Markus Söder gelingt es, die CSU trotz desolater Umfragewerte für die Landtagswahl aufzurütteln, beurteilt Paul Kreiner das Ergebnis des Parteitags.

München - Da hat sich was getan. Als die AfD vergangenes Jahr plakatierte: „Franz Josef Strauß würde AfD wählen“, da erwog eine Jammerlappen-CSU, gegen diese Enteignung ihres Idols gerichtlich vorzugehen. Politisch hatte sie nichts zu bieten – weil sie unsicher war darüber, was „FJS“ wählen würde. Und weil sie selber schon die Rechtsradikalen nachahmte: rhetorisch und gnadenlos gegen Ausländer.

 

Vier Wochen vor der Landtagswahl in Bayern hängen die AfD-Plakate wieder. Heute aber wendet CSU-Spitzenmann Markus Söder die Sache in politische Stärke: „Strauß würde nicht die AfD wählen, er würde sie bekämpfen; das sollten wir auch tun.“ Und der Parteitag spendet ihm dafür den längsten und lautesten Applaus von allen.

Fulminante Parteitagsrede

Nur noch 35 Prozent soll die CSU am 14. Oktober laut Umfragen bekommen; so tief lag die Stolze noch nie. Der eitle Dauerstreit um die Parteiführung, Seehofers Nervenkrieg gegen Kanzlerin Merkel in Berlin, der Rechtsruck haben ihr geschadet. Jetzt aber, mit dem Münchner Parteitag von diesem Samstag, hat sich die CSU wieder solide in der politischen Mitte verortet. Der Kurs schwankt nicht mehr – auch wenn Seehofer sein Zündeln nicht lassen kann und von „Asylwanderung“ spricht, wo man ihm den Begriff „Asyltourismus“ verboten hat. Dafür bekommt der Parteichef auch deutlich weniger Applaus als Markus Söder – und von diesem noch einen Schlag obendrauf: „Rückenwind aus Berlin“ sei im bayerischen Wahlkampf „nicht spürbar“. Der Rest der Abrechnung erfolgt am Wahlabend.

Söder ist es mit seiner fulminanten Parteitagsrede gelungen, der CSU mehr vom alten Stolz zurückzugeben als zu erwarten war. Wobei ihm die desolaten Umfragewerte sogar noch geholfen haben: Sie sagen nämlich, dass sieben Parteien, Linke inklusive, in den Landtag einziehen werden. Da kann Söder die erschrockenen Bayern in der Tat vor politischer Zerfaserung warnen und etliche in den warmen Stall der CSU zurückholen. Und dennoch: die Zeit der Alleinregierung ist vorbei. Es herrscht Wendestimmung in Bayern. Das aber will die CSU noch nicht wahrhaben.