Die emotionale EM-Reise führt Dänemark zum Duell mit England in Wembley. Die Geschichte, die mit dem Drama um Christian Eriksen begonnen hat, soll nun ein Happy End finden. 

Baku - Im Moment des grenzenlosen Jubels kreisten die Gedanken von Kasper Hjulmand einmal mehr auch um Christian Eriksen - nicht nur um das EM-Halbfinale, nicht nur um das Highlight gegen England in Wembley. Hjulmand erinnerte sich vor allem an die dramatischen Minuten vor drei Wochen, die unglaublichen Reaktionen und die gesamte emotionale EM-Geschichte Dänemarks, die einem Happy End in diesen Tagen immer näher kommt. 

 

Eriksen „hätte hier sein sollen. Ich denke noch immer jeden Tag an Christian“, betonte der angefasste Hjulmand nach dem hart erkämpften 2:1 (2:0) gegen Tschechien, das die Dänen weiter von der ganz großen Sensation träumen lässt.

Die Mannschaft sei glücklich, dass der 29-Jährige den Zusammenbruch im ersten Turnierspiel überlebt habe, sagte Hjulmand nochmals: „Wir tragen ihn bei uns bis nach Wembley.“

Am Mittwoch gegen England

Das Drama hat die dänische Mannschaft zusammengeschweißt, es hat ihr neuen Mut geschenkt - und es soll sie nun auch durch das Halbfinale gegen England und die hitzige Atmosphäre im „Auswärtsspiel“ in London tragen. Dass Dänemark am Mittwoch (21.00 Uhr) die Chance auf das Endspiel habe, sei „riesig und nach allem, was wir erlebt haben, etwas ganz Besonderes“, sagte der dänische Coach.

Eriksen habe dem Team bereits vor dem Viertelfinale gesagt, dass er sehr stolz sei, verriet der Dortmunder Thomas Delaney: „Wir tragen ihn in unserem Herzen. Wir kämpfen zwar immer noch damit, aber wenn wir ihn stolz machen können, macht mich das glücklich.“ Die Mannschaft wisse seit jenem 12. Juni, „dass wir den Menschen um uns herum vertrauen können“, sagte Kapitän Simon Kjaer.

Delaney (5.) und Kasper Dolberg (42.) waren es, die trotz des Gegentreffers durch Patrik Schick (49.) die Hoffnungen in der Heimat auf eine Neuauflage des Triumphes von 1992 befeuerten. Zwar hatte Dänemark diesmal deutlich mehr Mühe, dennoch steht Danish Dynamite erstmals seit dem Titelgewinn wieder im EM-Halbfinale. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass uns das reicht“, sagte Kjaer.

Höjbjerg verdrückt Tränen

All die Emotionen der vergangenen Wochen kochten nach dem Kraftakt gegen Tschechien hoch. Auf dem Feld verdrückte der frühere Bayern-Profi Pierre-Emile Höjbjerg Tränen, Delaney jubelte eingehüllt in eine dänische Fahne vor den Fans - und Hjulmand feierte mit einem rot-weißen Anglerhut auf dem Kopf, ehe er seine Gefühle offenbarte.

„Ich bekomme berührende Nachrichten von Leuten, die sagen, dass ihre Kinder jetzt Nationalspieler werden wollen“, sagte Hjulmand. Warum den Dänen die Sympathien zufliegen? Die Fußballwelt habe nach dem Eriksen-Drama „verstanden, was die fundamentalen Werte im Fußball und im Leben sind. Vielleicht sind wir ein Symbol dafür“.

Eriksen dürfte die beeindruckende Reise seiner Teamkollegen mit Vergnügen verfolgen. Am Wochenende tauchte erstmals seit dem Krankenhausaufenthalt ein Foto von ihm mit einem kleinen Fan am Strand von Tisvilde auf.  „Ich im Glück mit dem berühmtesten Mann der Welt“, schrieb der elfjährige Björn dazu. Die Aufnahme zeigt Eriksen, der mit seiner Freundin unterwegs war, in kurzen Hosen mit weißem Shirt und schwarzer Basecap, er lächelt.