Mundschutz ist in manchen Alltagssituationen Pflicht. Der Markt für Masken, ob aus Stoff oder mit Extra-Schutz, boomt. Doch bei den Preisen steigt nicht jeder durch. Eindrücke aus Stuttgart-Vaihingen.

Vaihingen - Egal ob im Bus oder beim Einkaufen: Mund und Nase müssen seit dem 27. April bedeckt sein. Zwar reicht hierfür eine Alltagsmaske oder auch ein Schal aus. Viele wollen aber auf Nummer sicher gehen und greifen deshalb zu medizinischen Produkten. Doch wer OP-Masken oder partikelfiltrierende Halbmasken kaufen möchte, der muss dafür derzeit tief in die Taschen greifen.

 

So schildert ein Herr unserer Zeitung in einer E-Mail, ein Drogeriemarkt habe für FFP2-Masken 69 Euro pro Stück verlangt. Und auch die OP-Masken schlagen für knapp 50 Euro für 50 Stück finanziell ins Gewicht. Er schreibt uns: „Manche Firmen nehmen die Corona-Krise zum Anlass, Kunden hemmungslos über den Tisch zu ziehen.“

Doch nicht nur in Drogeriemärkten müssen Kunden viel Geld hinlegen, um Schutzmasken zu erwerben. Auch in Apotheken sind diese nicht gerade günstig. Katja Treiber, Leiterin der Apotheke am Markt in Vaihingen, bot zum Zeitpunkt des Interviews OP-Masken für 2,50 Euro das Stück an, FFP2-Masken für acht Euro. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass daran im Moment jemand reich wird“, sagt die Apothekerin Katja Treiber.

Man hatte lange Probleme, an Masken zu kommen

Denn der Grund für die hohen Preise für die Masken liege nicht im Gewinnstreben der Unternehmer. Sie seien unter anderem auf die Versorgungslage zurückzuführen: „Ich hatte eine Zeit lang Schwierigkeiten, an Ware zu kommen“, sagt Treiber. Um den Kunden überhaupt Masken anbieten zu können, beginnt eine Angestellte der Apotheke am Markt deshalb morgens um 8 Uhr, die Großhändler abzutelefonieren. Auch über das Internet erhält Treiber täglich Angebote. Doch die Verbraucherzentrale warnt: Manche Angebote seien von schlechter Qualität und erfüllten nicht die aufgedruckte Filterleistung. Deshalb verlässt sich Treiber ausschließlich auf ihr bekannte Hersteller: „Mir ist es wichtig, dass es nicht jemand ist, der einfach nur Toilettenpapier zusammengetackert hat“, sagt sie.

Eine Lieferung von Masken im Wert von 450 Euro sei bisher zudem noch nicht eingetroffen, eine andere Lieferung erst nach fünf Wochen. „Gerade Drogerien brauchen große Mengen. Die gehen ein großes Risiko ein mit ihren Bestellungen“, sagt Treiber. Die beschriebenen Lieferschwierigkeiten haben außerdem Auswirkungen auf die Preise, denn: „Auch wenn ich jetzt günstigere Ware bekomme, muss ich die teurere trotzdem verkaufen.“

Apotheken betrieben keinen Wucher

Treiber muss aufgrund der Preisschwankungen der Händler täglich anpassen, wie viel die Kunden für eine Maske bezahlen müssen. Noch vor der Pandemie hätte sie die Masken günstiger anbieten können. Die Hersteller und Händler haben jetzt ihre Preise angezogen. Wucher könne man der Apotheke deshalb nicht zur Last legen: Davon spricht man laut Verbraucherzentrale, wenn jemand die Zwangslage eines anderen ausnutzt, um seine Waren so teuer zu verkaufen, dass zwischen Preis und Warenwert ein krasses Missverhältnis besteht. An den Masken verdient Treiber kaum etwas, da mit dem Verkauf von Masken ein erheblicher Beratungsaufwand einhergehe.

Sie könnte sie dann billiger anbieten, wenn sie sie in großen Paketen verkaufen würde. Sie hat sich jedoch dagegen entschieden, denn: „Uns war es wichtiger, jeden in Vaihingen versorgen zu können.“ Deshalb hat sie bis vor Kurzem nur zwei Masken pro Person verkauft, inzwischen hat sich die Versorgungslage entspannt.

Bei ihr kaufen auch Arztpraxen

Und das, obwohl das Robert Koch-Institut betont, dass die OP-Masken und die FFP-Masken dem medizinischen und pflegerischen Personal vorbehalten sein sollten. „Ich hatte auch erst ein schlechtes Gewissen“, sagt Treiber. Aber: Bei ihr kaufen auch Arztpraxen ein, die auf diese Masken angewiesen seien. „Manche meiner Kunden befinden sich in der Chemotherapie, deren Immunsystem ist stark angeschlagen. Es ist wichtig, auch ihnen solche Masken zur Verfügung zu stellen.“

Auf den Verkauf von Masken zu verzichten und damit das wirtschaftliche Risiko sowie den Aufwand zu senken, kam für Treiber deshalb nicht in Frage: „Das widerspricht meinem Verständnis als Apothekerin: An vielen Produkten, die ich verkaufe, verdiene ich vergleichsweise wenig. Es geht dabei aber darum, die Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.“