Der Stuttgarter Autobauer Daimler will bei der Einrichtung seines neuen Prüf- und Technologiezentrums in Immendingen (Kreis Tuttlingen) Gas geben. Im Gegenzug soll die Teststrecke im Neckartal bei Wernau (Kreis Esslingen) aufgegeben werden.

Wernau - Der Stuttgarter Autobauer Daimler will bei der Einrichtung seines neuen Prüf- und Technologiezentrums auf dem Areal der Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne in Immendingen (Kreis Tuttlingen) Gas geben. Im Gegenzug soll die Teststrecke im Neckartal bei Wernau (Kreis Esslingen) aufgegeben werden.

 

Noch brettern schwere Limousinen mitten durch das Naturschutzgebiet an den Wernauer Baggerseen – wie sie es seit Mitte der 1960er Jahre machen. „Wir messen hier Fahrgeräusche in der Vorbeifahrt und testen den Korrosionsschutz auf der Schlechtwegstrecke“, sagt der Konzernsprecher Markus Mainka. Bald allerdings könnte in der als Vogelrück- und -durchzugsgebiet von europäischem Rang geltenden Wasserlandschaft Ruhe einkehren. So zumindest hoffen es die Naturschützer und die Vertreter der Stadt Wernau. Die warten seit Jahren auf die Gelegenheit, den ungeliebten Fremdkörper Testgelände in die 32 Hektar große Fläche zu integrieren, die im Jahr 1981 unter Schutz gestellt wurde. „Wir werden die Umfänge, die wir derzeit noch in Wernau fahren, nach und nach in unser neues Testgelände integrieren“, sagt Mainka, ohne sich darauf festzulegen, wann genau der motorisierte Kreisverkehr die Ausfahrt Immendingen nehmen könnte.

Naturschutzgebiet soll weiterentwickelt werden

Geht es nach dem Willen des Stuttgarter Regierungspräsidiums, dann lieber heute als morgen. „Wir haben die Naturschutz-Akte Wernau aus der Registratur geholt“, sagt Clemens Homoth-Kuhs, der Sprecher der Stuttgarter Aufsichtsbehörde. Zwar sei die Daimler AG nur der Mieter und die in Frage kommenden Flächen in privater Hand, doch lässt Homoth-Kuhs keinen Zweifel daran, dass „der hohe Rechtsstatus des Naturschutzgebiets auch auf die unmittelbare Umgebung abfärbt“.

Das Regierungspräsidium sei daran interessiert, das Naturschutzgebiet an den Wernauer Baggerseen fortzuentwickeln. „Wir werden demnächst mit allen Beteiligten in Verhandlungen treten“, sagt Homoth-Kuhs an. Am Verhandlungstisch wird auch die Stadt Wernau sitzen. Allerdings macht sich der Bürgermeister Armin Elbl keine Illusionen, was den Einfluss der Kommune auf den Ausgang der Diskussion angeht. „Wir sind nur Beobachter“, sagt er.

Allerdings will man in Wernau genau beobachten, wie das RP als Verhandlungsführer im Auftrag des Landes vorgeht. „Wir setzen auf eine für beide Seiten faire Lösung. Es kann nicht sein, dass das Areal zum symbolischen Naturschutzpreis von einem Euro rausgekauft wird“, sagt Elbl.