wintersaison starten zu können. Auch für größere Events wird nach Lösungen gesucht.

Fellbach/Weinstadt/Schorndorf - Wir sind zuversichtlicher und mutiger geworden“, sagt Christa Linsenmaier-Wolf, die Vorsitzende der Kulturgemeinschaft Fellbach, über die Arbeit ihres Vereins in Zeiten von Corona. Das zeigt sich auch an dem Programm, mit dem die Kulturgemeinschaft nun in ihre Herbst-/Wintersaison gegangen ist. Zaghaft war im Juni mit der Reihe „Hoffnungsfunken“ begonnen worden, für die der Verein einen Veranstaltungsort im Freien nutzen konnte. Jetzt im September finden erste Workshops mit kleiner Teilnehmerzahl statt, für November hat sich die Kulturgemeinschaft erstmals wieder Größeres vorgenommen. Am 22. November soll der ursprünglich für den 3. Mai geplante Hölderlin-Abend zum 250. Geburtstag des Dichters nachgeholt werden – natürlich nach den Vorgaben der Corona-Verordnung. „Logistisch ist das viel mühsamer“, sagt Linsenmaier-Wolf.

 

Für die Namenserfassung der Besucher habe man von einem handgemachten Vorverkaufssystem auf einen Online-Ticketverkauf umgestellt. Das erleichtere zwar einerseits die Organisation, andererseits müssten bereits ausgegebene Karten umgetauscht werden. Für den Hölderlin-Abend seien das mehr als 200. Zudem musste wegen der Abstandsregel ein größerer Veranstaltungsraum her. Dank der Vereinsförderung der Stadt Fellbach könne man den Hölderlin-Saal der Schwabenlandhalle nutzen. „Ansonsten könnte das unser Verein finanziell nicht stemmen“, erklärt Linsenmaier-Wolf. Zumal die maximale Besucherzahl mit 400 weit unter der Kapazität des Saals von 1400 liegt.

Lokalmatador Matthias Klink tritt zweimal am selben Abend auf

Auch sonst sei die Kulturgemeinschaft auf Förderungen des Landes und von Stiftungen angewiesen, um die Differenz zwischen den Ausgaben und den Corona bedingt niedrigeren Besucherzahlen und entsprechend geringeren Einnahmen abdecken zu können.

Eine andere Lösung hat man für das eigentlich in der örtlichen Musikschule geplante Konzert von Matthias Klink und dessen Band Jabb am 7. November gefunden – der Tenor aus Fellbach-Schmiden ist als Lokalmatador ein Publikumsmagnet. Er tritt am selben Abend zweimal in der Alten Kelter auf. Dazwischen müssen die ehrenamtlichen Helfer der Kulturgemeinschaft den Saal desinfizieren.

Jazzclub Armer Konrad zieht in den Stiftskeller um

Auch der Jazzclub Armer Konrad (Jak) muss für den Start in die Herbst-/Wintersaison am 1. Oktober umziehen. Denn im vereinseigenen Keller sind die Corona-Verordnungen schwerlich umzusetzen. Über den Sommer veranstaltete der Club daher Freiluftkonzerte im Beutelsbacher Stiftshof. „Die Resonanz der Besucher war sensationell“, berichtet der Jak-Vorsitzende Hartmut Lenz. Nun hat der Club wieder erfolgreich mit der Stadt verhandelt und kann den Stiftskeller, der neben den eigenen Räumen liegt, nutzen.

Derweil verlegt die Weinstadt das Kulturprogramm von der Alten Kelter und dem Stiftskeller in noch größere Räumlichkeiten – und zwar in die Strümpfelbacher Halle und die Katholische Kirche St. Anna in Beutelsbach. Mit einem Gastspiel des Stuttgarter Ensembles Dein Theater beginnt die städtische Veranstaltungsreihe am 24. Oktober. Aufgeführt wird das Stück „Theodor Fontane – Apotheker, Journalist und Schriftsteller“. Am 5. Dezember bildet die Kabarettistin Vera Deckers mit ihrem Programm „Wenn die Narzissten wieder blühen“ den Abschluss der Reihe.

Club Manufaktur: nur 100 statt 450 Gäste dürfen in den großen Saal

Hinsichtlich der Besucherzahl hat der Arme Konrad durch den Ortswechsel keine Einbußen – im Gegenteil. 80 Personen dürfen unter Corona-Vorgaben in den Siftskeller, in den Jak-Keller passen maximal 60. Lediglich bei größeren Events wie dem Auftritt des Pianisten Christoph Stiefel mit seinem Inner Language Trio am 19. November müsse man sich einschränken: An diesem Abend könnte unter normalen Umständen die Kapazität von 250 Besuchern im Stiftskeller komplett ausgeschöpft werden. Auch das 40-jährige Bestehen des Jak muss in kleinerem Rahmen gefeiert werden. Dafür kann das für Oktober geplante Geburtstagsprogramm mit Jazz aus Osteuropa zumindest bestehen bleiben.

Dem Schorndorfer Club Manufaktur dagegen hat Corona einen Großteil seines geplanten Programms gekippt, wie die Geschäftsführerin Andrea Kostka berichtet: „Auftritte internationaler Künstler fallen weg.“ Vielfach musste daher umgeplant und Ersatz gesucht werden. Dennoch würden rund 20 Prozent weniger Veranstaltungen im Club stattfinden als üblicherweise – obwohl sich die Manufaktur hinsichtlich ihrer räumlichen Bedingungen mit einem hohen, gut zu lüftenden Saal glücklich schätzen kann.

Im Sommer konnte man statt des Club-Biergartens die gesamte Fläche des angrenzenden Hofs nutzen und so die bisherige Besucherzahl bei Freiluftveranstaltungen von 80 bis 90 auf 180 bis 230 steigern. Im Club dagegen muss man nun ebenfalls deutlich reduzieren von 450 Gästen auf maximal 100. Eine strenge Reihenbestuhlung statt Stehplätzen soll den nötigen Abstand gewährleisten.