Die stationäre Pflege für Patienten mit Coronainfektion steigt leicht an, auch Intensivbetten sind wieder mehr gefragt. Einen Engpass sehen die Krankenhäuser in Stuttgart bis jetzt nicht und hofft auf den Effekt der Impfquote.

Stuttgart - Mit höheren Infektionszahlen wächst der Bedarf stationärer Behandlung wieder. Wochenlang habe es keinen einzigen Patienten mit Covid gegeben, dann seien es zehn und binnen einer Woche 15 gewesen, „seit Montag werden 23 stationär behandelt, davon vier auf der Intensivstation – und wir sind erst im August, und es sind noch Ferien“, kommentiert Mark Dominik Alscher den jahreszeitlich frühen Anstieg. Betroffen sind laut dem Medizinischen Direktor des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK) vorwiegend 50- bis 60-Jährige und vorwiegend Nichtgeimpfte.

 

Kliniken brauchen Frühindikatoren

Dass die Zahl der belegten Intensivbetten künftig als Kriterium für strengere Verordnungen zum Schutz gegen das Virus herangezogen werden könnte, hält Alscher für sinnvoll. „Allerdings sollte es nicht das alleinige Kriterium sein, wir brauchen weiterhin sogenannte Frühindikatoren wie die 7-Tage-Inzidenz.“ Damit könne der Personaleinsatz in den Häusern besser gesteuert werden.

Am städtischen Klinikum Stuttgart wurden zum Wochenanfang 17 Patienten mit Covid-Infektion behandelt, sieben davon auf der Intensivstation, drei davon müssen über eine Herz-Lungen-Maschine beatmet werden. Jan Steffen Jürgensen, der Medizinische Vorstand glaubt an einen weniger steilen Verlauf der vierten Welle, „weil viel mehr Menschen, auch das Pflegepersonal, inzwischen geimpft sind“ und er hofft, „dass die Restriktionen auch jene überzeugen, die bisher keinen persönlichen Vorteil des Impfens für sich erkennen konnten. Mehr als 90 Prozent der Patienten auf der Intensivstation sind ungeimpft“.

Patienten auf Station werden jünger

Am Marienhospital sind nach Auskunft von Pressesprecher Rainer Kruse fünf von neun internistischen Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt. „Vor einer Woche lag nur ein Coronapatient bei uns auf Intensiv.“ Sollte die Zahl der schwer erkrankten Coronapatienten wieder dramatisch steigen, müsse man wieder chirurgische Intensivbetten mitnutzen mit entsprechenden Auswirkungen auf die reguläre Patientenversorgung. „Im Moment ist die aber noch nicht betroffen, der Betrieb läuft ganz normal“, so Kruse.

Der Chefarzt der Notaufnahme im Diakonissenkrankenhaus, Stephan Rauscher, berichtet von aktuell vier bestätigten Coronafällen und zwei Verdachtsfällen, die am Diakonieklinikum behandelt werden. Intensivpflichtig sei derzeit keiner dieser Patienten, vier Betten auf der Intensivstation seien nicht belegt. Entsprechend des bundesweiten Trends sind die Coronapatienten „tendenziell jünger“, also unter 60, häufig sogar zwischen 20 und 30 Jahre alt.

Die 7-Tage-Inzidenz in Stuttgart war am Dienstag, 31. August, auf ihrem vorläufigen Höhepunkt des vergangenen Monats (104,4) und ist inzwischen wieder in den zweistelligen Bereich gesunken.

Mehr als 1000 Patienten auf Intensivstation

Landesweit sind fünf Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt. Dem zentralen deutschlandweiten Register (Divi) nach sind Stand 1. September 1135 Fälle gemeldet worden, die wegen Covid 19 intensivmedizinisch behandelt werden mussten, 39 mehr als am Vortag. Deutschlandweit sind 3401 Intensivbetten frei.