Auf einem Parteitag in Nürnberg küren die Delegierten ihren Vorsitzenden einstimmig zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in fünf Monaten.

Die zweite Krönung an diesem Wochenende findet nicht im königlichen London statt, sondern in der Kaiserstadt Nürnberg. Nicht München oder andere Orten in Bayern, sondern die Franken-Metropole war im Heiligen Römischen Reich eine ganz große Nummer. Und sie ist die Heimatstadt des Markus Thomas Theodor Söder.

 

Ein Bild vom Wahrzeichen, der Kaiserburg, wird in der eher sachlichen Messehalle an die Wand geworfen, bevor die Nummer Eins der CSU auf dem kleinen Parteitag zur Rede ansetzt und sich anschließend erneut als Kandidat für das Ministerpräsidentenamt im Freistaat ausrufen lässt.

„Wir kümmern uns, wir sorgen uns“, ruft Söder dann dem Parteivolk zu. „Und es ist mir eine Ehre, Bayern zu dienen.“ Ganz klar: „Wir wollen diese Landtagswahl gewinnen.“ Am 8. Oktober findet sie statt, und mit dieser Krönung ist nun der Wahlkampf im Freistaat eröffnet.

Jede Menge Eigenlob

Über den grünen Klee lobt der Vorsitzende die Erfolge der CSU im Bayernland: Man beschere dem Land „Wohlstand für alle“, sei für die „Normalverdiener und kleinen Leute“ da. Die Partei sei nicht „in der Kaviar-, sondern in der Leberkäs-Etage“ beheimatet. Der Freistaat habe die niedrigste Kriminalitätsrate in Deutschland – „in Bayern wird es keine Kreuzberger Nächte geben“.

Auch sage man, so führt Söder in der Halle mit einem an der Seitenwand stets mild angeleuchteten Kreuz aus, „ja zum Klimaschutz, aber nein zu Klimaklebern“. Fast in allen Bereichen stehe der Freistaat auf Platz ein oder zwei. Die Wirtschaft siedle sich bevorzugt in Bayern an. Und wenn die Bürger anderswo gefragt würden, wo sie neben der eigenen Heimat am liebsten leben würden, laute die Antwort mit großer Mehrheit: „in Bayern“. Fazit: Der Freistaat sei „Sehnsuchts- und Zukunftsland“. Und: „Wir sind wohlhabend, sexy und klug.“

Eine von Söders typischen Eigenschaften ist es, seine vermeintlichen Superlative oft recht übersteuert herauszuposaunen und dabei vor Eigenlob fast zu platzen. Die zweite Grundmelodie, die man in diesem Wahlkampf wieder und wieder zu hören bekommen wird, ist die harsche Kritik an der Berliner Ampel-Koalition. Und dabei insbesondere an den Grünen, die Söder als Hauptgegner und –konkurrenten identifiziert hat. SPD und FDP bleiben praktisch außen vor.

Harsche Kritik an den Grünen

Die Grünen würden einen „Verbots- und Zwangsstaat“ anstreben, die CSU aber sei „gegen Umerziehung und für Freiheit“. Die Christsozialen seien eine „Mitmachpartei“, die Grünen eine „Miesmachpartei“. Und die aktuellen Affären um familiäre Verbindungen und Stellenbesetzungen mit Freunden in Robert Habecks Wirtschaftsministerium offenbarten „grüne Korruption“.

Schwarz-grünen Gedankenspielen für Bayern erteilt der Ministerpräsident eine schroffe Absage, Söder will das Bündnis mit den pflegeleichten Freien Wählern (FW) fortführen. Die Chancen dafür stehen derzeit gut: Nach den herb schlechten 37,2 Prozent bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2018 liegt die CSU laut aktuellen Umfragen derzeit bei 40 bis 42 Prozent. Die absolute Mehrheit scheint zusammen mit den FW bestens gesichert, diese liegen derzeit bei gut zehn Prozent. Die Ampel-Opposition wiederum kommt im Freistaat zusammen auf gerade mal 30 Prozent.

Söder gibt den Teamplayer

Markus Söder scheint seine Mannschaft solide aufgestellt und ganz auf sich zentriert zu haben. Jeder der Minister in seiner Regierung wird in seiner Rede ein Mal ordentlich gelobt. Da kann er dann schon großmütig sagen: „Ich setze mehr auf Team als je zuvor.“ Er selbst sei „gelassener geworden“, meint er. Und die CSU müsse „einladend, umarmend, mitfühlend“ sein. Wieder ein sehr dick bestrichenes Nutella-Brot.

Am Ende seiner Rede jedenfalls reckt Markus Söder die geballten Hände in die Luft und schreit in den Saal, was nun Sache ist: „Auf geht’s in den Wahlkampf, Leute!“ Stürmischer Beifall, nicht anders als erwartet.