David Cameron hat bei der CSU in Kreuth fast ein Heimspiel. Zumindest was die Skepsis gegenüber Europa und den Umgang mit der Flüchtlingskrise angeht, stellen die bayerischen Gastgeber und der britische Premier deutliche Gemeinsamkeiten fest.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Kreuth - Seine Garderobe in Kreuth hatte der britische Premierminister David Cameron, ohne Zweifel der bestgekleidete Mann in diesen Tagen im Tegernseer Tal, kontrastreich zum Schnee im Hintergrund gewählt: dunkelblauer Anzug, dunkelblauer Mantel. Und auch seine Worte waren nach Maß, denn reden kann Cameron: Europa wird es sich demnach etwas kosten lassen müssen, will die Gemeinschaft die Briten halten. Am Ende aber entscheide, so Cameron, das britische Volk über die weitere Zugehörigkeit.

 

Seinen Ministern hat der Premier frei gestellt, ob sie für den Verbleib werben – oder sich dagegen stellen. Eine solche Entschiedenheit hört man gerne in der CSU, die Cameron schon einmal vor neun Jahren in die Berge eingeladen hatte, als noch Tony Blair und Labour in London regierten.

Stoiber ist schwer beeindruckt

Am meisten beeindruckt hatte der Gast bei den Gesprächen den ehemaligen Regierungschef Edmund Stoiber, dessen anti-europäische Reflexe vor seiner jetzt zu Ende gegangenen Bürokratieregelungsaufgabe in Brüssel relativ ausgeprägt waren. Großbritannien, so Stoiber mit kaum verhohlener Bewunderung, suche sich in den nächsten fünf Jahren gerade einmal 20 000 Syrer aus, die dann ins Land kommen dürften: „Also keine Quote.“ Da sei man, fast hätte Stoiber vor Respekt „Oho“ gepfiffen, „schon auseinander“. Man müsse alles tun, um Großbritannien in der EU zu halten, meinte er. Als Partner sei das Land von noch größerer Bedeutung als Frankreich.

Deutlicher wurde Horst Seehofer, der in Camerons absolut rigider Zuwanderungspolitik „CSU pur“ entdeckt hatte. Was er nicht sagte, war, dass die CSU bei aller Hingegebenheit für die britischen Sonderwege nicht agieren kann wie die Tories im Vereinigten Königreich. In Deutschland steht eine absolute Mehrheit allein der CSU doch in den Sternen. Sie ist, obwohl sie das gerade in Kreuth mitunter anders zu betrachten pflegt, eine Partei, die beim Kanzlermachen hilft, aber auch ein regionaler Minoritätenenklub im Vergleich zur Schwester CDU – wiewohl nicht ohnmächtig.