Mehr Tests und möglichst viele Impfungen gelten als Weg aus der Coronapandemie. Gerade Letzteres gestaltet sich auch im Landkreis Esslingen schwierig. Doch es gibt auch Hoffnung und Hilfe. Ein Beispiel aus Leinfelden-Echterdingen.

Leinfelden-Echterdingen - Ein Punkt ist Nadina Wörn besonders wichtig: Denn den hatten offenbar viele, die in den vergangenen Tagen beim Impftelefon der Stadt Leinfelden-Echterdingen angerufen hatten, zunächst falsch verstanden. „Wir haben keine zusätzlichen Impfdosen im Kühlschrank liegen“, sagt die Seniorenfachberaterin des Amtes für soziale Dienste. Die Stadt habe auch keine freien Impftermine in ihrem Keller versteckt. „Wir können nur vermitteln“, sagt sie. Und zwar zwischen Menschen, die sich impfen lassen wollen, und Menschen, die ihnen dabei helfen.

 

Die Stadt bietet seit vergangenem Freitag eine Aktion im Rahmen von „L.E. hilft“ an, die sehr gut angelaufen ist. Etwa 40 Ehrenamtliche haben sich bereits in den ersten drei Tagen beim städtischen Pflegestützpunkt gemeldet. Sie haben sich bereit erklärt, Impfwillige dabei zu unterstützen, die zwei notwendigen Termine für eine Impfung gegen eine Covid-19-Erkrankung zu vereinbaren. Viele der Helfer bieten zudem an, die über 80-Jährigen – denn nur diese Gruppe ist neben dem medizinischen Personal derzeit impfberechtigt – zum Impfzentrum zu fahren und, wenn gewünscht, auch beim eigentlichen Impfvorgang mit dabei zu sein. Immerhin 14 Menschen, die diese Hilfe sehr gerne annehmen wollen, haben sich schon bei der Stadt gemeldet.

Vier Stunden in der Warteschleife

Die Idee der Impfpatenschaften kommt an. Wenngleich sich nichts an der Tatsache geändert hat, dass es äußerst schwierig ist, derzeit einen Impftermin zu ergattern. Das weiß Helmut Winkler nur zu gut. „Das hätte man wirklich besser organisieren können“, sagt der 84-jährige Musberger, der eigentlich anders heißt. Vier Stunden lang habe er am ersten Tag der Terminvergabe für die Corona-Schutzimpfungen in den Kreisimpfzentren immer wieder versucht, bei der zentralen Nummer 116 117 durchzukommen.

Der Musberger wollte für sich und seine Frau einen Termin im neu eingerichteten Impfzentrum an der Landesmesse vereinbaren. Immer wieder sei ihm mitgeteilt worden, dass er es zu einem späteren Zeitpunkt erneut probieren solle. Irgendwann habe er dann einen Mann an der Strippe gehabt, der ihm mitgeteilt habe: „Ich kann Ihnen keinen Termin geben.“ Sämtliche freien Termine waren zu diesem Zeitpunkt ausgebucht. „Warum wurde da nicht gleich ein Band geschaltet, das die Anrufer darauf hinweist, dass es keine Termine mehr gibt?“, will der Senior nun wissen. Ähnliches treibt auch einen 81-Jährigen aus Ostfildern um. Unserer Zeitung schreibt der Mann: „Wie viele Stunden haben Bürger nutzlos am Telefon verbracht, weil man nicht fähig war, eine ganz einfache Ansage zu schalten?“

„Auch bei uns haben sich sehr viele Menschen gemeldet, denen ich aber leider nicht weiterhelfen konnte“, sagt Andrea Wangner, Sprecherin des Landkreises Esslingen. Für die Kreisimpfzentren an der Landesmesse und an der Esslinger Zeppelinstraße werde es voraussichtlich Anfang Februar wieder freie Termine geben, erklärt sie. Aber nur dann, wenn es bis dahin wieder ausreichend Impfstoff gibt.

Neue Termine sind schnell vergeben

Laut Claudia Krüger, Sprecherin des Sozialministeriums, wurden am 25. Januar 64 350 Impfdosen nach Baden-Württemberg geliefert, am 1. Februar sollen weitere 93 600 folgen. Die Situation sei überall gleich: Termine gebe es aktuell keine. Jene, die für die neuen Lieferungen freigeschaltet wurden, seien schnell vergeben. Denn die Gruppe der Menschen über 80 Jahren und des medizinischen Personals mache in Baden-Württemberg rund eine Million Menschen aus.

Derzeit könnten täglich rund 7000 Menschen geimpft werden. „Das sind pro Tag 0,7 Prozent der Impfberechtigten“, schreibt Krüger unserer Zeitung. Zu den Problemen mit der Nummer 116 117 erklärt die Ministeriumssprecherin: „Die Hotline funktioniert gut, allerdings ist die Nachfrage größer als die freien Impftermine, da wir noch nicht genügend Impfstoff vom Bund erhalten haben.“ Die Wartezeiten seien am Anfang lang gewesen, inzwischen würden sie aber nur noch bei wenigen Minuten liegen. „Wenn keine Termine verfügbar sind, werden die Anrufer persönlich darüber informiert“, betont Krüger. Mittlerweile werde in diesem Fall dann auch eine Bandansage vorgeschaltet. „Vielleicht hilft unsere Impfpaten-Aktion auch, die Zeit des Wartens besser aushalten zu können“, sagt die Seniorenberaterin Nadina Wörn.

Impfpaten gesucht

Wer Impfwilligen helfen will oder selbst Hilfe braucht, kann sich beim Pflegestützpunkt der Stadt Leinfelden-Echterdingen melden. Telefon: 0711/16 00-2 29 oder -2 51, Mail: pflegestuetzpunkt@le-mail.de.