Längst wird der Krieg in der Ukraine auch im Internet geführt. Wo zuvor Geschäfte und Restaurants bei Google bewertet wurden, rücken Aktivisten nun den Konflikt in den Fokus. Der Internetriese reagiert.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Moskau - Die russische Propagandamaschine läuft. Wer in Russland lebt und Staatsmedien konsumiert, könnte schnell zu dem Eindruck gelangen, die russische Invasion in der Ukraine sei eine Militäroperation mit dem Skalpell – von haltlosen Anschuldigungen, bei der Regierung handelte es sich um „eine Bande von Drogenabhängigen und Neonazis“, wie Russlands Präsiden Wladimir Putin behauptete, mal ganz abgesehen.

 

Um diejenigen in Russland trotzdem zu erreichen, die von sich aus keine unabhängigen Medien nutzen, um sich zu informieren, hat das Hackerkollektiv Anonymous jetzt einen Aufruf verbreitet, die Kommentarfunktion des Google-Review-Angebots zu nutzen, auf die Situation in der Ukraine aufmerksam zu machen und sich den Protesten dagegen anzuschließen.

Über die Google-Maps-Funktion lassen sich die meisten Restaurants und Geschäfte auch in Russland einfach finden, eine Bewertung abzugeben – oder eine als Bewertung getarnte Botschaft –, ist auch dort mit wenigen Klicks erledigt.

Bei Google nimmt man den Anstieg dieser Inhalte wahr – und reagiert offenbar darauf. „Aufgrund der kürzlichen Zunahme von Beiträgen auf Google Maps, die sich auf den Krieg in der Ukraine beziehen, haben wir zusätzliche Schutzmaßnahmen eingeführt, um Inhalte zu kontrollieren und zu verhindern, dass sie gegen unsere Richtlinien für Maps verstoßen“, sagt Lena Heuermann, Pressesprecherin von Google. Dazu gehöre auch die vorübergehende Sperrung neuer Bewertungen, Fotos und Videos in der Region.

Laut den offiziellen Richtlinien von Google sollen alle Beiträge entfernt werden, die nicht nicht themenbezogen sind. „Maps soll kein Forum für Nutzer sein, die sich zu politischen, sozialen oder persönlichen Themen äußern möchten“, steht dort als Begründung.

Die Berichterstattung in Russland ist stark eingeschränkt. So verfügten staatliche Behörden darüber, dass Medienhäuser im Kontext mit dem Krieg in der Ukraine Begriffe wie „Angriff“ oder „Invasion“ nicht verwenden dürfen.

Russland hat Facebook-Dienste eingeschränkt

Das Google-Review-Bombing ist nur einer von vielen Schauplätzen im Netz, an denen um die Informationshoheit gerungen wird. Mehrere staatliche Webseiten auf beiden Seiten wurden Ziel von Hackerangriffen, die Ukraine wirbt offen um Unterstützung im Cyberkrieg, pro-russische Hacker drängen in soziale Netzwerke. Außerdem hat Russland die Facebook-Dienste eingeschränkt.

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Die Rolle von Anonymous aufseiten der Ukraine ist dabei umstritten. Zumal das Hackerkollektiv laut einiger IT-Experten sehr dezentral organisiert ist und von einer Kultur geprägt sei, Erfolge über Wert zu verkaufen. Sie warnen davor, ihre Rolle in der Auseinandersetzung überzubewerten.