Mit seiner aktuellen Modellpalette ist Mercedes erfolgreich. Die Autos der Zukunft fehlen aber noch, kommentiert der StZ-Wirtschaftschef Michael Heller.

Stuttgart - Der Daimler-Vorstand hat allen Grund, mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr zufrieden sein. Eindruck macht nicht nur das Ergebnis selbst, sondern auch die Breite des Erfolgs. So gut wie überall ist es Management und Mitarbeitern trotz teilweise schwieriger Rahmenbedingungen gelungen, zu punkten. Keine Frage: Vorstandschef Dieter Zetsche und seine Mannschaften ernten jetzt die Früchte früherer Bemühungen. Hinzu kommt, dass die renditestarken Baureihen C- und S-Klasse noch neu am Markt sind.

 

Solange Zetsche sein Ziel, der weltweit führende Premiumanbieter zu werden, nicht erreicht hat, wird bei Daimler gewiss keine satte Zufriedenheit einkehren. Allerdings fallen weitere Fortschritte auf dem bereits erreichten Niveau naturgemäß schwer. In den Nutzfahrzeugwerken hat Vorstandsmitglied Wolfgang Bernhard durch lang laufende Vereinbarungen mit dem Betriebsrat bereits die Grundlage für weitere Effizienzgewinne gelegt; die Werke der Personenwagensparte werden folgen müssen. Klar ist aber, dass hier wohl eher kleine Brötchen gebacken werden müssen, denn ein umfangreiches Sparprogramm ist der Belegschaft in der gegenwärtigen Erfolgsphase kaum zu vermitteln.

Die wirklichen Herausforderungen sind aber längerfristiger Natur. Bereits jetzt ist klar, dass die künftigen Abgasgrenzwerte mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren nicht zu erreichen sein werden. Aber die Regeln werden immer weiter verschärft, so dass künftig auch eine ganze Hybrid-Armada nicht ausreichen wird. Daimler braucht vollwertige Elektroautos, seien sie batterieelektrisch angetrieben oder über eine Brennstoffzelle. Hier hapert es jedoch – wie in der gesamten Autoindustrie. Der aktuell niedrige Spritpreis, der die Suche nach Alternativantrieben bremsen könnte, spielt dabei wohl noch die geringste Rolle. Dass Daimler den Aufwand für Forschung und Entwicklung ebenso erhöhen will wie die Investitionen, ist richtig. Stand jetzt sind die viel zu teuren E-Vehikel mit ihren leistungsschwachen Batterien ohne massive Subventionen nicht abzusetzen. Subventionen können in einer Marktwirtschaft aber nicht die Lösung des Problems sein. Wenn die Politik nicht nur Kleinwagen, sondern auch Premiumautos auf dem Markt halten will, muss sie sich stärker für Grenzwerte einsetzen, die nicht nur das ökologisch Wünschenswerte, sondern auch das wirtschaftlich und technisch Machbare berücksichtigen.