In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Coworking-Spaces in Deutschland immens gestiegen. In Baden-Württemberg ist der Großraum Stuttgart deutlicher Spitzenreiter.

Stuttgart - Der Trend geht mehr denn je zum Coworking-Space – dem Büro auf Zeit. Um das Büro-Chaos in den eigenen vier Wänden zu vermeiden, mieten sich immer mehr Freiberufler einen Schreibtisch in einem Gemeinschaftsbüro. Das belegt eine Markterhebung des Bundesverbandes Coworking Spaces Deutschland (BVCS). Demnach hat sich die Gesamtzahl der gemeinschaftlich genutzten Büroräume in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren vervierfacht: Waren es Anfang 2018 bundesweit noch etwa 300, sind es mittlerweile bereits 1268.

 

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Und auch in Baden-Württemberg nimmt die Zahl zu: Aktuell gebe es im ganzen Bundesland 169 Coworking-Spaces und -flächen, 70 davon – und somit die meisten – im Großraum Stuttgart. Auf den weiteren Plätzen folgen die Regionen Karlsruhe (28), Mannheim (23) und Heidelberg (18).

„Ja, das stimmt schon, grundsätzlich ist ein Wachstum da. Es tut sich viel im Moment“, nimmt Harald Amelung, der Geschäftsführer von Coworking0711, den Trend ebenfalls wahr. Wenngleich er nicht ganz nachvollziehen könne, wie die Zahlen zustande kämen. „Wie viele Spaces es tatsächlich sind, ist vermutlich immer auch eine Frage dessen, was man als Coworking-Space definiert.“

Vereinzelte Schließungen durch Corona-Pandemie

Die Befürchtungen, die Branche werde durch die Corona-Pandemie leiden und die Zahl der Spaces einbrechen, habe sich jedenfalls nicht bestätigt. Laut BVCS kam es aufgrund von Covid-19 zwar vereinzelt zu Schließungen, grundsätzlich könne die Branche aber zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Der Verband rechnet mit einem anhaltenden Wachstum, hervorgerufen durch die verstärkte Nachfrage nach Arbeitsplätzen und Teamoffices – insbesondere aus dem Mittelstand. Amelung teilt diesen Eindruck: „Ich gehe ebenfalls von einem weiteren Wachstum aus. Zudem glaube ich, dass die aktuelle Zeit eine große Chance für die Branche darstellt. Wie sich die Corona-Krise aber konkret auswirken wird, muss man erst noch sehen.“

Unserer Übersichtskarte können Sie entnehmen, wo es in Stuttgart Bürogemeinschaften zur Miete gibt:

Zukunft des Coworkings ist jetzt

Tobias Kollewe, der Präsident des BVCS, klingt sogar noch zuversichtlicher: „Ich bin fest davon überzeugt, dass mit der Post-Corona-Zeit die Zukunft des Coworkings kommt.“ Besonders im ländlichen Raum sollten Coworking-Spaces als Möglichkeit betrachtet werden, Pendler zu unterstützen und die Landflucht zu verhindern. Dort könnten die Mietbüros möglicherweise zur besseren Vereinbarung von Arbeit und Familie beitragen.

Dass viele Gründer von Spaces und Unternehmen dies bereits erkannt haben, zeigen die Zahlen aus der Markterhebung – und das Beispiel Coworking0711. Denn neben dem Space in Stuttgart hat das von Amelung geführte Unternehmen bereits Standorte in Herrenberg und Esslingen eröffnet.

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Außerdem hätten durch die Coronakrise viele Unternehmen erstmals Erfahrungen mit Remote Work (ortsunabhängiger Arbeit) gemacht und gemerkt, dass dies durchaus funktioniere. „Arbeitsplätze in Coworking-Spaces anzumieten, zahlt sich auch für Unternehmen aus – nicht nur als Anreiz für die eigenen Mitarbeiter. Grob gesagt liegen die Kosten für einen Arbeitsplatz im Coworking-Space etwa um die Hälfte niedriger als die kalkulatorischen Kosten im eigenen Büro“, sagt Kollewe.

Die Zunahme der Spaces, die sich in den vergangenen zwei Jahren beobachten ließ, dürfte seiner Einschätzung nach deshalb auch in Zukunft nicht abreißen.